Schon das Cover entführt die Betrachtenden in eine magisch anmutende chinesische Flusslandschaft. ©Piper Verlag
Die lange Reise des Yong Sheng
Der neue Roman des Autors von „Balzac und die kleine chinesische Schneiderin“
Eine große Reise durch das China des letzten Jahrhunderts
Es ist das Jahr 1911. Zimmermann Yong, der die besten Taubenflöten im Bezirk Putian fertigt, wird ein Sohn geboren. Dem kleinen Yong steht ein außergewöhnliches Leben bevor. Mary, die Tochter des amerikanischen Pastors, in dessen Obhut er aufwächst, ermutigt ihn, der erste chinesische Pastor Putians zu werden.
Und so beginnt für Yong eine Reise durch das ganze Land. Er studiert Theologie, erlebt Familienglück und Verrat, den Ausruf der Volksrepublik und die Gräuel der Kulturrevolution.
Die Lebensreise eines Mannes auf der Suche nach Duldsamkeit und Demut, Liebe und Gerechtigkeit.
Dai Sijie erzählt von seinem Großvater, der die großen Umbrüche im Reich der Mitte selbst miterlebte. Eine bewegende Geschichte von Liebe und Verrat, Demut und Glück, und davon, dem Leben mit Duldsamkeit zu begegnen. Der biografische Roman des Autors von „Balzac und die kleine chinesische Schneiderin“
Dai Sijie, geboren 1954 in der Provinz Fujian in China, wurde von 1971 bis 1974 im Zuge der kulturellen Umerziehung in ein Bergdorf geschickt. Nach Maos Tod studierte er Kunstgeschichte und emigrierte 1984 nach Paris. Balzac und die kleine chinesische Schneiderin, sein erster Roman, wurde ein großer internationaler Erfolg und in einer französisch-chinesischen Produktion erfolgreich verfilmt. Zuletzt erschien von ihm auf deutsch Die lange Reise des Yong Sheng.
Ihr neuer Roman spielt zu einem großen Teil im Dörfchen Jiangkou in der Nähe der Stadt Putian, wo Sie geboren sind. Und Ihr Großvater diente Ihnen als Vorbild für die Hauptfigur Yong Sheng …
Putian ist eine Küstenstadt in der südchinesischen Provinz Fujian. Wie alle Küstenregionen ist Fujian besonders offen für fremde Einflüsse, denn Neues kommt häufig übers Meer. Auch Glaubensrichtungen und Religionen. Auf diese Weise ist mein Großvater zum ersten chinesischen Pastor geworden. Und wie unser Protagonist Yong Sheng hat er all die großen Umwälzungen Chinas im vergangenen Jahrhundert miterlebt … Er hatte ein sehr bewegtes Leben.
Das alte China erscheint in Ihrem Buch dagegen sehr arm, aber durchaus lebensfroh?
Ja, sogar in sehr harten Zeiten bleibt das chinesische Volk lebensfroh – zumindest die Chinesen aus dem Süden des Landes. Über die Nordchinesen heißt es, sie seien ein bisschen steifer. Man sagt allen Chinesen allerdings eine gewisse Nostalgie in Hinblick auf die vorrevolutionäre Zeit nach. Das aktuelle Streben nach wirtschaftlicher Effizienz um jeden Preis ist auf gewisse Weise sogar noch brutaler, alles Zwischenmenschliche wird auf Geld reduziert. Vor der Revolution war vieles noch ein bisschen menschlicher, es gab diese zarte Schönheit und das Glück
Es gibt einige Szenen in Ihrem Roman, in denen wir in einen magischen Realismus eintauchen.
Manchmal sogar in eine geradezu burleske Magie. Der magische Realismus verträgt sich sehr gut mit dem chinesischen Wesen. Ich wollte schon immer einmal über meinen Großvater schreiben, aber erst an dem Tag, an dem mir die Szene mit dem Aguilar, dem Weihrauchbaum, eingefallen ist, dessen Duft die Teilnehmer einer politischen Versammlung in ein kollektives Delirium versetzt, hat die Arbeit an meinem Roman richtig Fahrt aufgenommen.
Mit zarter Poesie erzählt, aberwitzig, tröstlich und geheimnisvoll zugleich. Le Figaro Littéraire