Lachsalven für „Eine Mords-Freundin“
Theater der Altmark eröffnet die neue Spielzeit mit herrlicher Komödie

Theater der Altmark in Stendal©ik
Im Theater der Altmark in Stendal werden pro Spielzeit etwa 13 Premieren für Erwachsene, Kinder und Jugendliche gezeigt.
Der Spielplan bietet Stücke mit aktuellen Themen von gesellschaftlicher Relevanz, klassische und zeitgenössische Dramatik, aber auch Unterhaltungsformate wie musikalische Produktionen und Komödien.
Mit der turbulenten Komödie von Steven Moffat (Deutsch von Danijel Elburg), die die typisch britische Höflichkeit treffsicher ins Visier nimmt startet das TdA in die neue Theaterspielzeit 2025/2026.

Die „Mords-Freundin“ (Kerstin Slawek) kommt überraschend und wirbelt das Leben der Londoner Familie durcheinander.©Nilz Böhme, TdA
Von Thomas Pfundtner
Stendal – Zur Eröffnung der neuen Spielzeit (2025/2026) brachte das Theater der Altmark am 13. September eine Komödie auf die Bühne im Großen Haus: „Eine Mords-Freundin“ von Steven Moffat. Der in Schottland geborene Brite hatte sich bereits einen Namen als Drehbuchautor und Produzent gemacht – zum Beispiel mit der TV-Serie „Sherlock“ oder „Dr. Who“ – und zahlreiche Fernsehpreise gewonnen, bevor er begann, Theaterstücke zu schreiben. „Eine Mords-Freundin“ ist sein erstes Bühnenwerk. Die Idee dazu soll ihm gekommen sein, als ihm ein Freund erzählte, wie schwierig es sei, einen ungebetenen Gast loszuwerden. Für die Genehmigung, aus dieser Geschichte ein Stück zu schreiben, verlangte der Erzähler lediglich, dass die Hauptrolle seinen Namen tragen müsse – und zwei Freikarten für die Premiere.
„Eine Mords-Freundin“ ist bis heute ein Riesenerfolg auf europäischen Bühnen. Und jetzt ist die Dame Elsa Jean Krakowski in Stendal angekommen und sorgt ordentlich für Rambazamba.

Das Ehepaar Peter und Debbie (Matthias Hinz und Josephine Behrens) genießt die Kreuzfahrt.©Nilz Böhme,TdA
Die Geschichte ist schnell erzählt: Auf einer Kreuzfahrt lernen Peter und Debbie, glücklich verheiratet und Eltern zweier pubertierender Kinder, die Amerikanerin Elsa Jean Krakowski kennen. Man freundet sich an, verabredet ein Wiedersehen. Tatsächlich fliegt Elsa von Denver zu Debbie und Peter, steht eines Tages vor deren Tür in London. Dabei ist sie längst nicht mehr so willkommen. Eher ist das Gegenteil der Fall; hat das Ehepaar doch im Internet recherchiert und wurde fündig: Die Kreuzfahrtbekanntschaft soll eine Massenmörderin sein, die sogar ihre eigenen Ehemänner mit vergifteten Sandwiches ins Jenseits geschickt hat. Nur, wie wird man den Gast wieder los? Zumal die „Killerin“ in kürzester Zeit – wie einst Mary Poppins – aus ungehobelten Teenagern sympathische, an den Eltern interessierte, junge Menschen macht. Damit nicht genug: Auf den Nachbarn hat die charismatische Witwe ein Auge geworfen.
Dialoge, die zum Lachen „zwingen“ und unbändige Spielfreude der Schauspieler ergeben einen sehenswerten, schönen Theaterabend

Elsa (Kerstin Slawek) bringt Schwung ins Leben der Londoner.©Nilz Böhme,TdA

Auch der Nachbar (Tilo Werner) bekommt die Fürsorge Elsas zu spüren.©Nilz Böhme,TdA
Gut zwei Stunden wird auf der TdA-Bühne Boulevardtheater vom Feinsten angeboten: Situationskomik. Wortspiele. Alltagsszenen, wie wir sie kennen. Falsche Rücksichtnahme, die zielgenau ins Chaos führt. Dialoge, die zum Lachen „zwingen“. Alles kommt in einen Topf, wird heftig umgerührt und mit unbändiger Spielfreude der Schauspieler gewürzt.
Da ist Kerstin Slawek als vermeintliche Massenmörderin. Sie haucht ihrer Rolle so viel Charme und Mitgefühl ein, dass der Verdacht gegen sie keine Rolle mehr spielt. Im Gegenteil: Niemand möchte Elsa wieder gehen lassen.
Josephine Behrens und Matthias Hinz stellen wahrhaftig ein typisch modernes Ehepaar dar. Er hat sein Leben eng mit seinem Handy gekoppelt, vergisst aber alles wieder sofort, weil er nicht mehr zuhören kann. Debbie neigt zur Hysterie und Verzweiflung – unter anderem, weil sie ihre Kinder nicht mehr versteht.
Oscar Seyfert als pubertierender Sohn begeistert mit einer temporeichen Darbietung: Vom lustlosen jungen Mann, der das Haus nicht verlassen will, wird er – dank Elsa – zum sportlichen Freiluftfanatiker. Gelungen!
Neu im Ensemble ist Tara Oestreich, die sich als Rosie ständig vernachlässigt fühlt und ständig beleidigt ist. „Die Neue“ kann Theater und man darf gespannt sein, wie sie sich in einer Hauptrolle präsentiert.
Last but not least: Tilo Werner als spießiger Nachbar, der aber tatsächlich cleverer ist, als alle anderen denken. Schon die ersten Minuten nach der Pause mit ihm allein auf der Bühne sind einfach herrlich schräg.
So wie auch der Plot nach gut zwei Stunden. Nur den wollen wir hier nicht verraten. Lassen Sie sich überraschen!

Schlussapplaus für das Ensemble der „Mords-Freundin“ des TdA.©T.Pfundtner
Fazit: „Eine Mords-Freundin“ ist ein wunderbar leichter Theaterabend, der dennoch zum Nachdenken anregt. Trotz teilweiser Längen und manch überflüssiger Szenen, vergeht der Abend im Nu und „ist einfach nur schön“, wie ein Besucher sagte, als der Vorhang fiel.
Wie sagte Regisseur Christian von Treskow: „Natürlich ist es Unterhaltung pur, aber eben nicht pure Unterhaltung.“
Dem ist nichts mehr hinzuzufügen!
Doch: Ausstattung (Sofia Mazzoni) und Kostüme (Kirstin Versümer) passen wie die Faust aufs Auge zum Stück.
Nicht zu vergessen, der Ton (Enrico Stephan, Bernd Alsholz) und das Licht (Ronald Gehr, Toralf Zaeske, Christian Beye, Jörg Wendt) bilden das Tüpfelchen auf dem i für diesen Abend.
Hinterlasse einen Kommentar