Der Literaturnobelpreis 2025 geht an László Krasznahorkai

 

 

László Krasznahorkai erhält den Literaturnobelpreis 2025. Das hat die Schwedische Akademie in Stockholm am Donnerstag verkündet. Der 71-Jährige ist nach Imre Kertesz erst der zweite Ungar, dem diese Ehre zuteil wurde.

Überreicht werden die Preise am 10. Dezember, dem Todestag des Dynamit-Erfinders und Preisstifters Alfred Nobel (1833-1896). Dotiert sind die Auszeichnungen derzeit mit elf Millionen Schwedischen Kronen, was ungefähr einer Million Euro entspricht.
Im Auftrag der 1900 gegründeten Nobel-Stiftung wird der Literaturnobelpreis alljährlich von der Schwedischen Akademie in Stockholm vergeben. Seit 1901 sind damit 118 Mal Nobelpreise für Literatur an insgesamt 122 Preisträger vergeben worden. Der erste Preisträger war 1901 der französische Dichter und Essayist Sully Prudhomme (1837-1907).

Bisher 13 Mal wurden deutschsprachige Autoren ausgezeichnet, darunter Thomas Mann (1929), Heinrich Böll (1972), Günter Grass (1999), Herta Müller (2009) und zuletzt Peter Handke (2019).

László Krasznahorkai - Illustration: Ill. Niklas Elmehed © Nobel Prize Outreach

Der Preis wurde dem ungarischen Autor László Krasznahorkai „for his compelling and visionary oeuvre that, in the midst of apocalyptic terror, reaffirms the power of art“ verliehen.
Die Schwedische Akademie würdigte Krasznahorkais "fesselndes und visionäres Werk, das inmitten apokalyptischer Schrecken die Kraft der Kunst bekräftigt". Seine Bücher sind bekannt für ihren düsteren, oft apokalyptischen Stil und ihre komplexe Sprache.
Die Schwedische Akademie lobte ihn für seine "außergewöhnliche sprachliche Vitalität", für seinen "kraftvollen, musikalisch inspirierten epischer Stil", die "große lyrische Schönheit" seiner Werke. Krasznahorkai untersucht in seinen Texten, wie demokratische Gesellschaften durch die Gefahr von Populismus und Gewalt bedroht sind. Im Zentrum von Melancholie des Widerstands beispielsweise steht ein merkwürdiger Wanderzirkus - gezeigt wird, wie man unter dem Vorwand, sich von Gefahr von außen zu wehren, die eigene Freiheit aufgibt.

Seine Werke erscheinen in Deutschland beim S. Fischer Verlag. Zuletzt 2023 die Erzählungen Im Wahn der Anderen. Dort heißt es: „Seine Romane Satanstango und Melancholie des Widerstands seien überall auf der Welt begeistert aufgenommen worden. Die internationale Beachtung begann jedoch 1993 in Deutschland mit dem SWR-Bestenliste-Preis für Melancholie des Widerstands. In den letzten Jahren erschienen die Erzählbände Seiobo auf Erden - dafür bekam er den Brücke-Berlin-Preis und Literaturpreis Leuk 2010 - sowie Die Welt voran (2014). Für seinen Roman Baron Wenckheims Rückkehr (2018) wurde er mit dem National Book Award 2019 for Translated Literature ausgezeichnet. 2021 erhielt er den Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur sowie 2024 den spanischen Literaturpreis Prix Formentor. Zuletzt erschienen der Roman Herscht 07769 und der Erzählband Im Wahn der Anderen. Seine Romane wurden in viele Sprachen übersetzt und mit internationalen Preisen ausgezeichnet.
László Krasznahorkai ist außerdem auch als Drehbuchautor tätig.

Krasznahorkai setzte vor einigen Jahren Thüringen auf die literarische Weltkarte: In seinem Buch Herscht 07769 versucht dort ein junger Mann, in einer Kleinstadt in der thüringischen Provinz zwischen Nazis und Einwohnern zu vermitteln. Ein Buch, das aktueller kaum sein könnte, aber nicht leicht zu lesen ist, es besteht nur aus einem einzigen Satz.

Der Schriftsteller und Drehbuchautor wurde am 5. Januar 1954 als Sohn eines Anwalts in Gyula geboren. Er studierte zunächst Jura in Szeged, später Hungaristik und Philosophie in Budapest. Den größten Teil des Jahres lebt der 71-Jährige in Wien und Triest.

In seiner frühen Schaffensperiode in den 1980er-Jahren schrieb er apokalyptische, düstere, grüblerische Romane, die in Kleinstädten spielen und kleine Leute beschreiben. Satantango (1985) beispielsweise ist eine düster-komische Geschichte einer trostlosen ungarischen Stadt, deren betrunkene Einwohner von einem Besucher, der möglicherweise der Teufel ist, in ihren Bann gezogen werden. Viele seiner Werke wurden international ausgezeichnet und teils von Bela Tarr verfilmt.
In seiner späten Schaffensphase setzt er sich viel mit Sehnsucht auseinander. Etwa in dem 2010 auf Deutsch erschienenen Buch Seiobo auf Erden, in dem er beschreibt, wie es in jeder Epoche und in allen Kulturen vollkommene Dinge gab und gibt: der im Fluss reglos stehende Reiher, die Grimasse einer No-Maske, die Zerbrechlichkeit einer Buddha-Statue.