Mit Herz und Familiensinn

 

Die Tagespflege am Tierpark feiert 10-jähriges Jubiläum

 

 

In der Altmark Zeitung konnten Sie am Samstag, 31. August 2024, in der Ausgabe für den Landkreis Stendal im Lokalteil Stendal / Arneburg-Goldbeck den Bericht zum 10-jährigen Bestehen der Tagespflegestation am Stendaler Tierpark lesen. „Mit Herz und Familiensinn" und „Jubiläum: Tagespflege am Stendaler Tierpark feiert Zehnjähriges" waren die Überschriften.

Ein Teil des Teams der Tagespflege am Tierpark: Ute (v.l.) Christina, Leiterin Angela Riebeseel und Sarah bereiten das Essen für die Tagesgäste vor.©T.Pfundtner

Stendal – Als am 1. September 2014 in der Carl-Hagenbeck-Straße von der Sozialstation Süd eine Tagespflegestation eröffnet wurde, begrüßten fünf Mitarbeiter die ersten acht zu betreuenden Personen. Mittlerweile arbeiten hier neun Pflegerinnen, ein Fahrer und drei Praktikanten; kümmern sich von Montag bis Freitag um insgesamt 50 Frauen und Männer. Einige von ihnen sind täglich dabei. Andere zwei- bis dreimal die Woche. „Das richtet sich nach den individuellen Möglichkeiten einer jeden Person“, weiß Angela Riebeseel. Sie und ihre Kollegin Heike Lehmann leiten seit zehn Jahren die Einrichtung für Menschen, die einer Betreuung bedürfen.

Vom ersten Tag an hatten sich die beiden Frauen vorgenommen, ihre Einrichtung familiär und mit viel Herz zu führen. „Auch ist es uns wichtig, dass wir die uns anvertrauten Personen animieren, so weit als möglich ihre Selbständigkeit zu behalten und sich aktiv in den Tagesablauf mit einzubringen.“

Die Tagesgäste nehmen die Mahlzeiten gemeinsam ein und kümmern sich zuvor auch eigenständig, darum, die Tische zu decken.©T.Pfundtner

Deshalb helfen die Senioren zum Beispiel kräftig mit, wenn das Mittagessen gekocht oder der tägliche Kuchen gebacken wird: Kartoffeln schälen, Gemüse putze, Zutaten abmessen oder Teig kneten – alles kleinere oder größere Aufgaben, die von den älteren Herrschaften mit Freude erledigt werden.

„Viele haben diese einfachen Handgriffe vergessen oder verlernt“, erzählt Heike Lehmann, „aber sobald sie das erste Mal mitmachen, erinnern sie sich. Oft fallen ihnen plötzlich andere Handgriffe ein, die beim Kochen oder Backen wichtig sind“, sagt Heike Lehmann.

Auch der wöchentliche Speiseplan wird mit den „Tagesgästen“ gemeinsam erarbeitet Das beginnt tatsächlich bereits beim Erstgespräch, wenn jemand in die Einrichtung kommen möchte: „Neben den üblichen Fragen zur Gesundheit oder dem Allgemeinzustand möchten wir auch alles über den Menschen erfahren, der zu uns kommen möchte.“ Das geht vom Hobby, über Vorlieben, Interessen, dem Lieblingsessen bis hin zu persönlichen Wünschen. „Erst mit diesem Wissen schaffen wir die Voraussetzung für eine optimale, individuelle Betreuung."

Zwischen 40 und 92 Jahre sind die Frauen und Männer aus Stendal oder auch Dahlen, die regelmäßig vom fest angestellten Fahrer gebracht und abends wieder nach Hause gefahren werden. Für sie beginnt der Tag in dem Haus beim Tiergarten zwischen 8 und 9 Uhr mit einer gemeinsamen Begrüßung durch das Personal. Dabei wird erzählt, was es zu Essen gibt, wer im Dienst ist und ob besonderen Aktivitäten geplant sind: zum Beispiel ein alkoholfreier Cocktail am Nachmittag, eine Spargelwoche oder ein Spaziergang an den Stadtsee.

Bereits beim Frühstück werden die Damen und Herren „fest mit eingebunden“: Sie kümmern sich darum, dass jeder seinen Kaffee bekommt, die Butter auf dem Tisch steht und die Brötchen aufgeschnitten werden. „Als wir vor zehn Jahren mit der Arbeit begannen, haben wir das alles gemacht. Nach kurzer Zeit ist uns klargeworden, dass wir unseren Patienten damit ihre Eigenständigkeit nehmen und es schnell sein gelassen.

Vorbereitungen für das Mittagessen, gemeinsames Zeitungsstudium, Gespräche über die Vergangenheit oder Ausflüge – alles kleine Bausteine, die das Miteinander und den Zusammenhalt fördern. Doch auch Themen wie Sterben, Einsamkeit oder der Sinn des Lebens stehen auf der Agenda.

Selbständigkeit ist in jedem Alter wichtig

Dafür wurde im Garten eine Erinnerungsecke eingerichtet – „zum Gedenken an die Verstorbenen.“ In der kleinen Grünanlage, direkt neben einem Kinderspielplatz, gibt es sogar eine Raucherecke, was in vielen anderen Einrichtungen nicht der Fall ist. „Es steht uns nicht zu, jemandem eine Zigarette oder die Zigarre zu verbieten.“ Auch Handys sind in der Einrichtung nicht verboten.

Neben der optimalen, medizinischen und persönlichen Betreuung, ist auch der Kontakt zu den Angehörigen sehr wichtig: „Zweimal im Jahr laden wir alle zu einem gemeinsamen Treffen ein, damit sie sich über ihre Erfahrungen austauschen und sich unterstützen können.“  Dies ist auch für den Umgang mit Behörden und den Krankenkassen wichtig. So wissen zum Beispiel viele Menschen, die einen Angehörigen betreuen, nicht, dass den Betroffenen neben dem Pflegegeld der gleiche Betrag auch für eine Tagesbetreuung zusteht. Dazu kommen 125 Euro sowie die Kostenübernahme der Hin- und Rückfahrten zur Einrichtung.

Am 3. September feiert die „Tagespflege am Tiergarten“ ihr zehnjähriges Bestehen von 14 bis 17 Uhr mit einem Tag der offenen Tür für alle Interessierten. „Wir hoffen auf viele Gäste, die sich davon überzeugen, dass eine Tagespflege kein Abschiebebahnhof für Ältere ist, sondern ein Platz zum Wohlfühlen und somit eine Bereicherung für den Seniorenalltag."