Der Passfälscher

Die unglaubliche Geschichte eines jungen Grafikers, der im Untergrund gegen die Nazis kämpfte | Die Vorlage zum Film
In seinen engmaschig komponierten, fast unglaublich klingenden, anekdotenreichen Erinnerungen berichtet der Zeitzeuge Cioma Schönhaus mit Sinn für Selbstironie und Spannung aus seinem wechselvollen Leben im nationalsozialistischen Berlin. 1942 entscheidet er sich, in den Untergrund zu gehen, um einer weiteren Verfolgung und der drohenden Deportation zu entgehen. Seinen Unterhalt bestritt er mit dem Erlös aus dem Verkauf der bereits zur Beschlagnahmung vorgesehenen Wertsachen seiner Familie. Finanziell unabhängig, fälschte er Ausweispapiere, die Hunderte von Todgeweihten retteten. Fesselnd und zuverlässig berichtet er, wie er sich als 20-Jähriger täglich durchschlagen musste und dabei sogar die Stirn besaß, sich von dem verdienten Geld, mit dem er als Verfolgter ansonsten nicht viel anfangen konnte, eine kleine Segeljacht auf dem Wannsee zu kaufen. Sein Bericht zeugt von Intelligenz und Einfallsreichtum, von Lebenslust und auch von Leichtsinn. Er begegnete vielen ebenfalls in Not geratenen Menschen, u.a. Renate, der Tochter des Theologen Jochen Klepper, die sich der Deportation zusammen mit ihren Eltern durch Selbstmord entziehen sollte, und der berüchtigten Stella Goldschlag, die als sog. U-Boot Juden in ihren Verstecken an die Gestapo verraten musste. Ihm selbst gelang es immer wieder, durch das Netz der Verfolger hindurchzuschlüpfen. Schließlich kam ihm die Gestapo doch auf die Spur und suchte ihn steckbrieflich mit Foto im Deutschen Kriminalpolizeiblatt des Reichskriminalamtes Berlin. Mit seinem Fahrrad gelang ihm die Flucht in die Schweiz – selbstverständlich mit eigens gefälschten Dokumenten.
Ein Beispiel für einen jungen Menschen, der den Kopf oben hielt und den NS-Schergen trotzte.

  • Verlag: FISCHER Taschenbuch
  • Erscheinungstermin: 01.07.2006
  • Preis: 15 Euro
  • 240 Seiten
  • ISBN: 978-3-596-16446-2
  • Autor: Cioma Schönhaus

Cioma Schönhaus, geboren am 28. September 1922 in Berlin als Samson Schönhaus (Rufname: Cioma). Seiner Familie gehörte eine Mineralwasser-Fabrik, bis sie 1938 von den Nationalsozialisten zwangsenteignet wurden. Seine Ausbildung zum Grafiker kann er wegen der Verpflichtung zur Zwangsarbeit nicht beenden. Seit 1942 ist er in der Uniform- und Waffenproduktion zwangsverpflichtet, daher wird er von der Deportation zurückgestellt. 1942-1943 illegaler Aufenthalt in Berlin und Widerstandsarbeit im Untergrund. Steckbrieflich von der Gestapo gesucht, flieht er 1943 in die Schweiz – mit selbst gefälschten Papieren. Mit dem Fahrrad entkommt er nach Württemberg, Anfang Oktober 1943 gelingt es ihm, in die Schweiz zu fliehen. Dort beendet er seine Berufsausbildung und studiert Germanistik und Psychologie.

Er stirbt am 22. September 2015 in Biel-Benken, Schweiz.