Blitzer einen Monat im Einsatz

 

Erste Bilanz erst im September

AZ beobachtete Fahrverhalten an der Tempo-Falle

 

 

Der Bericht über die ersten Erfahrungen mit dem stationären Blitzer in Ziegenhagen erschien in der Altmark Zeitung am Donnerstag, 18. Juli 2024,  in der Ausgabe für den Landkreis Stendal im Lokalteil für Stendal und Arneburg-Goldbeck.  Mit „Blitzer lässt die Kassen klingeln" undRadar-Säule in Ziegenhagen überführt seit einem Monat Temposünder" war der Bericht überschrieben.

Um sich ein realistisches Bild von der Situation zu machen, zählte die AZ eine Stunde lang selbst den Verkehr. Trotz Ferienzeit passierten am Mittwochmorgen in einer Stunde genau 644 Fahrzeuge den neuen Ziegenhagener Blitzer. ©T.Pfundtner

Ziegenhagen/Arneburg-Goldbeck – Nach zehnjährigem Kampf der 35 Einwohner (die AZ berichtete) war es vor genau einem Monat im Rochauer Ortsteil Ziegenhagen endlich so weit: Im Beisein von Landrat Patrick Puhlmann (SPD) und Bürgermeister Dirk Zeidler wurde die stationäre Blitzanlage scharf gestellt. Seitdem schießt die Säule in direkter Nähe der Fußgängerampel Fotos von zu schnellfahrenden Fahrzeugen. Und tatsächlich überraschte das grelle Rotlicht bereits in den ersten 30 Minuten nach Inbetriebnahme sechs Raser. Einer davon donnerte sogar statt mit den vorgeschriebenen 50 km/h mit 99 km/h in die Tempo-Falle. Das wird teuer, denn nach dem aktuellen Bußgeldkatalog 2024 wird dafür eine Geldbuße in Höhe von 680,00 Euro inklusive Gebühren plus zwei Punkten in Flensburg sowie ein zweimonatiges Fahrverbot fällig.

Aber, wie funktioniert das eigentlich mit den Einnahmen, die durch einen mobilen oder stationären Blitzer generiert werden? Tatsächlich fließen die Bußgeld-Einnahmen in der Regel in den kommunalen oder regionalen Haushalt. Also kommt das Geld des Ziegenhagener Blitzers dem Haushalt des Landkreises Stendal zugute. Nicht zu vergessen: Auch der Gerätelieferant bekommt pro Foto einen Anteil.

Beim Blitzer von Ziegenhagen wird aber zunächst anders gerechnet: Da die Gemeinde Rochau den Blitzer vorab finanziert hatte, erstattet der Kreis zunächst die Anschaffungskosten zurück. Sind diese abgegolten, gehören dem Kreis der Blitzer und die Einnahmen.

Rund 120.000 Euro kostete das Gerät, es müssen also viele Fotos gemacht werden, bis es sich amortisiert hat.

Dass dies schnell gehen kann, beweist eine einfache Rechnung.

Angenommen das Gerät blitzt sechsmal am Tag und die „Verkehrssünder“ übertreten die Höchstgeschwindigkeit lediglich um bis zu zehn Kilometer. Das kostet 30 Euro Strafe. Dazu kommen die Gebühren - ungefähr 28 Euro - abzüglich des Foto-Honorars für das Unternehmen. Wenn 50 Euro pro Person beim Kreis bleiben, wären das 300 Euro am Tag. Pro Jahr würden also 109.500 Euro in der Kasse klingeln und das Blitzgerät wäre schnell bezahlt.

Ob das Gerät sich schnell amortisiert, wird sich zeigen - aber es erhöht die Verkehrssicherheit; das war das Ziel!

Es herrscht reger Verkehr in Ziegenhagen, aber nun kontrollierter und der Situation angepasster.©T.Pfundtner

Doch das ist reine Theorie, denn die Realität ist ein andere. Zumal erst im September konkrete Zahlen vorliegen, wie Rochaus Bürgermeister der AZ sagte: „Darauf haben wir uns mit dem Kreis verständigt.“

Kein Wunder also, dass René Schernikau, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Arneburg-Goldbeck, zu der Rochau gehört, dazu sagte, es könne wohl drei bis vier Jahre dauern, bis der Blitzer vom Kreis komplett übernommen sein werde.

Zwar rechnen sich die stationäre Geschwindigkeitskontrollgeräte fast überall, aber ihre Standorte sprechen sich schnell unter Autofahrern herum. Außerdem warnen mittlerweile fast alle modernen Navigationsgeräte vor festinstallierten Blitzern. Dadurch sinken die Einnahmen. Nicht zu vergessen, dass mit der Fertigstellung der A 14 die B189 wohl deutlich weniger befahren sein wird.

Dennoch wollte die AZ wissen, wie sich der Ziegenhagener Blitzer auf den Verkehr auswirkt und zählte gestern (Mittwoch, 17. Juli) für gut eine Stunde den Verkehr: Insgesamt passierten in den 60 Minuten 644 Fahrzeuge (davon 180 Laster, 76 kleine Transporter und 25 Wohnmobile) aus beiden Richtungen kommend die Säule. Fast alle Fahrer verringerten deutlich ihre Geschwindigkeit, beziehungsweise fuhren langsam durch das Ortsende, sodass der Blitzer nicht ausgelöst wurde. In dieser einen Stunde wurden zwar keine Einnahmen generiert, aber die Verkehrssicherheit deutlich erhöht. Sollte dies so bleiben hat sich allein dafür der Einsatz der Bürger für eine stationäre Blitzstation gelohnt.