Dem Historiker Dr. Karl Schlögel wird Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2025 verliehen

Der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels geht in diesem Jahr an den Historiker Dr. Karl Schlögel. Er gilt als einer der profiliertesten Kenner Osteuropas. Der mit 25.000 Euro dotierte Preis wird zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse am 19. Oktober in der Paulskirche verliehen.

In seinen Arbeiten verbindet er detailreiche Alltagsbeobachtungen mit einer raumbezogenen Geschichtsschreibung, um die Kultur- und Zeitgeschichte Russlands und Osteuropas neu zu erzählen. Mit Werken wie Terror und Traum oder Das sowjetische Jahrhundert hat er Maßstäbe für eine anschauliche, lebendige Geschichtsschreibung gesetzt. 2014 reiste Schlögel in die Ukraine, um sich ein Bild vom Konflikt nach der Besetzung der Krim zu machen.

„Als Wissenschaftler […] hat er schon vor dem Fall des Eisernen Vorhangs Städte und Landschaften Mittel- und Osteuropas erkundet“, heißt es in der Begründung des Stiftungsrats. Außerdem: „Karl Schlögel mahnt uns: Ohne eine freie Ukraine kann es keinen freien Frieden in Europa geben.“

Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte die Ehrung des Historikers. Schlögel habe dazu beigetragen, die Länder des mittleren und östlichen Europas neu zu sehen und zu verstehen, sagte der Bundespräsident. „Seine eindringliche Mahnung vor dem russischen Imperialismus und sein Plädoyer, die Unabhängigkeit der Ukraine zu verteidigen und sie als eigenständigen Akteur auf der europäischen Landkarte zu erkennen, ist von größter politischer Bedeutung und Aktualität“, betonte Steinmeier.

„Putin hat keinen Zweifel daran gelassen, dass er eine unabhängige, souveräne Ukraine, die auf ihre Eigenständigkeit besteht, nicht hinnehmen will“, sagte Schlögel im Interview mit dem NDR. „Ich glaube, dass der Preis eine Brücke schlägt zwischen dem Schreiben, dem öffentlichen Nachdenken und der politischen Welt. Dass es nicht nur um Bücher geht, die vielleicht einen Fortschritt in der Disziplin darstellen, sondern dass es von öffentlichem Belang ist und dass es immer auch etwas mit der Zeit zu tun hat, in der der jeweilige Preis vergeben wird.“

Karl Schlögel wurde am 7. März 1948 in Hawangen im bayerischen Allgäu geboren. 1966 reiste er erstmals in die Sowjetunion, 1968 erlebte er den Prager Frühling an Ort und Stelle. Nach einem Studium der osteuropäischen Geschichte, Philosophie, Soziologie und Slawistik an der Freien Universität Berlin, in Moskau und St.Petersburg, promovierte er 1981.
Die Auseinandersetzung mit dem Alltag in Russland und in der Sowjetunion bildet einen Schwerpunkt seiner Arbeit. Seine Aufenthalte in Moskau und St.Petersburg prägten seine Forschung und Publikationen.
Im Rahmen seiner Forschung befasste sich Schlögel auch mit den Spuren deutscher Geschichte im osteuropäischen Raum sowie Flucht- und Wanderbewegungen in diesem Gebiet. In Der Duft der Imperien (2020) wählte Schlögel eine literarische Form: Ausgehend von einem Parfüm, das im Osten als „Rotes Moskau“ und im Westen als „Chanel N°5″ berühmt wurde, erzählt er eine Duft-Geschichte des 20. Jahrhunderts.
Er war bis 2013 Professor für Osteuropäische Geschichte an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder.

Unter anderem erhielt Dr. Karl Schlögel diese Literaturpreise:

2025 Friedenspreis des deutschen Buchhandels
2012 Hoffmann-von-Fallersleben-Preis
2012 Franz-Werfel-Menschenrechtspreis
2010 Samuel-Bogumil-Linde-Preis
2009 Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung
2005 Lessing-Preis
2004 Sigmund-Freud-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung
1999 Anna Krüger Preis des Wissenschaftskollegs zu Berlin
1990 Europäischen Essaypreis Charles Veillon