Theaterpreise des TdA sind verliehen

 

Johanna Schall und Paul Worms sind die diesjährigen Preisträger

 

Die Preisverleihung fand im Kleinen Haus statt.©ik

Stendal – Am Abend (Sonntag, 19.10.2025) wurden im Kleinen Haus des Theaters der Altmark die Theaterpreise des Fördervereins für die Spielzeit 2024/25 des TdA verliehen. Seit der Saison 2001/2002 werden ein Ensemblemitglied für herausragende schauspielerische Leistungen sowie eine Person für die beste Regie ausgezeichnet.

Welcher Darsteller diesen Preis bekommt, entscheiden die Mitglieder des Fördervereins, Abonnenten und jeder Theaterbesucher, der seine Stimme abgibt.
Während über die beste Regieleistung eine Jury aus Mitgliedern des Fördervereins des TdA entscheidet.

Barbara Weiß singt aus „Der kleine Prinz“©ik

Dorotty Szalma und Prof. Nellessen begrüßen die Gäste.©ik

Die Feier zur Preisverleihung des Theaterpreises startet schon beim Eintritt ins Kleine Haus. Freundliche Damen und Herren begrüßen die Ankommenden, man kennt sich, aber auch auswärtige Gäste werden persönlich begrüßt und mit Getränken versorgt.

Die Plätze an den Tischen im Kleinen Haus sind alle besetzt. Professor Nellessen, der Vorsitzende des Fördervereins des TdA, freut sich; befürchtet er doch sehr, dass das Interesse am Theater sinkt, wie er im Foyer im Gespräch erzählt. Heute ist das Interesse jedenfalls sehr groß, die Spannung darüber, wer denn dieses Jahr ausgezeichnet wird, ist spürbar.
Pünktlich beginnt die Veranstaltung mit dem Lied des Fuchses aus dem diesjährigen Weihnachtsstück „Der kleine Prinz“, das Barbara Weiß vorträgt.

Dorotty Szalma, Intendantin des TdA, und Prof. Dr. Nellessen begrüßen die Gäste, unter denen sich der Staatssekretär Dr. Sebastian Putz aus dem Kulturministerium befindet, aber auch Landrat Patrick Puhlmann, der stellvertretende Oberbürgermeister Axel Kleefeldt, die Laudatorin Julia Lehmann und der Laudator Daniel Lyko sowie der ehemalige Oberbürgermeister Klaus Schmotz.

In ihrer Begrüßung freut sich auch die Intendantin über das volle Haus und zeichnet ihre Zukunftsvision für die weitere Entwicklung: In zwei bis drei Jahren würde die Preisverleihung im Großen Saal stattfinden, auf der großen Bühne und 400 Leute würden dabei sein. Danach macht sie darauf aufmerksam, dass der Preis immer nur an Darstellende und Regie führende Personen verliehen wird, das Theater aber nur läuft und diese Leistungen nur vollbracht werden können, weil viele Leute „unsichtbar“ arbeiten. Im TdA seien es 70 Personen, die nie einen Preis bekommen, denen aber an dieser Stelle wenigstens einmal ein Riesenapplaus spendiert werden solle. So geschieht es, langer, kräftiger Applaus erfüllt den Saal.
Prof. Nellessen begrüßt die Persönlichkeiten, deren Anwesenheit ihn sehr erfreut, zeige diese doch, dass sie die Theaterarbeit wertschätzen, und er dankt allen Unterstützern. Dazu würdigt er besonders die Arbeit der Theaterpädagogen, über die er sich vor einiger Zeit informiert hat. Theaterpädagogik sei Vermittlung kultureller Bildung für die Jugend – diese Leistung sei gar nicht hoch genug einzuschätzen!

