600.000 Euro Verlust in sieben Jahren

 

Fähre Werben erneut großes Thema im Stadtrat

 

 

Die Werbener Fähre hat immer wieder Probleme. Erst am Mittwoch wurde sie von einem Traktor beschädigt.©T.Pfundtner

Werben – Die Probleme um die Werbener Fähre nehmen kein Ende: Gestern Vormittag legte ein Traktor mit seinem Anhänger den Betrieb lahm: Als er auf der Havelberger Seite das Schiff verließ, kam es aufgrund des Gewichts zu Problemen beim Herunterfahren. Dabei wurde die Elektronik beschädigt – wovon insbesondere das Schrankensystem betroffen war. Während der Fährbetrieb eingestellt war, versuchte der Werbener Bürgermeister Bernd Schulze schnellstmöglich einen Technik-Spezialisten aufzutreiben, der die Havarie beseitigen sollte. Kurz darauf erschien auf der Internetseite der Verbandsgemeinde Arneburg-Goldbeck, dass ab sofort die Tonnage für das Schiff auf 7,5 Tonnen begrenzt ist. Grund: Der niedrige Pegelstand der Elbe. Wie der Infrastrukturbetrieb der Verbandsgemeinde Stunden später mitteilte, wurden die Schäden behoben und der Fährbetrieb wieder aufgenommen.

Bereits am Vorabend war die Werbener Fähre großes Thema im Stadtrat: Es sollte die Höhe der Entschädigung für die ehrenamtlich Tätigen während des Pferdemarktes beschlossen werden – 75 Euro pro Person. Damit war Stadtrat Michael Schnelle (CDU) nicht einverstanden. Er forderte „250 Euro“ für jeden. „Wenn wir davon ausgehen, dass wir während des Festes eine Einnahme von circa 20.000 Euro haben, ist bereits die Hälfte weg“, sagte Bürgermeister Schulze.  Dann erklärte er, dass die Stadt seit 2017 600.000 Euro durch den Nicht-Betrieb des Schiffes „eingefahren“ habe. Dies läge an der Straßensanierung, den falsch gebauten Anlegern und die fast einjährige Revision, erklärte er. Fehlendes Geld, das die Haushalte immer wieder belastet habe.

Deshalb, so führte er weiter aus, habe er bereits vor der Wiederinbetriebnahme einen Brief an die Ministerin für Infrastruktur und Digitales, Lydia Hüskens, nach Magdeburg geschickt. Darin bemängelte er zum einen sinnlose Förderrichtlinien, wie zum Beispiel, dass eine Toilette oder ein Führerhäuschen nicht zu einer Fähre gehören würden.

„Die Ministerin schrieb kurz und knapp zurück, wir sollten froh über die 90-prozentige Förderung sein, in anderen Bundesländern sähe es schlechter aus“, berichtete Schulze dem Rat. Und weiter hätte die Ministerin mitgeteilt, dass die Verluste nicht übernommen werden. „Und dass, obwohl die Fährverbindung zwischen Räbel und Havelberg ein wichtiger Bestandteil der Verkehrsplanung ist und die Straße dem Land gehört.“

Trotz der Absage gab Schulze nicht auf und informierte auch Ministerpräsident Reiner Haseloff über die finanziellen Fähren-Probleme. Dieser, so der Bürgermeister, reagierte höflich und hat mir mitgeteilt, dass er mein Schreiben an das Finanzministerium weitergeleitet habe: „Ich glaube nicht, dass es etwas nützen wird“, sagte Schulze der AZ, „aber Herr Haseloff hat wenigstens Verständnis für unsere Situation gezeigt.“

Nachdem der Werben-Chef den Räten alles erläutert hatte und auch darauf hinwies, dass die Entschädigung für die ehrenamtlichen Helfer im vergangenen Jahr 45 Euro betragen habe, stellte Michael Schnelle den Antrag, dass über den Beschluss namentlich abgestimmt werden solle.  Das wurde abgelehnt und so wurde die Summe mehrheitlich – mit Ausnahme des CDU-Abgeordneten – beschlossen. Daraufhin bestand er darauf, dass seine Entscheidung mit seinem Namen ins Protokoll aufgenommen werden soll. Was ihm bestätigt wurde.

Nach der Sitzung sagte ein Ratsmitglied der AZ: „Die Bahn fährt Millionenverluste ein und der Bund haftet dafür. Die Verluste, die uns durch den Nichtbetrieb der Fähre entstehen, werden an hoher Stelle unter unternehmerisches Risiko verbucht. Da stimmt doch etwas nicht.“

Die aktuelle Meldung zur Werbener Fähre

Zeit für Elbquerungen wegen Pferdemarkts verlängert

Werben – Seit Donnerstag ( 5.09.) ist Werbens Bürgermeister Bernd Schulze im Dauerstress, kümmert sich auf dem Havelberger Pferdemarkt um ehrenamtliche Helfer, Parkplätze und den Fährbetrieb. Wie die AZ berichtete, waren in den vergangenen sieben Jahren 600000 Euro Verlust dadurch entstanden, dass die Fähre nicht eingesetzt werden konnte: Straßenbauarbeiten, Reparaturen an den Anlegestellen und die langen Revisionsarbeiten am Schiff. „Wir rechnen mit 20000 Euro Einnahmen“, sagt Schulze mit Blick auf den Pferdemarkt. Während der Veranstaltung werden, wie jedes Jahr die Fährzeiten verlängert.