Ewig aktuelles Musical

 

Endlich in Stendal angekommen: „The Rocky Horror Show”   feiert Premiere am TdA

 

 

In der Altmark Zeitung konnten Sie am Freitag, 13. September 2024, in der Ausgabe für den Landkreis Stendal im Lokalteil Stendal / Arneburg-Goldbeck einen Blick auf die Premiere der anstehenden Eröffnung der Theatersaison im Theater der Altmark erhalten. Denn dort gab es ein Dreiergespräch über die Premiere von „The Rocky Horror Show“. Die Überschriften „Ein ewig aktuelles Musical“ und „Endlich in Stendal angekommen: „The Rocky Horror Show“ feiert Premiere“.

Die Darsteller und Gesprächsteilnehmer: Niclas Ramdohr, Siri Wiedenbusch und Hannes Liebmann (v.l.).©T.Pfundtner

Stendal – In einem kleinen Londoner Theater „donnerte“ am Juni 1973 ein ziemlich anarchisches Musical über die Bühne, das bis heute mehr als Kult ist: „The Rocky Horror Show“ von Richard O’Brien. Dazu beigetragen hat sicherlich die Verfilmung 1975 mit Tim Curry in der Hauptrolle, denn sie öffnete den amerikanischen Kino- und Bühnenmarkt für die flippige Show. Der Grund: Das Publikum verwandelte „The Rocky Horror Picture Show“ in eine interaktive Vorstellung. Zunächst nur Kommentare, dann Verkleidungen. Gefolgt von Gummihandschuhen, Papierhüten, Strapsen und Korsetts. Dazu flogen Konfetti, Reis und Klopapier durch die Kinosäle und ehrwürdigen Theaterhäuser. So entstand innerhalb kurzer Zeit eine weltweite Rocky-Horror-Gemeinschaft, die nicht nur zum Zuschauen kam. Nein, sie zelebrierten die Geschichte um den Erzähler, Mr. Frank ’n’ Furter, den Hausmeister Riff Raff, Lady Columbia und das konservative Paar, Janet und Brad, und verwandelten das Musical in eine interaktive Show. Bis heute!

Diese drei Mitwirkende haben schon beim Gespräch viel Spaß.©T.Pfundtner

Ab Sonnabend (14. September) findet dieses Spektakel auch in Stendal statt – im Theater der Altmark (TdA) auf der Bühne im Großen Haus. Live-Musik, großer Chor und fast das gesamte Ensemble werden den altehrwürdigen Saal in eine rockende, singende und swingende Rock’n’Roll-Arena verwandeln. Dabei, so Niclas Ramdohr, „möchten wir den Spaß und die Freude, die wir auf der Bühne haben, vom ersten Moment an auf das Publikum übertragen und hoffen, dass der Funke sofort zündet. Unsere Ensemblemitglieder sind keine Musicalprofis, sondern ausgebildete Schauspieler. Dennoch legen sie so viel Begeisterung und Engagement in das Stück, dass Besucher, die des Öfteren zu uns kommen, staunen werden, wozu dieses Team fähig ist“, freut sich Niclas Ramdohr.

Dennoch bleibt die Frage, was ist es, dass  „The Rocky Horror Show“ so zeitlos ist und bis heute immer wieder das Publikum in Scharen ins Theater zieht?

Darüber sprach die AZ mit Siri Wiedenbusch (28, „Columbia“), Hannes Liebmann (68, der Erzähler) und dem musikalischen Leiter Niclas Ramdohr (57), der auch als Riff Raff auf der Bühne steht. Jeder von ihnen hatte einen völlig anderen Bezug zu dem Musical-Hit. Siri Wiedenbusch wurde von einer Freundin „mitgeschleift“ und ist seitdem begeistert. Niclas Ramdohr fand als junger Mann über die Musik seinen Einstieg. Hannes Liebmann hingegen interessierte sich musikalisch mehr für „Woodstock“ und „Easy Rider“ denn für Glamour-Pop und Travestie.

So sagt Niclas Ramdohr, dass „ohne zu viel zu verraten“, das Musical zeigt, „es gibt keine absolute Freiheit, sondern es werden letztendlich immer Grenzen gesetzt.“

„Früher in meiner Jugend“, so Hannes Liebmann, „gab es die sogenannte sexuelle Revolution und Emanzipation, was nicht zuletzt an der Erfindung der Pille lag. Doch das war für uns normal und eigentlich kein Thema. Heute wird alles öffentlich diskutiert, ans Licht gezerrt und infrage gestellt.“  Siri Wiedenbusch sagt, dass in den 70er Jahren – „als ich noch nicht auf der Welt war – um viele Freiheiten gekämpft wurde, denen jetzt wieder viel „Wind entgegenschlägt.“ Es sei diese Polarisierung, der Fall ins Extreme, wodurch die Vernunft meistens hintenansteht und Toleranz verschwindet.

Dies sei in diesen Zeiten gerade bei Themen rund um sexuelle Neigungen, Political Correctness oder Rassismus besonders ausgeprägt.

 Schräges Kult-Musical zum Mitsingen und Mitmachen

Spaß und Lebenslust stehen im Vordergrund des Musicals, letztendlich geht es um Toleranz, Verständnis und Glück.©T.Pfundtner 

Lebenslust zeigen auch Niclas Ramdohr, Siri Wiedenbusch und Hannes Liebmann beim Gespräch.©T.Pfundtner

Ein anderes Beispiel ist der Klimaschutz: „Das Musical entstand zu einer Zeit, als zum ersten Mal durch den Club of Rome die Grenzen des Wachstums auf der Erde aufgezeigt wurden. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Nur, heute sind wir mit den Konsequenzen direkt konfrontiert und fallen ins andere Extrem, was wieder zu einem Stillstand im Handeln führt“, sagt Liebmann. „Weil jede Sicht auf ein Problem als die absolute Wahrheit angesehen wird und andere Standpunkte nicht akzeptiert werden“, ergänzt Niclas Ramdohr.  „Ohne dem Plot auf der Bühne vorgreifen zu wollen, aber da ist es dann kein Wunder, wenn irgendwann alles in die Luft fliegen muss“, ist Siri Wiedenbusch überzeugt.

„Geschichte wiederholt sich“, sagt der Erzähler Liebmann, „aber lernen wir daraus?“ „Wohl eher nicht“, so Ramdohr, „und das ist sehr schade.“ „Deshalb müssen wir mehr zuhören und bereit sein, Anderssein oder -denken zu akzeptieren“, sagt Siri Wiedenbusch, „auch wenn das manchmal nicht einfach ist.“

„Letztendlich geht es doch nur um Toleranz, Verständnis und Glück. Wir müssen also gar nicht über die individuelle Freiheit diskutieren, sondern sollten lernen, dieses als etwas Selbstverständliches hinzunehmen. “, zieht Niclas Ramdohr ein Fazit; „Das alles zeigt das Musical und bleibt deshalb wohl auf ewig zeitgemäß.“ Trotz Klopapier, Konfetti oder Gummihandschuhen!

Für die Premiere am 14. September gibt es nur noch wenige Restkarten, für alle anderen Vorstellungen sind ausreichend Tickets zu haben.