Zsömle ist weg

Wer vor der Politik flieht, den sucht sie heim. Onkel Józsi hat alles getan, um vor den Augen der Welt zu verschwinden, seine Familie und seine Herkunft hat er geheim gehalten: Er ist Spross einer jahrhundertealten Adelslinie, die auf verschlungenen Wegen bis Dschingis Khan zurückreicht. Sogar Anspruch auf den ungarischen Thron könnte er erheben, aber er will sich nicht in die Politik einmischen und lebt, wie alle seine Vorfahren, im Verborgenen.

Bis er von einer merkwürdigen Schar vermeintlicher Anhänger aufgespürt wird –  von unverbesserlichen Monarchisten und verschrobenen Archivaren. Mit Ungarn gehe es bergab, der Glanz sei dahin, alles sei verloren, da sind sich alle einig. Als sie ihre Pläne enthüllen, zerreißt das Gespinst. Die Nähte des Lebens sind verschlissen, die Gedanken jagen sich im Kreis, das Glück gibt es nur noch retrospektiv. Bleibt nur die Flucht …

In seiner episch-melodischen Sprache, die sich dem Schlusspunkt verweigert und wie ein fließender Strom voranschreitet, erzählt László Krasznahorkai in Zsömle ist weg, seinem neuen Roman, die Geschichte eines geheimen Thronfolgers, der im politischen Wirrwarr der ungarischen Gegenwart für stabile Verhältnisse sorgen soll – und der nicht bereit ist, diese Verantwortung zu übernehmen.

  • Verlag: S. FISCHER
  • Übersetzt von: Heike Flemming
  • Erscheinungstermin: 10.12.2025
  • Preis: 25 Euro
  • ISBN: 978-3-10-397667-0
  • 304 Seiten

„Jedes meiner Bücher soll die literarische Landkarte verschieben“, sagt László Krasznahorkai, dem 2015 der International Man Booker Prize verliehen wurde. 1954 in Gyula/Ungarn geboren, gilt er als einer der innovativsten Schriftsteller Europas, dessen Romane Satanstango und Melancholie des Widerstands überall auf der Welt begeistert aufgenommen werden. Die internationale Beachtung begann jedoch 1993 in Deutschland mit dem SWR-Bestenliste-Preis für Melancholie des Widerstands. In den letzten Jahren erschienen die Erzählbände Seiobo auf Erden (Brücke-Berlin-Preis und Literaturpreis Leuk 2010) sowie Die Welt voran (2014). Für seinen Roman Baron Wenckheims Rückkehr (2018) wurde er mit dem National Book Award 2019 for Translated Literature ausgezeichnet. 2021 erhielt er den Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur sowie 2024 den spanischen Literaturpreis Prix Formentor. 2025 wurde er mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Zuletzt erschienen der Roman Herscht 07769 und der Erzählband Im Wahn der Anderen. Heute lebt László Krasznahorkai in Triest, Italien.