Die Welt der Münzen

 

Sammler sind die besten Schatzjäger

 

Malte Constantin Gärtner ist in kurzer Zeit zum Münzexperten geworden. Mittlerweile arbeitet er sowohl im Internet als auch im „wahren“ Leben mit verschiedenen Auktionshäusern zusammen. „Ich kann mir im Moment keinen anderen Job vorstellen“, sagte er im Interview. Na, denn.

 

Malte Constantin Gärtner kenne ich seit über 25 Jahren. Er ist eines von drei Kindern meiner langjährigen Freundin und Wegbegleiterin Isabel Damm-Jacobs. Seitdem Isabel Mitglied in der Redaktion meiner ersten Chefredakteursposition wurde, sind ihre Kinder und mein Sohn ein Thema.
Wir haben uns über ihre Entwicklungen ausgetauscht, über unsere Sorgen und Freuden gesprochen. Meistens überwogen die positiven Erlebnisse. Doch auch Probleme haben wir natürlich thematisiert. Gegenseitig versuchten wir, uns zu helfen, wenn der Andere keinen Rat wusste. Fast immer hat es geklappt. Und ganz ehrlich, welches Kind geht schon seinen Weg ohne kleinere oder größere Brüche. Aber – und das wissen Isabel und ich ganz genau, alle unsere Kinder sind ihren Weg gegangen und sind prächtige, junge Menschen, auf die wir stolz sind.
Eines Tages überraschte mich Isabel mit der Nachricht, dass ihr mittlerer Sohn, Malte Constantin, unter die Münzhändler gegangen sei. Und sogar ziemlich erfolgreich. Das machte mich neugierig: Ein junger Mann, der sich mit alten Zahlungsmitteln beschäftigt und damit sogar noch Geld verdient. In einer Zeit, in der Instagram, Digitalisierung und Influencer eine immer größere Rolle spielen.
Also nahm ich Kontakt mit Malte auf und ließ mir seine Geschichte erzählen.
Aber lesen Sie selbst.

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Mit Baumwollhandschuhen entnimmt Malte Constantin Gärtner vorsichtig eine alte, wertvolle Goldmünze aus der Schatulle: „Ein sorgsamer Umgang mit den alten Geldstücken ist besonders wichtig, um Kratzer oder kleine Risse zu vermeiden.“

Malte Constantin Gärtner sitzt an seinem großen Tisch, um sich herum jede Menge Goldmünzen. Kleinere und größere. Dazu aufgeschlagene Fachbücher des 19. und 20. Jahrhunderts. Sehr vorsichtig nimmt der 30-Jährige die erste Münze zwischen Daumen und Zeigefinger der linken Hand. Fast andächtig streicht er mit der rechten Hand über die leichten Erhebungen, schaut sich jedes Detail sehr genau an. Zwischendurch runzelt er die Stirn, nickt leicht, blättert im Fachbuch. Dann muss das etwa fünf Zentimeter große Stück noch auf die spezielle Feinwaage. Anschließend legt er das Goldstück zur Seite: „Ich habe mich nicht geirrt. Das ist eine ganz besondere Münze“, sagt er zufrieden.
Ganz besondere Münze – das klingt interessant. Schließlich hat jeder von uns reichlich Kleingeld im Portemonnaie. Aber um diese Geldstücke geht es hier nicht.  „Münze ist natürlich nicht gleich Münze“, bestätigt der Fachmann mit einem Augenzwinkern und ergänzt: „Fachwissen ist dabei das A und O.“  Und: „Auch ein erfahrener Münzhändler muss zu seltenen Münzen oft sehr lange recherchieren, bis er weiß, ob er das wertvolle Einzelstück vor sich hat oder eben nur eine Nachahmung.“
Das Fachwissen hat er: Malte Constantin Gärtner ist Münzhändler – Numismatiker, wie es im Fachjargon heißt. Wobei sich ein Numismatiker im klassischen Sinne historisch-wissenschaftlich mit Münzen beschäftigt. Der 30-Jährige kauft und verkauft. Ein eher ungewöhnlicher Beruf.
Wie kommt ein junger Mann dazu, sich als Münzhändler selbstständig zu machen? Malte Constantin Gärtner erzählt: „Ich habe Betriebswirtschaft studiert, musste ein Praktikum absolvieren. Das führte mich in die numismatische Abteilung eines renommierten Auktionshauses in Osnabrück. Zum ersten Mal in meinem Leben beschäftigte ich mich mit Münzen.“
Und das mit Leidenschaft! Der Student lernte alles, was ein guter Numismatiker wissen und können muss. Wie eine Münze zu beurteilen ist, welche Münzen bei Sammlern gefragt sind. Und dann natürlich: „Das Wichtigste ist, dass ich eine Fälschung von einer echten Münze unterscheiden kann.“ Malte blieb dabei, lernte gerne, machte viele Erfahrungen und gilt mittlerweile als erfolgreicher und seriöser Münzhändler. In seinem Online-Shop (constantin-coins.de) finden Interessierte ein umfassendes Angebot an Münzen und Medaillen von der Antike bis zur Neuzeit. Außerdem veranstaltet er regelmäßig Münz-Auktionen – zusammen mit einem Kölner Auktionshaus.
Unzählige Münz-Begeisterte sind ihrem Hobby schon sehr lange treu und beschäftigen sich seit Jahren mit Münzen. Für jeden dieser Sammler sind seine Sammelstücke einzigartig, haben einen ideellen Wert und sind nicht zuletzt eng mit der eigenen Lebensgeschichte verknüpft. Und: Die Sammler sind immer auf der Suche nach dem einen Stück, das in ihrer Sammlung noch fehlt. „Münzsammler sind die besten Schatzsucher“, lacht Gärtner.
Andere sammeln, weil sie hoffen, seltene Münzen zu ergattern, die sie in einigen Jahren mit Gewinn weiterverkaufen können. Der Silber- und Goldwert steigt immer weiter an – Münzen sind also auf jeden Fall eine gute Wertanlage. „Kostete eine Goldmünze vor 15 Jahren noch etwa 350 Euro, so ist es heute das Dreifache – über 1200 Euro“, weiß Gärtner. Und bestätigt:„Münzen zu sammeln ist finanziell  lohnend und total im Trend.“
Jetzt also Trendsetter Münzen. Wurden nicht sonst Briefmarken gesammelt? Nun, gab es vor 20 Jahren noch etwa 140.000 in Vereinen organisierte Sammler, so sind es heute gerade noch 40.000. Briefmarken zu sammeln lohnt sich anscheinend nicht mehr. Zudem gilt das Hobby unserer Großväter bei vielen als uncool.
Obwohl es in ist, wird das Münz-Sammeln auch oftmals noch als Hobby für Ältere angesehen – aber weit gefehlt. In Deutschland gibt es etwa zwei Millionen Münzsammler im Alter zwischen 30 und 45 Jahren. Es ist also nicht nur ein Hobby für alte Herren. Aber: Der typische Münzsammler ist (noch) männlich.

