Die Nulllinie

Als einer von wenigen westlichen Autoren fuhr Szczepan Twardoch immer wieder an die Front in der Ukraine. Er brachte Material, war unterwegs mit Soldaten, sah die Schrecken des Krieges, war in Gefahr. Seine Erfahrungen hat er zu einem Roman verdichtet, der den Geist der Bücher von Remarque, Jünger oder Hemingway atmet.

Koń geht in den Krieg. Er meldet sich freiwillig zur ukrainischen Armee und erlebt bald die Wirklichkeit, den Kontrast vom reichen Kyjiw zum desolaten Donbass, die Kluft zwischen offiziellen Bildern und den wahren Zuständen der Armee mit Gleichgültigkeit, Vetternwirtschaft. An vorderster Front, der Nulllinie, in einem vom Dnipro abgeschnittenen Flecken Erde, suchen er und seine Gefährten nach dem Sinn, dem Licht, zwischen Drohnen, Verletzten und dem Tod. Hier, an der Nulllinie, bekommen Brüderlichkeit und Mut eine neue Bedeutung, Vernunft weicht der Intuition, Aberglaube dem Wissen. Es gibt Freiwillige und solche, die nie kämpfen wollten, und als einzige Verbindung zur alten Welt das Internet über Starlink. Koń denkt an seinen Großvater, der im Weltkrieg kämpfte, sucht auch bei seiner Geliebten Zuja der Verzweiflung zu entfliehen – und ahnt immer mehr, dass dieser Krieg für ihn nie enden wird.

Der Kampf ist ein Lebensthema im Werk Szczepan Twardochs. Hier erzählt er den gegenwärtigen Krieg in Europa mit bestechender Authentizität wie mit epischer Wucht, blickt, mit Thukydides, in ein 21. Jahrhundert im Zeichen des Krieges. Eine existenzielle Reflexion über Gewalt, Mut, Freiheit und das Menschsein.

  • Verlag: Rowohlt Berlin
  • Übersetzt von: Olaf Kühl
  • Erscheinungstermin: 15.04.2025
  • Preis: 24 Euro
  • ISBN: 978-3-7371-0209-4
  • 256 Seiten

Szczepan Twardoch, geboren 1979, ist einer der herausragenden Autoren der Gegenwartsliteratur. Seine Romane sind in zahlreiche Sprachen übersetzt, zum Teil verfilmt.
Morphin (2012) wurde mit dem Polityka-Passport-Preis ausgezeichnet. Für Drach wurden der Autor und sein Übersetzer Olaf Kühl 2016 mit dem Brücke Berlin Preis geehrt, 2019 erhielt Twardoch den Samuel-Bogumił-Linde-Preis, 2025 den Usedomer Literaturpreis. Seine Romane Demut und Kälte wurden hochgelobt, Die Nulllinie. Roman aus dem Krieg ist für den SPIEGEL Buchpreis 2025 nominiert. Die Neue Zürcher Zeitung schrieb: „Dem Sog seines Erzählens kann man sich schwer entziehen.“ Twardoch lebt mit seiner Familie in Pilchowice/Schlesien.

Gunnar Schmidt, Verleger Rowohlt Berlin: „Szczepan Twardoch ist als einer von wenigen westlichen Autoren immer wieder an die Front in der Ukraine gefahren. In seinem Roman Die Nulllinie erzählt er davon – durch die Augen seines melancholischen Helden Kon erlebt der Leser mit erschütternder Unmittelbarkeit diesen Krieg, die Kämpfe, die Drohnen, aber auch Freundschaft und Menschlichkeit. Mit gewaltiger Sprachkraft beschreibt Twardoch die Ereignisse, zugleich blickt sein existenzieller Roman durch das Aktuelle wie durch ein Fenster auf das Wesen des Menschen selbst, auf Tod und Leben, Mut und Freiheit.“