Advent, Advent

 

Warum gibt es so viele verschiedene Adventskalender?

 

Adventskalender © IK 

Die Diskussionsgrundlage zum Thema „Adventskalender“ erschient in der Altmark Zeitung in der Ausgabe für den Landkreis Stendal am Mittwoch, 22. November 2023, in der Ausgabe für den Landkreis Stendal im Lokalteil Stendal unter der Überschrift: Runterzählen bis zum Fest – Adventskalender zwischen Kommerz und Tradition.

Adventskalender selbst gebastelt und gefüllt © IK

Stendal – Bereits im September fing es an: Die ersten Adventskalender wurden verkauft. Zu Beginn standen nur einige Sorten im Regal – fast ausschließlich mit Schokolade gefüllt – aber dann ging es im Oktober so richtig los: In Supermärkten, Kaufhäusern, Drogerieketten – gefühlt – hunderte Kalendersorten mit den unterschiedlichsten Füllungen werden angeboten: Für Mädchen und Jungen. Für Damen und Männer. Für Singles und Paare. Sogar für Hunde und Katzen! Auch nachhaltige Kalender aus Zellulose oder Graspapier sind im Angebot vertreten. – Und es ist schier unglaublich, was sich hinter den einzelnen 24 Türchen verbirgt: Spielzeug, Überraschungseier, ein Teebeutel für jeden der 24 Tage, Parfüms, Kosmetik, Legosteine, alkoholische Pralinen, Harry Potter-Figuren, vegane Fair Trade-Süßigkeiten, Sammelkarten. Die Liste ist schier unendlich. Hätten Sie es gewusst: Sogar Sexspielzeug oder Grillsaucen-Tuben werden in Adventskalendern versteckt.

Aber wer hat sich das eigentlich alles ausgedacht?

Die allerersten Adventskalender sind aus dem Jahre 1851. Protestantische Familien hängten 24 christliche Bilder auf oder zeichneten 24 Striche an die Wand. Die Kinder durften dann für jeden Tag bis Weihnachten ein Bild abhängen oder einen Strich wegwischen.

1902 verkaufte die evangelische Buchhandlung „Friedrich Trümpler“ in Hamburg den ersten gedruckten Adventskalender in Form einer Weihnachtsuhr.

1903 folgte einer, bei dem auf einem Papierbogen 24 Bilder zum Ausschneiden gedruckt waren. Die Kinder konnten die Motive dann auf einem weiteren Bogen aufkleben. Es war der Münchner Verleger Gerhard Lang, der auf diese Idee kam. Kurz darauf legte er den Grundstein für mit Süßigkeiten gefüllte Adventskalender – das sogenannte „Christkindleinshaus“, das mit 24 Schokoladenteilchen gefüllt wurde. Im Nationalsozialismus brachte das Hauptamt einen anti-christlichen Kalender heraus, der „Vorweihnachten“ genannt wurde. Er wurde mit Nazi-Weihnachtsliedern oder Back- und Bastelanleitungen für nationalsozialistischen Christbaumschmuck – zum Beispiel Runen, schwarze Sonnen oder Hakenkreuze – versehen.

Als der Zweite Weltkrieg vorbei war, wurde die Idee von Gerhard Lang wieder aufgenommen: Erst erschienen Adventskalender-Bögen mit Türchen zum Aufmachen, kurz darauf wurde neben den Bildern auch Schokolade versteckt.

Von Kinderfreude zum Kommerz?

Dadurch wurde der Adventskalender für Vorweihnachtsfreuden von Jahr zu Jahr zu einem immer wichtigeren Wirtschaftszweig. Für dieses Jahr schätzt der Süßwarenverband „Sweets Global Network e.V.“, dass die geschätzten 100 Millionen Euro vom Vorjahr erneut erreicht werden. Wobei allein der Umsatz der Süßigkeitenhersteller circa 75 Prozent ausmachte.

Jedes Jahr werden gut 80 Millionen Kalender hergestellt, von denen gut 50 Millionen verkauft werden. Für einen Kalender werden in Deutschland durchschnittlich 30 Euro ausgegeben. Das würde bedeuten: Ein theoretischer Umsatz von 150 Millionen Euro!

Der amtierende Pfarrer der Lutherkirche in Röxe, Johannes-Christian Rost, sieht es so: „Wenn ein Adventskalender wirklich für die Vorbereitung auf Weihnachten von den Menschen genutzt wird, ist alles in Ordnung. Allerdings ist leider zu beobachten, dass diese Kalender überhandnehmen. Dadurch gibt es wohl auch einen Traditionswandel – statt tradierter Werte nimmt der Kommerz mehr und mehr zu.“