
Rainer Maria Rilke oder Das offene Leben
Offen sein und schreiben, mehr wollte Rilke nicht: ein bescheidener und zugleich anspruchsvoller Wunsch. Als Autor erfuhr er „das ganze Leben […], als ob es mit allen seinen Möglichkeiten mitten durch ihn durchginge“. Allerdings auch mit all seinen Widersprüchen: Rilke floh vor seinen Musen und konnte ohne sie nicht sein, beklagte die Folgen des menschengemachten Fortschritts und begeisterte sich für die Technik, er liebte das einfache Leben und hatte eine ausgeprägte Vorliebe für schöne Dinge und Wohnsitze. Er schuf mit den Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge einen der ersten modernen Romane und epochemachende Gedichtzyklen, deren Ausdruckskraft bis heute nachwirkt.
Sandra Richter, Literaturwissenschaftlerin und Direktorin des Deutschen Literaturarchivs Marbach, arbeitet mit neuen Quellen, die mit Ankauf des großen Rilke-Archivs 2022 nach Marbach gelangt sind. In ihrer Biographie erscheint der Autor in neuem Licht: Nicht der weltabgewandte Einsiedler, zu dem er sich gern stilisierte, sondern robust, durchsetzungsfähig, alert in Gesellschaft, heiter und selbstironisch und in Finanzdingen beschlagener, als man gemeinhin annimmt. Diese Biographie macht deutlich, warum es sich heute in besonderer Weise lohnt, Rilke wieder zu lesen: Er lebte in schwierigen Zeiten, und er verarbeitete sie mit einer Wucht, die vielleicht nur im Angesicht existenzieller Bedrohung glaubhaft wirkt.
Ersterscheinungstermin: 13.01.2025
Erscheinungstermin (aktuelle Auflage): 24.02.2025
Fester Einband mit Schutzumschlag, 478 Seiten
ISBN 978-3-458-64482-8
Insel Verlag, 2. Auflage
Preis: 28 Euro
Sandra Richter, geboren 1973 in Kassel, seit 2008 Professorin für Neuere deutsche Literatur in Stuttgart, seit 2019 Direktorin des Deutschen Literaturarchivs Marbach, das 2025/26 eine Ausstellung und Veranstaltungen über Rilke und sein Werk plant. Sie veröffentlichte außerdem Eine Weltgeschichte der deutschsprachigen Literatur (2017).
Sandra Richter beendete ihr Studium in Politischer Wissenschaft, Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte an der Universität Hamburg mit dem Diplom 1997 in Politischer Wissenschaft und Germanistik. Im Dezember 1998 promovierte sie an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Sie habilitierte 2003 mit einer Arbeit im Fachbereich Sprach-, Literatur- und Medienwissenschaften. mit dem Titel Poetiken.
Auszeichnung
Preis der Leipziger Buchmesse 2025 (Nominierung)
Heinz-Maier-Leibnitz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.(2005)
Philip Leverhulme Preis des Leverhulme Trust und eine Rückkehrprämie der Alfried-Krupp-von-Bohlen-und-Halbach-Stiftung.(2007)