Dr. Putz vom Kulturministerium während seines Grußwortes.©ik

Grußwort von Landrat Patrick Puhlmann©ik

Axel Kleefeldt, stellvertretender Oberbürgermeister spricht ohne Script.©ik

Dr. Putz überbringt Grüße aus Magdeburg von Ministerpräsident Haseloff und Rainer Robra, Minister für Kultur des Landes Sachsen-Anhalt. In seiner Ansprache betont er, dass in diesen Zeiten großer Unruhe und großer Veränderungen, Theater wichtig zur Orientierung ist, da es Halt gibt, ein Ort der Begegnung und des Nachdenkens ist. Also nicht nur ein Ort der Unterhaltung.
Seine Aussage die 20 Millionen Zuschauer im Theater seien mehr Zuschauer als beim Fußball erntete großen Applaus. (Er bezog sich dabei aber wohl nur auf die 1. Bundesliga.)
Die Besucherzahlen im Theater der Altmark sind in letzter Zeit gestiegen. Das Theater lädt zu Gesprächen ein und bewirkt über alle Grenzen einen Zusammenhalt. Es wirkt in der Stadt, in Schulen, der Altmark und steht stellvertretend für Kultur in Sachsen-Anhalt und der Altmark. „Die Kunst und Kultur pulsiert, braucht aber Unterstützung“, so der Staatssekretär am Ende seiner Ausführungen.

Landrat Patrick Puhlmann erwähnt in seinem Grußwort, dass die 600.000 Euro Unterstützung vom Kreis für die nächsten Jahre gesichert sind. Das Theater der Altmark prägt die Stadt und die Landkreise, denn Stendal „unterstützt immer mehr Spielorte“ und das ist das „Gegenteil von absteigendem Ast“, wobei der Ausgangspunkt das Theater ist. Schwierige Stücke helfen den Menschen, ihr Leben zu ändern und unterhalten nicht nur. Dann erinnert er an das Märchenfest des TdA, das sehr viele Kinder und Eltern angezogen und ins Theater gebracht hat. Publikum, das wiederkommt und sich auf den Theaterbesuch freut. Für dieses Engagement dankt der Landrat, „aber einen Preis gibt es nicht dafür. Ein besonderer Dank gilt ebenso dem Förderverein und dessen Unterstützung.

Axel Kleefeldt, stellvertretender Oberbürgermeister, kommt bewusst ohne Script, denn er möchte erzählen: „Was ist Theater für mich? Man ist überwältigt, es ist live.“ Dann fragt er sich, ob jeder Mensch wohl jede Rolle des Theaters in seinem Leben spielen könne. „Steckt in jedem Menschen ein Macbeth?“, um dann festzustellen, die meisten Menschen halten sich glücklicherweise an Konventionen. „Im Theater bilden Schauspieler und Publikum eine Einheit. Theater ist authentisches Leben.“ Zum Abschluss seiner Rede geht noch ein Dank an Dr. Putz für die Unterstützung des Landes. „Wenn man gescheite Menschen möchte, muss man sie gut ausbilden und sie ins Theater schicken!“

Das Theater der Altmark hat im kulturellen Leben der Altmark eine besondere Rolle und und großen Bildungsauftrag

Szene aus Mords-Freundin©ik

Laudatorin Julia Lehmann mit Preisträger Paul Worms.©ik

Völlig überraschter Preisträger, der nach Worten und Fassung ringt.©ik

Prof. Nellessen beglückwünscht Paul Worms.©ik

Vor der Verkündigung der Preisträger wird eine Szene aus dem Stück Mords-Freundin mit Kerstin Slawek, Josephine Behrens und Matthias Hinz gespielt.

Endlich kommt der Höhepunkt dieser Veranstaltung: Die Verkündigung der Preisträgerin oder des Preisträgers, wie es Julia Lehmann, Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des TdA, im großen Teil ihrer Laudatio zum Schauspielpreis fein ausdrückt, um die Spannung aufrechtzuerhalten. Sie zeigt auf, dass es Darstellerin oder Darsteller nicht damit getan ist, einen Text auswendig zu lernen und wie es die Spielleitung will auf der Bühne zu präsentieren. In der guten Darstellung steckt „wochenlange Arbeit und Reflexion, eine Reise ins Innere der Figuren bis viermal in der Spielzeit“, neue Städte, neues Standing, neues Team, „Erlerntes anwenden und ausprobieren“, nicht zuletzt Anweisungen umsetzen. Danach wird die Laudatorin persönlicher, sie findet herzliche Worte über „ihn“: „sofort Verbindung aufgebaut, toller Kollege, man kann sich auf ihn verlassen“, für die einen ein Ziehsohn, ein Bruder, ein Freund.
In der vergangenen Spielzeit der „Rocky“, wobei er über Grenzen gehen und Zweifel besiegen musste. „Nun kann er sogar singen und auch Kinderaugen zum Strahlen bringen“, wird anerkennend verkündet; in Dantons Tod spielte er kraftvoll, in den 39 Stufen ist er „als Richard Hannay nicht zu bremsen“. Der Preisträger hinterlässt eine Lücke in Stendal, nicht nur am TdA, denn er engagierte sich auch außerhalb der Theatermauern.

