Emma Herwegh musste für ihre demokratische Einstellung noch ins Exil gehen. 

Es lebe die demokratische Republik

Erinnerungen an den Kampf für Freiheit und Demokratie 1848/1849

Die Buchreihe »Bibliothek der frühen Demokratinnen und Demokraten« feiert das Jubiläum der »Deutschen Revolution« von 1848 mit einem Auftaktband, der Emma Herweghs Bericht über das »Abenteuer« der »Demokratischen Legion« sowie ihre Korrespondenz mit anderen »Revolutionären« enthält. Diese Dokumente zeigen das Bild einer Frau, die ihr gesamtes erwachsenes Leben dem Kampf für die Demokratie gewidmet hat.


Im Frühjahr 1848 trat Emma Herwegh als einzige Frau an der Seite von 850 Freiheitskämpfern in den Kampf. Die von Exilanten in Paris gegründete »Deutsche demokratische Gesellschaft«, als deren politischer Präsident ihr Mann Georg Herwegh gewählt wurde, gründete eine »Legion« und marschierte über Straßburg nach Deutschland, um den badischen Aufständischen um Friedrich Hecker zur Hilfe zu eilen. Das Ziel war es, im Großherzogtum Baden, wie es zuvor in Paris geschehen war, die demokratische Republik auszurufen.

Das Unternehmen endete jedoch in einer vernichtenden Niederlage, und Emma und Georg Herwegh mussten, als politisch Verbannte und steckbrieflich gesuchte »Verräter«, wie schon in den Jahren zuvor im Exil leben. Von dort aus kämpften sie weiter für ein freiheitliches und demokratisches Deutschland und Europa.


Die Buchreihe versammelt erstmals die Schriften, Biografien, Gedanken und Geschichten der frühen Demokrat*innen und würdigt sie. Der Fokus liegt auf den beiden Revolutionsjahren 1848/1849. Die ersten 5 von 16 Bänden erscheinen im Frühjahr 2023. Die einzigartige Bibliothek ist eine offizielle Kooperation mit der Paulskirchen-Stadt Frankfurt am Main.

  • Verlag: edition Paulskirche
  • Erscheinungstermin: 09.02.2023
  • Preis: 14 Euro
  • 176 Seiten
  • ISBN: 978-3-462-50001-1
  • Autorin: Emma Herwegh

 

Emma Herwegh wurde am 10. Mai 1817 als Tochter eines Seidenhändlers in Berlin geboren. Sie erhielt eine exzellente Ausbildung und ersehnte nichts mehr als eine freie, demokratische Republik. In ihrem Umfeld fand sie davon nichts. In ihr Tagebuch schrieb sie 1842:
„Dieses sogenannte juste-milieu, aus dem weder eine Tugend noch ein Verbrechen hervorgeht, diese Zwitternaturen, halb liberal, halb royal, diese echten Schmarotzerpflanzen, die heute auf die Auferstehung Polens und morgen auf den Kaiser Nikolaus ihre Toaste ausbringen, … das ist die Brut, die ich vernichtet sehen möchte.“
Ihre Gesinnung war revolutionär, sie hat europäische Sprachen gelernt, um sich überall engagieren zu können. Sie war revolutionär gesonnen.
Ihren Mann, den revolutionären Dichter Georg Herwegh, lernte sie Ende 1842 in Berlin kennen. Nach einer Woche waren die beiden verlobt, und Herwegh ließ wissen: „Das Mädchen ist noch rabiater als ich und ein Republikaner von der ersten Sorte.“ Weil Herweg wenig später aus Preußen verbannt wurde, fand die Hochzeit in der Schweiz statt. Fortan lebte Emma Herwegh mit ihrem Mann im Exil.
Erste Station war Paris, Zufluchtsort für politisch Verfolgte aus ganz Europa. Dort wohnten die Herweghs gleich neben ihren Freunden Karl und Jenny Marx. In ihrem Salon gingen Heinrich Heine, Michail Bakunin, Iwan Turgenjew, Alexander Herzen sowie George Sand ein und aus.
Als 1848 in deutschen Landen die Märzrevolution begann, drängten Emma Herwegh und einige hundert Exilanten, die Aufständischen zu unterstützen. In geheimer Mission reiste sie nach Baden, verhandelte mit Friedrich Hecker – doch als die Revolutionäre aus Paris endlich die deutsche Grenze überschritten, waren Hecker und seine Männer bereits vom preußischen Militär geschlagen.
Die Herweghs entkamen in die Schweiz. Dort verfasste die nun steckbrieflich gesuchte 31-Jährige ihren Erfahrungsbericht „Die Geschichte der deutschen demokratischen Legion aus Paris“.
Obwohl die Not im Exil immer größer wurde, wich Emma Herwegh keinen Deut von ihrer revolutionär-demokratischen Haltung ab. So arbeitete sie von Genf und Zürich aus jahrelang für die italienische Freiheitsbewegung, die letzte in  Europa.
1878 zog Emma Herwegh nach Paris, wo sie bis zu ihrem Tod im Jahre 1904 lebte. Sie übersetzte Literatur, protegierte den jungen Frank Wedekind und bemühte sich trotz der reaktionären Politik, das revolutionäre Werk ihres verstorbenen Mannes vor dem Vergessen zu bewahren.
Denn bis zum Schluss war sie überzeugt: „Es gibt noch ein anderes Deutschland, als das zu Frankfurt verratene, ein anderes, als das, welches … zum Henker oder Spießgesellen an allen nach Freiheit ringenden Völkern geworden ist, und seine besten Kinder im Exil oder in schmählichen Banden hält. Es gibt ein junges, demokratisches Deutschland!“