Pannen, Pech, Probleme
Fähre von Werben ist endlich wieder in Räbel
Fährbetrieb noch immer nicht möglich
Die Fähre in einer ruhigen Bucht.©T.Pfundtner
Werben – Sie dümpelt nahe des Fähranlegers von Räbel in einer kleinen Elbe-Bucht still vor sich hin und wartet auf ihren ersten Einsatz – die generalüberholte Fähre der Hansestadt Werben. Doch das wird wohl noch bis zum Havelberger Pferdemarkt vom 5. bis 8. September dauern…
Seit dem 5. September 2023 ist der Fährbetrieb zwischen der Hansestadt Werben und Havelberg eingestellt. Grund: Das alte Schiff lag für die Generalrevision im „Trockendock“ einer Derbener Werft. Gut sechs Monate waren für die Generalüberholung geplant – es wurden zehn.
Das Wetter, Hochwasser, Fachkräftemangel, überraschende neue Mängel, kaum zu begreifende Fördermittel-Bestimmungen und, und, und…
Immer wieder wurde Bürgermeister Bernd Schulze, der fast jede Woche nach Derben fuhr, um sich über den Stand der Arbeiten zu informieren, vertröstet. Wie er dieser Zeitung berichtete, wurde ihm am Telefon sogar gesagt, dass er sich beruhigen solle, denn man sei doch kein Kummerkasten.
Bernd Schulze (v.l.) stößt mit den Fährmännern Uwe Ritter,Ole Quiel und Thomas Schatz an. ©T.Pfundtner
Selbst als das Schiff unterwegs nach Räbel war, musste der Termin wieder verschoben werden. Grund: Es fehlten noch kleine Ersatzteile, die per Post aus Holland kommen sollten. Dieser Versand zog sich über mehrere Tage hin, sodass die Fähre tatsächlich erst am Dienstag (23. Juli) die Werft verlassen konnte.
Neben den Fährmännern Ole Quiel, der vor der Ankunft in Sandau das Schiff verließ, waren noch seine Kollegen Thomas Schatz und Uwe Ritter sowie ein Lotse vom Deutschen Schifffahrtsamt mit dabei. Dies ist Vorschrift. Die „Kapitäne“, die auf der Elbe zwischen Räbel und Havelberg hin- und herfahren, dürfen nur in den Wasserkilometern, die zu Werben gehören, fahren. Der Lotse hingegen hat das Patent für den gesamten Strom. Mit seinem Auto verließ er auf der Havelberger Seite die Fähre, da am Anleger in Räbel die Bauarbeiten noch voll im Gange sind.
Auch auf dem Schiff ist noch einiges zu tun, denn nach den Förderrichtlinien gehören der Kassenraum, die Toiletten und der Aufenthaltsraum nicht zum Schiff. Daher müssen sie nun von einem ortsansässigen Tischler mit Unterstützung der Fährleute fertiggestellt werden. Die Kosten trägt die Stadt.
Das ist für den Bürgermeister „völliger Blödsinn“.
In einem langen Schreiben, das Schulze gestern der Ministerin für Infrastruktur und Digitales, Lydia Hüskens (FDP), übergab, weist er nicht nur darauf hin, sondern auch, dass Kommunen bei Bauaufträgen anscheinend bei den Handwerkern hintenanstehen, da diese prall gefüllte Auftragsbücher hätten.
Außerdem listete er den finanziellen Verlust auf, da die Fähre immer noch nicht einsatzbereit ist. Bei einer durchschnittlichen Einnahme von 2.000 Euro täglich, fehlen bisher über 60.000 Euro in der Kasse (gerechnet ab Mai 2024).
Wird die Fähre zum Pferdemarkt in Betrieb sein?
Auch die großen Rampen über die es in die Fähre geht, wurden bei der Landrevision in Derben im Jerichower Land für die nächsten Jahre fit gemacht und entsprechend bearbeitet.©T.Pfundtner
Die Arbeiten am Anleger in Räbel sind noch in vollem Gange.©T.Pfundtner
Da auch jetzt kein Fährbetrieb herrscht, können die Nutzer sich noch nicht über die runderneuerte Fähre freuen: Neuer Anstrich der Außenhaut in einem abgetönten Weiß und Schwarz.
Die Elektronik wurde komplett ausgetauscht. Dafür wurden mehrere Kilometer Kabel verlegt.
Neue, leise Winden, neue Schranken sowie ein grau gestrichener Boden, der im Sommer das Sonnenlicht nicht reflektiert. Im Gierseil-Betrieb ist es für die Fährmänner möglich, das Schiff von drei Stellen aus zu bedienen – auch vom Steuerhaus her, nur im Motorbetrieb ist das nicht möglich.
Auch das Gierseil ist – neben der noch brachliegenden Anlegestelle – ein Grund dafür, dass die Fähre noch nicht über die Elbe fahren kann: Es wird ebenfalls erneuert und muss dann gestrafft werden. Das geht aber nur, wenn das alte neue Schiff am Anleger festmacht. Also wird das auch noch dauern.
Rund 600.000 Euro kostete die Revision. Der Eigenanteil der Stadt beträgt 60.000 Euro, also zehn Prozent. Dazu kommen noch die Arbeiten, die nicht förderfähig waren. All diese Fakten sind dem Stadtrat bereits bekannt. Dennoch wird Schulze den Bauausschuss, der am Freitag (26. Juli 2023) zusammenkommt, darüber noch einmal informieren. Ebenso am 6. August die Stadträte.
Diese und auch der Bürgermeister hoffen jetzt darauf, dass nun keine neuen Unwägbarkeiten mehr auftreten, die den Fährbetrieb zum Pferdemarkt verhindern.
Der Blick auf die überholte Fähre auf der Elbe und die andauernden Arbeiten am Räbeler Anleger.©T.Pfundtner
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