Nun ist es kein Geheimnis mehr: Preisträger ist Paul Worms.
Und der kommt auf die Bühne, sehr überrascht und unvorbereitet: „Also jetzt freestyle…“ Er dankt seinen Förderern und Unterstützern mit leichtem Tränenglanz in den Augen. „Jeder hätte es verdient“, betont er. Ein besonderer Dank geht an Dorotty Szalma und seine ehemaligen Kolleginnen und Kollegen. Paul Worms hat schöne Erinnerungen und freut sich sehr über diese Auszeichnung.
Prof. Nellessen überreicht ihm die gläserne Trophäe und dankt ihm noch einmal. Als Paul Worms die Bühne verlässt ruft er ihm noch nach: „Der Förderverein hilft immer! Ruf an!“

Laudator Daniel Lyko bei seiner Laudatio.©ik

Preisträgerin Johanna Schall bei ihrer Dankesrede.©ik

Der zweite Laudator, Daniel Lyko, beginnt seine Laudatio mit der Frage: „Wie war denn mein Auftritt? Hätte ich es internationaler machen sollen? So ein Auftritt mit Echo in der Presse?“ Dann verbindet er gedanklich die Internationalität mit dem Programm des TdA, der Reise der verschiedenen Regisseure in die Welt. „Die Welt war zu Gast in Stendal“, mitgerissen hat die Vielfalt der Stücke und die verschiedenen Stile der Regie. Der Jury fiel die Entscheidung nicht leicht – „es war ein knappes Ergebnis“. Die ganze Rede war ein Hinweis auf die Preisträgerin Johanna Schall für das Stück Dantons Tod.
Johanna Schall hat dieses wichtige Stück mitgebracht. Es war die richtige Entscheidung, trotz wirtschaftlicher Lage dieses auf die Bühne zu bringen. Die Frage der eigenen Verantwortung: „Kann ich mich rausziehen oder nicht, bin ich schweigende Masse?“ Daniel Lyko betont, dass im heutigen Zustand der Verrohung, das junge Publikum im Blick bleiben muss. Die Stärke des Stückes ist, dass es zum Denken anregt. Damit wurde erreicht, was Theater will: denken und miteinander sprechen.
Johanna Schall nimmt erfreut ihre Trophäe entgegen und dankt dem Förderverein. Über das Stück sagt sie: „In der DDR war Robespierre der Gute, in der BRD war es Danton.“ Das Schlimme daran, am Ende siegt mit Napoleon der Diktator „und das wollen wir doch alle nicht!“ Im Applaus endete ihre Rede.

Nach der Feier im Saal, Gespräche und Schnittchen. ©ik

Nach der Feier ist vor dem Theater.©ik

Abschließend singt Barbara Weiß noch ein Lied aus dem Stück Der kleine Prinz.

Die Intendantin gibt noch eine interessante Vorschau auf das zukünftige Programm: „Am 30.10. feiern wir 20 Jahre Drogenkonsum“ – Welche Droge passt zu mir? wird wieder gespielt. Und ganz gewiss ist wieder für jede Interessensgruppe etwas im Programm.
Prof. Nellessen schloss die offizielle Feier ab mit zwei Bemerkungen: „Die Dummheit der Schlauen ist grenzenlos, lassen Sie es nicht zu, dass dumme Leute uns regieren!“ Der Applaus war ihm gewiss. Erfreulich ist die Nachricht: „Die Verjüngung des Fördervereins ist gelungen, er lebt weiter!“
Nach dieser Stunde mit fröhlichen und nachdenklichen Momenten gab es ein Miteinander von allen Anwesenden in Gesprächsrunden und der Erkenntnis, dass an diesem Abend die Schauspielkunst im TdA keine brotlose Kunst war. Danke an das fleißige TdA-Team!

Einige Impressionen der Theaterpreisverleihung am 19.10.2025 im Theater der Altmark. Alle Fotos©ik