In unserer Welt ist heutzutage alles möglich. Und das wird ausgenutzt – von Kriminellen, politischen Systemen, aber auch von Menschen wie du und ich. So denkt auch Tina, eine junge, erfolglose Blaulichtreporterin, die sich in Köln nur so gerade eben durchschlägt. Als dann auch noch ihr Vater stirbt, nimmt sie gern das Angebot an, einige Wochen in einer Londoner Wohnung zu leben – gegen ein ordentliches Honorar und zusätzliches Taschengeld. Dafür ist sie gern bereit, für die Zeit auf alle Kontakte, das Internet und soziale Medien zu verzichten. Was die Journalistin nicht ahnt, sie ist zum Werkzeug eines kriminellen Berliner Clans geworden, der einen gigantischen Terroranschlag plant. Als sie herausfindet, wofür sie in London leben soll und sie sich dann auch noch in ihren Leibwächter Adem verliebt, beginnt ein gnadenloser Wettlauf gegen die Zeit. Ein Wettlauf, den sie allein absolvieren muss, gegen den Clan, gegen die Polizei und einen übermächtigen, unsichtbaren Gegner.
Mit seinem zweiten Roman Watch greift Michael Meisheit ein Thema auf, das immer mehr in den Fokus gerät: Überwachung im öffentlichen Raum. Für das, was heute schon möglich ist, ist deshalb der Schauplatz London ein hervorragendes Beispiel, denn nirgendwo in Europa sind so viele Kameras installiert wie in der britischen Hauptstadt: eine Million. In Berlin sind es gerade mal 40.000. Entlang der Überwachungen zieht Michael Meisheit seinen ersten Themenstrang: „Was dürfen Behörden?“, „Wie weit dürfen Polizei und andere staatliche Organe bei der Überwachung gehen?“ Eine Frage, die gerade bei sogenannten Präventivaktionen, eine ziemliche Brisanz bekommt, denn Meisheit zeigt auch auf, dass auch die, die überwachen, nicht vor Fehleinschätzungen und Fakes geschützt sind. Was ebenfalls zu einer Katastrophe werden kann.
Michael Meisheits zweites Thema ist die zunehmende Macht der kriminellen Clans, die immer mehr versuchen, Berlin zu erobern. In Watch lehnen die Drahtzieher eines verheerenden Anschlags jegliche rechtliche Autorität ab. In Watch heißt es an einer Stelle: „Es geht nicht um das deutsche Rechtssystem. Das zählt nicht bei uns.“ Und an einer anderen: „Die Cops haben keine Chance. Die Taffas (so heißt der Clan bei Michael Meisheit) sind wie diese Schlange. Schlägt man einen Kopf ab, wachsen zwei neue.“ Das ist bestürzend!
Mein Fazit: Watch ist ein spannendes Buch, bei dem der Leser einiges voraussehen kann, aber auch immer wieder über plötzliche Wendungen überrascht wird. Sicher, das Fiktive, das Michael Meisheit beschreibt, ist erschreckend, aber eben auch Realität. Und ob die letzten Seiten in dem Roman Verantwortliche in Politik und Gesellschaft zum Abschaffen gewisser Machtinstrumente veranlasst, möchte ich stark bezweifeln.
Watch ist sicherlich kein Buch, das für immer in meinem Regal steht. Aber es ist eine spannende Lektüre für den Urlaub oder andere relaxte Momente.
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