
Mein Leben war nicht, wie es war
Ich habe mich über nahezu alles Wichtige in meinem Leben geirrt.« Obwohl sie in ihrer Kindheit sexuellen Übergriffen und emotionaler Vernachlässigung ausgesetzt war, glaubt Jutta Reichelt jahrzehntelang, das halbwegs normale Kind halbwegs normaler Eltern zu sein. Erst als sie mit Mitte Vierzig in eine existentielle Krise gerät, wird ihr klar, wie wenig mit ihrem Leben stimmt, und sie macht sich auf die Suche – danach, wie es wirklich war und wie sie davon erzählen kann. Viele der Fragen, die sie dabei für sich klären muss, stellen sich nicht erst angesichts einer traumatischen Vergangenheit: Was können wir über uns wissen? Wie weit können wir unseren Erinnerungen trauen? Wo kollidiert unser Recht zu erzählen mit dem Recht anderer, ›unerzählt‹ zu bleiben?
Klug und zugleich tief berührend verwebt Jutta Reichelt in diesem essayistischen Text das konkrete Material ihres eigenen Lebens mit den grundlegenden Themen und Fragen, die es aufwirft. Ein hochspannender, schön zu lesender Text, der vorführt, wie wichtig es ist, Auskunft über sich geben zu können. Ein ganz anderer Essay über Traumata und MeToo, über das Schreiben und Erzählen, der inspiriert und ermutigt, über die eigene Lebensgeschichte nachzudenken.
„Mich hat der Text ab der ersten Seite gepackt und nicht mehr losgelassen.
Ich bin tief beeindruckt und berührt. Noch nie habe ich einen so schönen Text über ein Leben, über Traumata, über Aufarbeitung und über das Verdrängen und Schweigen, wie auch über das Sprechen gelesen.“
Agota Lavoyer (Expertin für sexualisierte Gewalt und Autorin von Ist das okay?, 2023)
Herausgeber : Alfred Kröner Verlag
Erschienen am 20. August 2024
Sprache : Deutsch
Gebundene Ausgabe : 216 Seiten
Preis : 25 Euro
ISBN-13 : 978-3520913012
Jutta Reichelt, geboren 1967, lebt als Schriftstellerin und Geschichtenanstifterin in Bremen. Ihre Texte wurden mehrfach ausgezeichnet, bereits 2001 erhielt sie den Würth-Preis, zu dem Herta Müller die Laudatio hielt. 2015 erschien der Roman Wiederholte Verdächtigunge‹, 2020 der literarische Porträtband Blaumeier oder der Möglichkeitssinn. Jutta Reichelt ist 2024 erneut beteiligt an der Reihe queer.lit! des Bremer Literaturhauses, aktuell mit dem Werkstatt-Angebot Queer Schreiben: Gegen die Norm! Für die Arbeit am vorliegenden Text erhielt sie 2020 das Literatur-Projektstipendium des Bremer Senators für Kultur.