Ziegenhagener Säule blitzt seit vier Monaten
Hat sich die Investition der Gemeinde gelohnt?
Mehr als zehn Jahre lang hatten Einwohner des Rochauer Ortsteils für einen eigenen Blitzer gekämpft, da ständig Autos durch den Ort rasten, ohne die Geschwindigkeitsbegrenzung von 50 Stundenkilometern zu beachten. Zwar sei es bisher noch nicht zu Unfällen gekommen, aber mit dem zunehmenden Verkehr steigt das Risiko immer weiter an.
Nachdem sich die Gemeinde Rochau bereit erklärt hatte, die Kosten für die Geschwindigkeitsmessanlage aus dem Gemeindehaushalt zu finanzieren und dafür an den Einnahmen beteiligt zu werden, stand einer Einigung mit dem Landratsamt nichts mehr im Wege.
Am 18. Juni 2024 ging die Blitzersäule in Ziegenhagen in Betrieb. Neun Wochen später, also Mitte August, lagen die ersten überraschenden Auswertungen vor, die jetzt veröffentlicht wurden.

Blitzer in Ziegenhagen bei Verkehr gut ausgelastet.©T.Pfundtner
Ziegenhagen/Arneburg-Goldbeck – Seit vier Monaten steht die Blitzersäule im Rochauer Ortsteil Ziegenhagen. Die Kosten dafür hatte die Gemeinde übernommen, da die Sicherheit der Einwohner, Gäste und besonders der Schulkinder durch Raser immer mehr gefährdet war.
227 Meter lang ist die Strecke durch die kleine Ortschaft. Man kann, wenn man auf der B189 in Ziegenhagen einfährt, den Ortsausgang schon sehen. Da lohnt es sich wohl für so manchen Fahrer nicht, abzubremsen.
In der Zeit des Kampfs um die Aufstellung eines Blitzers wurden eigene Verkehrszählungen und Geschwindigkeitsmessungen durchgeführt, die Tempospitzenwerte bis zu 175 km/h ergaben. Außerdem berichteten die Ziegenhagener von Rotlichtverstößen an der Fußgängerampel und gefährlichen Überholmanövern innerhalb der Ortslage.
Kaum war die Anlage am 18. Juni in Betrieb genommen, gab es gleich sechs Raser, die das Rotlicht auslösten.
Die Aufstellung und Inbetriebnahme der Blitzersäule wurde vielfach bekanntgegeben, auch in sozialen Medien. Hat das eine Veränderung des Fahrverhaltens bewirkt?
Nach neun Wochen Betriebszeit gab es schon mehr als 12000 Verstöße. Jetzt sind es vier Monate - neuere Zahlen gibt es noch nicht, aber Meinungen der Einwohner von Ziegenhagen.
Die Messstation für Geschwindigkeitsüberwachung hat 210000 Euro gekostet, 140000 Euro kamen schon in die Kasse des Landkreises.
Man hatte erwartet, dass die Anlage sich in bis zu vier Jahren amortisiert. Nun scheint das sehr viel schneller zu gehen. Was die Gemeindekasse entlastet, aber den Beobachter doch sehr erschreckt. Hatte man sich doch erhofft, die Geschwindigkeitsverstöße während der Ortsdurchfahrt und die Rotlichtverstöße an der Fußgängerampel im Ort würden vermindert.
Die erste Auswertung nach neun Wochen Betriebszeit zeichnet ein bedenkliches Bild im Rochauer Ortsteil. Etwa 12 750 Geschwindigkeitsverstöße mussten in diesem Zeitraum festgestellt und Verwarngelder in Höhe von 140 000 Euro ausgesprochen werden, teilt die Gemeinde Rochau mit. Dabei seien hier die Bußgeldbescheide für Verstöße, die das Land Sachsen-Anhalt erlässt, noch nicht enthalten. Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 125 km/h wurden gemessen. Besonders auffällig ist, dass zwei Drittel der Verstöße von Fahrzeugführern, die aus Richtung Stendal durch Ziegenhagen fahren, zu verantworten sind. Damit blitzte die Anlage durchschnittlich 254 Mal pro Tag, haben die Berechnungen des Landkreises ergeben. Das sind Rekordwerte im Landkreis: Selbst die beiden Blitzer im benachbarten Erxleben erfassten im vergangenen Jahr "nur“ gut 4.000 Raser, die Säule in Buchholz noch weniger.
Die Gefahr in Ziegenhagen durch Raser ist noch nicht wirklich gebannt, das zeigen diese Zahlen eindeutig.
Trotz allem sind die Anwohner erleichtert. Der Lärmpegel im Ort habe sich deutlich verringert. Sie sind sicher, dass sie, seitdem die Säule blitzt, mehr gesehen werden. Die Autofahrer seien sensibilisierter, dass sie in einer Ortschaft sein und dort 50 km/h zu fahren hat. Bedauerlich sei nur, dass es nicht für einen kombinierten Blitzer – Geschwindigkeit und Rote-Ampel-Blitzer – gereicht habe. Denn an der Ortsdurchfahrt steht eine weithin sichtbare Fußgängerampel, damit Ziegenhagener und auch Gäste des Rasthofs sicher über die Straße kommen. Das Rot der Ampel werde aber zu oft von Autofahrern ignoriert.