Eine-biologische-Zeichnung-einer-Kakaofrucht-am-Baum-hängend- Pfundtner

Rezension „Der Duft von Schokolade“

Waren Sie schon einmal auf einem Gewürzmarkt oder in einem Gewürzmuseum? Mögen Sie den Geruch von Gewürzen, den Duft von Schokolade? Verbinden Sie mit Gerüchen bestimmte Personen, besondere Ereignisse oder spezielle Orte? Wird Ihr Leben von Gerüchen beeinflusst?

Im Buch von Ewald Arenz bestimmt der Duft von Menschen das Leben des August Liebeskind. Der junge Leutnant hat seinen Abschied aus der kaiserlichen und königlichen Armee Österreich-Ungarns genommen und sieht seine berufliche Zukunft in der Schokoladenfabrik seines Onkels. Seiner eigenen Einschätzung nach, hat er keine besonderen Fähigkeiten und tut im Großen und Ganzen, was man von ihm erwartet.

Schon auf den ersten Seiten des Buches deutet sich aber an, dass August seine Welt mit Gerüchen verbindet. Und das schon seit seiner Kindheit, was für ihn normal ist. Seine Umwelt aber nicht weiß. August scheint ihnen verträumt, weltfremd oder sogar unverschämt. Seine Begabung, hinter den Gerüchen das Schicksal der Menschen zu erahnen, nimmt keiner wahr.

Der Roman spielt ab 1891 in Wien und Berlin. Vordergründig ist es eine Liebesgeschichte mit kompliziertem Verlauf, die aus der Perspektive des Hauptakteurs erzählt wird. Im Mittelpunkt steht dabei die überwiegend einseitige Liebe von August zu Elena, die ein sehr auffällig emanzipiertes Auftreten zeigt, und gar nicht so agiert, wie es zu der Zeit von Frauen erwartet wurde. Außerdem trägt sie ein Geheimnis mit sich, das nur häppchenweise ans Tageslicht kommt.

August ist besonders von Elenas speziellem Duft fasziniert. Diese Faszination ist die Triebkraft zur Entwicklung spezieller Schokoladenköstlichkeiten, die außergewöhnlich schmecken und ihre Wirkung auf die Mitmenschen nicht verfehlen.

Mir haben die magischen Momente in der Erzählung gefallen, dadurch entstanden auch bei mir lebendige Bilder. Ich konnte mich gut in August und seine Gedanken einfühlen und habe der Auflösung der Geheimnisse entgegengefiebert. Berührt hat mich die Sensibilität von August und das offensichtliche Unverständnis der Familie ihm gegenüber.

Ein Buch, das ich in einem Rutsch durchgelesen habe. Es ist allerdings nichts für Menschen, die gar keine Schokolade mögen.