
Zauberberg Riva
Das Sanatorium der Dichter und Denker
Deutsche Mystik trifft auf gute Luft und mediterrane Helligkeit
Am Ende des 19. Jahrhunderts gründete der Wiener Arzt Christoph von Hartungen in Riva am Gardasee ein Sanatorium, das schnell zu einem bevorzugten Dorado von Aristokraten, Diplomaten, Wissenschaftlern, Künstlern und Schriftstellern wurde. Die besondere Anziehungskraft des Ortes machte die uralte Verbindung von südlichem Naturerlebnis, Heilklima und humanistischer Kulturtradition aus. Vor dem Ersten Weltkrieg verkehrten hier prominente Persönlichkeiten wie allen voran Thomas Mann, dem das Sanatorium, auf Anregung seiner Frau Katia, als Vorlage für seinen Jahrhundertroman »Der Zauberberg« diente, sein Bruder Heinrich, aber auch Sigmund Freud, Franz Kafka und Max Brod, Christian Morgenstern, Rudolf Steiner, Magnus Hirschfeld oder Hermione von Preuschen. Willi Jasper zeichnet mit zahlreichen Alltagsdetails und großem Bewusstsein für die politischen wie ästhetischen Herausforderungen der Zeit in »Zauberberg Riva« das farbige Bild der Aufbruch- und Untergangsstimmung dieses grandiosen mitteleuropäischen Mikrokosmos, der den kurz bevorstehenden Epochenbruch in heiterer, urlaubshafter Zerstreuung schon zu ersehnen schien.
„Selten sind Bücher wie dieses, in denen mit einem Schlag ein Ort, der immer wieder aufflackerte wie ein fernes, faszinierendes Irrlicht, plötzlich fest verankert wird in der europäischen Kulturgeschichte.“ Florian Illies, Die Zeit
Verlag: FISCHER Taschenbuch
Erscheinungstermin: 26.02.2025
Preis: 15 Euro
272 Seiten
ISBN: 978-3-596-71209-0
Willi Jasper, geboren 1945 in Lavelsloh (Niedersachsen), lebte als Wissenschaftler und Publizist in Berlin. Er war bekannt durch seine Bücher zur deutsch-jüdischen Literatur seit der Aufklärung, zu Lessing und Börne, zur Exil-Literatur, Faust-Rezeption und zur Familie von Heinrich und Thomas Mann. Er hat zunächst als wissenschaftlicher und politischer Publizist für Presse und Rundfunk, als Dozent und als Buch-Autor in Köln gewirkt, später dann als wissenschaftlicher Mitarbeiter und stellvertretender Direktor am Salomon-Ludwig Steinheim Institut in Duisburg gearbeitet. Von 1995 bis 2004 hat Willi Jasper am Moses Mendelssohn Zentrum in Potsdam geforscht und von 2005 bis 2010 als Professor für deutsch-jüdische Literaturgeschichte in den Jüdischen Studien und am Institut für Germanistik in Potsdam gelehrt.
Er war Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland und erhielt 2013 die Johann-Heinrich-Merck-Medaille der Darmstädter Goethe-Gesellschaft.
Am Freitag, den 3. Februar 2023 ist Prof. Dr. Willi Jasper nach schwerer Krankheit in Berlin verstorben.