Maja Nielsen erhält für „Der Tunnelbauer“ den 54. Buxtehuder Bullen

 

Einsatz für Freiheit und Demokratie

 

Buxtehuder Bulle – Stahlplastik© Hansestadt Buxtehude

 

Der Buxtehuder Bulle ist einer der renommiertesten und traditionsreichsten deutschen Literaturpreise. Er wurde 1971 von dem Buxtehuder Buchhändler Winfried Ziemann initiiert. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert. Ziel des Buxtehuder Bullen ist es, Jugendliche für das Lesen zu begeistern und die Verbreitung guter Jugendbücher zu fördern. Durch die traditionell paritätische Zusammensetzung der Jury aus elf Jugendlichen und elf Erwachsenen bildet der Preis seit über 50 Jahren erfolgreich die Schnittstelle zwischen literarischer Qualität, Lektürevorlieben Jugendlicher sowie Themen, die Jugendliche und Literaturexperten gemeinsam bewegen. In seiner Zielsetzung und seinem Verfahren ist der Preis einzigartig im deutschsprachigen Raum.

Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt (links) überreicht der Preisträgerin Maja Nielsen den Buxtehuder Bullen.©Jan Iso Jürgens

Buxtehude. Es gab schon viele Verleihungen an deutsche Autorinnen und Autoren, es gab sie an fremdsprachige Schriftsteller:innen, es gab sogar eine Doppelverleihung. Aber dass eine Preisträgerin ihren Protagonisten mit nach Buxtehude bringt, das hat es noch nicht gegeben: An diesem Donnerstagabend, 13. November, ist Maja Nielsen auf der Halepaghen-Bühne für ihren Roman „Der Tunnelbauer“ (Gerstenberg Verlag, 192 Seiten) mit dem Jugendliteraturpreis Buxtehuder Bulle ausgezeichnet worden; mit dabei das Vorbild für den Protagonisten: Tunnelbauer Joachim Neumann.
Engagierte Autorin überzeugt mit packender Geschichte
Buxtehudes Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt hat der im Taunus lebenden Autorin die zwölf Kilogramm schwere Stahlplastik überreicht: „Sie sind uns allen als engagierte Autorin ein Vorbild“, sagte sie. Und weiter: „Den Grundtenor Ihres Buches, sich für Freiheit und Demokratie einzusetzen, empfinde ich als eine Aufforderung für uns alle – heute mehr denn je.“
Ganz ähnlich schätzte das auch Laudatorin Stefanie Ericke-Keidtel ein. Die Leiterin des Berliner Jungen Literaturhauses nannte das Buch „eine hochinformative und anschauliche Geschichtsstunde, die spannender nicht sein könnte“. Ericke-Kreidtel charakterisierte die Autorin weiter mit den Worten: „Fast jedes Buchprojekt löst bei ihr ein nachhaltiges solidarisches Wirken aus.“ Nielsen handle ein Thema nicht nur literarisch ab, sondern engagiere sich gleichermaßen für die Themen ihrer Werke.
Die Preisträgerin Maja Nielsen fasste mit ihren Worten kurz und prägnant zusammen, was sie den Lesenden mit der Geschichte auf den Weg geben möchte: „Es gibt immer etwas, das man tun kann, um Bedingungen zum Besseren zu wenden“.

Bullen-Jury, -Team und Acts gemeinsam mit Preisträgerin Maja Nielsen (erste Reihe, zweite v.r.).©Jan Iso Jürgens

Preisträgerin Maja Nielsen (mitte) mit Protagonist Joachim Neumann und Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt.©Jan Iso Jürgens

Die aus elf Jugendlichen und elf Erwachsenen bestehende Jury hatte sich eindeutig für die deutsch-deutsche Geschichte ausgesprochen: Das Buch wurde generationsübergreifend auf Platz eins gewählt.
Die prämierte Geschichte entführt die Lesenden in das Berlin der 1960er Jahre – kurz nach dem Mauerbau – und verarbeitet die Erlebnisse eben jenes Zeitzeugen Joachim Neumann und seines Freundeskreises, die mit Mut, Beharrlichkeit und kräftezehrendem körperlichen Einsatz zwischen 1961 und 1964 zahlreichen Menschen durch die Tunnel 29 und Tunnel 57 zur Flucht in den Westen verhalfen.

Gewürdigt wurde das Jugendbuch in einer rund 90-minütigen Preisverleihung, moderiert vom Poetry-Slammer, Autor und Musiker David Friedrich, Julian Lebender und Vincent van der Klugt gestalteten als „Jules Atlas“ den musikalischen Rahmen, Studentinnen und Studenten von der Freien Schauspielschule aus Hamburg inszenierten neun Bücher-Szenen.

Der BULLevard wird auch in diesem Jahr wieder um eine Plakette erweitert: Die bronzene Platte mit eingeprägtem Siegertitel und Autorinnennamen wird am Freitag, 14. November, 15.30 Uhr am Westfleth 37, vor der Kleinen Fleth-Philharmonie, enthüllt. Traditionell finden während der BullenKULTurtage Schullesungen und eine öffentliche Lesung statt. Maja Nielsen bleibt noch bis einschließlich Sonntag in Buxtehude.

Laien-Jury von deutsch-deutscher Geschichte beeindruckt

Der Tunnelbauer-Cover© Gerstenberg Verlag

Berlin 1961: Für Achim könnte es eigentlich nicht besser laufen – das Abitur hat er in der Tasche, einen Studienplatz sicher und Chris, das Mädchen, das er heimlich liebt, scheint auch ihn zu mögen. Doch über Nacht ändert sich alles. Mit dem Bau der Mauer schlägt das DDR-Regime einen härteren Ton an. Misstrauen, Verfolgung und Verhaftungen sind an der Tagesordnung. Als einer seiner Freunde im Gefängnis landet, fasst Achim einen schweren Entschluss: Er muss raus aus Ostberlin und alle, die er liebt, zurücklassen. Drüben angekommen, setzt er alles daran, Menschen aus der DDR bei ihrer Flucht zu unterstützen. Gemeinsam mit anderen Helfern gräbt er Tunnel von West- nach Ostberlin – in ständiger Angst, von der Stasi entdeckt zu werden, und voller Hoffnung, Chris eines Tages wiederzusehen.

Ein packender Roman über die legendären Tunnelfluchten aus der DDR, erzählt nach einer wahren Geschichte

Gerstenberg Verlag
192 Seiten
Hardcover
ab 13 Jahren
5. Auflage
29.01.2024
ISBN 978-3-8369-6230-8

Maja Nielsen, 1964 in Hamburg geboren, absolvierte an der Hamburger Hochschule für Musik und Darstellende Kunst ein Schauspielstudium. Seit 1998 arbeitet sie als Autorin, ihre Geschichten sind als Bücher, Hörbücher und Rundfunk-Features erschienen. Maja Nielsens erfolgreiche „Abenteuer!“-Reihe im Gerstenberg Verlag wurde vielfach ausgezeichnet. Für das Hörspiel „Feldpost für Pauline“ erhielt sie 2009 den Deutschen Kinderhörspielpreis. Für das 2018 erschienene Buch „Tatort Eden 1919“ erhielt sie den Jugendbuchpreis Friedolin der Stiftung Weltethos.