Fähren-Drama: Kein Ende in Sicht
Mysteriöser Hydraulikschaden stoppt erneut die Auslieferung
Bürgermeister Bernd Schulze ist sehr enttäuscht, dass sich immer wieder neue Probleme mit der Gierseilfähre oder den Anlegern ergeben.©T.Pfundtner
Werben/Derben – „Ich bin wahnsinnig enttäuscht und weiß bald auch nicht mehr weiter“, resigniert Werbens Bürgermeister Bernd Schulze, wenn er auf die Fähre in Räbel angesprochen wird. Schon längst sollte das Schiff wieder in heimischen Gewässern schippern und Fahrgäste über die Elbe transportieren. Doch die Fährverbindung an der L2 zwischen Räbel und Osterburg liegt weiterhin brach und im Trockendock einer Werft in Derben. Seit Beginn der Revisionsarbeiten an der Fähre gab es immer Verzögerungen: Mal lag es am Wetter, dann fehlten Arbeitskräfte für die Revisionsarbeiten an der Fähre oder die Förderbedingungen zwangen die kleinste Hansestadt zum Umdenken bei der Finanzierung.
Eine unendliche Liste, die jetzt mit einer defekten Hydraulikanlage fortgeschrieben wird. „Während der ganzen Zeit auf der Werft gab es damit keine Probleme", sagt Schulze, „alles funktionierte“.
Doch in der vergangenen Woche hieß es plötzlich, dass es irgendwie Probleme mit der alten Hydraulik für die Heberampen an Heck und Bug geben würde. Nichts ging mehr – Heben und Senken unmöglich.
Die Fähre liegt noch immer in der Werft in Räbel.©T.Pfundtner
Was tun? Die Stendaler Firma Siebert Hydraulik kam aufs Schiff und prüfte das alte System auf Herz und Nieren. Ein Mitarbeiter sagte der AZ: „Wir haben festgestellt, dass eine Reparatur wenig Sinn macht und vorgeschlagen, einige der in die Jahre gekommenen Komponenten auszutauschen.“
Nachdem Schulze über die Situation informiert wurde, gab dieser 4000 Euro für die unverhofften Arbeiten frei. Daraufhin wurden die Spezialteile bestellt, die nun schnellstmöglich nach Stendal geliefert werden. „Wenn nichts mehr dazwischenkommt, werden wir die Komponenten am Donnerstag austauschen und die Anlage zum Laufen bringen“, weiß der Technik-Mitarbeiter.
Aber selbst wenn alles klappt, geht die Fähre noch lange nicht in Betrieb.
Bernd Schulze: „Wichtig ist, dass die Fähre schnellstens zu uns zurückkommt und unser Tischler die Restarbeiten durchführen kann. Wie die AZ berichtete, muss der Umbau des Aufenthaltsraums, des Kassenraums und der sanitären Anlagen durch die Hansestadt Werben selbst durchgeführt und finanziert werden. Grund: Nach den Förderrichtlinien sind dies Teile, die nicht zum Schiff gehören. Also übernahm das die Stadt und machte dafür mehrere tausend Euro locker
„Wir wollten die noch verbleibenden Kleinarbeiten, wie das Verlegen von Leisten und Hölzern bei uns machen lassen“, erklärt Schulze, „unser Tischler hat seine Werkstatt unweit des Anlegers. Das ist einfacher, als immer zur Werft nach Werben zu fahren.“ Auch diese Arbeiten hätten längst erledigt werden können, wenn alles nach Plan gegangen wäre ...
Ob nach den letzten Holzarbeiten dann aber das rundum erneuerte Schiff den Fährbetrieb aufnehmen kann, steht weiterhin in den Sternen.
Werden die Arbeiten bis zum Pferdemarkt am 4. September fertiggestellt sein?
Ob nach den letzten Holzarbeiten dann aber das rundum erneuerte Schiff den Fährbetrieb aufnehmen kann, steht weiterhin in den Sternen. Wegen Hochwassers mussten Ende Mai die Bauarbeiten am Fähranleger Räbel überraschend eingestellt werden. Dafür wurden die Spundwände für die nötige Baufreiheit der Reparaturarbeiten aus dem Wasser entfernt, ein großer Kran zurück nach Burg gebracht und die gesamte Baustelle geräumt.
Meike Portius, Regionalbereichsleiterin der Landesstraßenbehörde Sachsen-Anhalt, sagte der AZ, dass die Spundwandarbeiten abgeschlossen sind und in den nächsten zwei Wochen, die Gründungsarbeiten für die Betongroßplatten erfolgen werden.
Die Sanierung auf der Osterburger Seite sei weitestgehend abgeschlossen. Nach ihrer Einschätzung sollen die „Arbeiten bis zum Start des Pferdemarktes zum Abschluss gebracht werden können.“
Das wäre somit spätestens der 4. September. Wenn also nichts mehr dazwischenkommt, wird dann das Kommando „Leinen los für die Gierseilfähre“ ertönen.
Wie gesagt, wenn nichts mehr dazwischenkommt.
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