Sophie Hardach lebt in London, hat diesen Roman auf Englisch geschrieben. Jetzt liegt er in seiner deutschen Fassung vor.

Unser geteilter Sommer

Ein Kapitel noch unerzählter deutscher Geschichte am Beispiel eines Familienporträts. Eine Familie zerrieben zwischen den Fronten, zerrissen durch die Grenze, verbunden durch die Liebe.

Im Sommer 1987 in einer Hinterhauswohnung in Ostberlin, Prenzlauer Berg: Die achtjährige Ella wohnt mit ihren beiden kleinen Brüdern, den Eltern, die der ständigen Überwachung und künstlerischen Einschränkungen, entgehen wollen, und den linientreuen Großeltern nah an der Grenze. Von den Konflikten bekommt sie wenig mit. Ihr Leben besteht aus orangefarbenen Ziehbadewannen in einer Schublade, Sommertagen an der Datsche und Balkonen, die von Häusern fallen. Bis ein Urlaub an der ungarisch-österreichischen Grenze ihrer Kindheit ein jähes Ende setzt, und die Familie für immer zerreißt.

Jahre später: Ella lebt als Künstlerin in England, wie ihr jüngerer Bruder auch.  Nach dem Tod der Mutter findet Ella Dokumente, die sie zurück in die Vergangenheit katapultieren, ins Jahr 1987, als Ellas Eltern versuchten mit ihren drei Kindern aus der DDR zu fliehen. Ein schicksalhafter Tag nach dem nichts mehr war wie zuvor. Ellas Mutter landete im DDR-Gefängnis Hohenschönhausen, der Vater verstorben, die beiden älteren Kinder werden von den Großeltern aufgezogen und Ellas jüngster Bruder Heiko wurde der Familie entzogen und adoptiert. Erst nach der Wende kann Ella ihre Mutter wiedersehen. Die Mutter zog mit den beiden älteren Kindern nach Großbritannien, doch nie gab sie die Hoffnung auf herauszufinden, was aus Heiko geworden ist. Nach ihrem Tod entschließt sich Ella nach Berlin zu reisen und einen letzten Versuch zu starten. Mithilfe der Notizen und Akten aus dem Stasi-Archiv versucht sie zu rekonstruieren, warum die Flucht damals so verheerend gescheitert ist. Und was mit ihrem kleinen Bruder Heiko geschehen ist, den sie in all den Jahren niemals vergessen hat. Sie spricht mit Behördenvertretern, ehemaligen Mitgefangenen ihrer Mutter und versucht auf jede erdenkliche Weise an Informationen über ihren Bruder Heiko zu kommen. Dabei lernt sie Aaron kennen, der als Praktikant alte Stasi-Akten wieder zusammensetzt und bittet ihn um Hilfe. An dieser Stelle der Geschichte ergibt sich ein  sehr interessanter Blickwinkel auf die Stasi-Machenschaften und Stasi-Akten.

Ein Familienporträt, ergreifend geschrieben mit historischen Fakten versehen, wie es sicherlich so oder ähnlich auf deutsche Familien zutrifft.

  • Herausgeber ‏ : ‎ List Hardcover; 1. Edition (27. Oktober 2022)
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 368 Seiten
  • Preis ‏ : ‎ 22,99 Euro
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3471360477
  • Originaltitel ‏ : ‎ Confession with Blue Horses
Sophie Hardach, Jahrgang 1979, ist in Deutschland geboren und aufgewachsen. Sie hat Politikwissenschaften studiert und arbeitet heute als Journalistin für The New York Times und den Guardian. Ihr dritter Roman, CONFESSIONS OF BLUE HORSES, war für den Costa Novel Award nominiert und hat in UK viele Leserinnen- und Leserherzen gewonnen.