Wie gelingt der Münz-Einstieg, wenn weder Vater noch Großvater sammeln? Malte erzählt: „Bei mir zu Hause gab es keine Briefmarken und keine Münzen, ich bin durch meinen Job dazu gekommen. Dabei habe ich auch gemerkt, dass Münzen für Geschichte und Kultur stehen und das finde ich hochinteressant.“

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Einsteigen kann also jeder. Was auch immer mehr Menschen tun. Denn: Der Silber- und Goldwert steigt,  und wer sein Geld nicht in Aktien oder Immobilien anlegt, kauft Münzen. Wie weiß man denn, was eine Münze wert ist? Indikator ist zum einen der Goldpreis, zum anderen wecken gerade sehr seltene Münzen Begehrlichkeiten und treiben die Preise hoch.
Viele entscheiden sich beim Start einer Sammlung für ein ganz bestimmtes Gebiet. Die Auswahl ist groß: römische Münzen von Alexander dem Großen (336 bis 323 V. Chr.), mittelalterliche Denare und Pfennige, Dukaten und Taler des 15. bis 19. Jahrhunderts, Markstücke des Kaiserreiches bis zu modernen 2-Euro-Münzen. Was das Sammeln von Münzen betrifft, gibt es kein Richtig oder Falsch. Natürlich spielen auch die Materialien eine wichtige Rolle: Gold ist faszinierend und lohnend.
Wer auf Nummer sicher gehen möchte, lässt sich von einem seriösen Fachmann beraten. Und da kommt Numismatiker Gärtner wieder ins Spiel …
Malte Constantin Gärtner kauft auf diversen Auktionen weltweit – oft auch für Kunden, die die eine ganz spezielle Münze suchen. Oder auch zwei. „Da hoffe ich dann, dass ich beim Bieten den Zuschlag erhalte – und die entsprechende Münze für meinen Kunden bekomme.“  Sein Spezialgebiet sind deutsche und ausländische Münzen und Medaillen vom Mittelalter bis 1945. „Ich besuche Messen und Auktionen weltweit und nehme auch gerne Kundenvertretungen wahr“, erzählt Gärtner.
Sammelt Malte Constantin Gärtner denn auch privat Münzen? „Natürlich“, nickt der Fachmann, „Mein Lieblingsstück ist die 15 Rupien Münze von 1915 der deutschen Kolonie Tabora. Nicht nur wunderschön, sondern auch eine besondere Wertanlage. Also, ich kann das Münzsammeln nur jedem empfehlen!“

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Wie erkenne ich, ob ich eine wertvolle Münze habe?

Malte Constantin Gärtner gibt diese Profi-Tipps:

  1. Schauen Sie, ob sich das Münzbild von der übrigen Münzoberfläche klar abgrenzt.
  2. Prüfen Sie, ob alle Konturen deutlich aus dem Münzgrund hervortreten. Das Münzbild von Falschmünzen ist oftmals unscharf und weich ausgeprägt.
  3. Die Oberflächen sind bei Fälschungen oft rauer, Details scheinen oberflächlich.