So bringen Klassiker Spaß

Vollbesetztes Großes Haus ©T.Pfundtner
110 Schüler verwandeln die Geschichte des berühmtesten Liebespaares der Welt, „Romeo und Julia“, in eine fetzige Theatershow

Intendantin Dorotty Szalma mit dem Organisator und Leiter des FAUSTIVAL Robert Grzywotz. ©T.Pfundtner

Prolog ©T.Pfundtner

Die rivalisierenden Familien bekämpfen sich.©T.Pfundtner
Von Thomas Pfundtner
Stendal – Wenn aus einer Idee ein einzigartiges Theatererlebnis wird, dann, ja dann können alle Beteiligten stolz auf sich sein. In diesem Fall besonders 110 Schülerinnen und Schüler, die bewiesen, wie kreativ und fantasievoll unsere so oft beschimpfte Jugend ist.
Ihnen gelang es, aus einer der größten Theatertragödien, die vor über 400 Jahren geschrieben wurde, eine vergnügliche und fetzige Interpretation auf die große Bühne des Theaters der Altmark zu „zaubern“.
Acht Schulen aus dem Altmarkkreis hatten sich für das Projekt „Romeos und Julias“ beworben. Die Klassen, AGs oder Theatergruppen bekamen Szenen aus Romeo & Julia von William Shakespeare zugewiesen und dann hieß es „Feuer frei“! Die Teilnehmer konnten alles mit den Texten über das wohl berühmteste Liebespaar der Welt, „Romeo und Julia“ machen – streichen, umschreiben oder neu erfinden. Der eigenen Kreativität waren keine Grenzen gesetzt. Auch der Einsatz von Musik, die Kostümgestaltung, alles lag in der Hand der jungen Damen und Herren.
Nach individuellen Proben wurden dann am TdA von Robert Grzywotz (Leiter Theaterpädagogik), Claudia Tost (Theaterpädagogik), Mark Späth (Bühne), Miroslav Antonsik (Inspizienz), Ronald Gehrt (Technischer Direktor), Ronald Gehr (Beleuchtungsmeister) Enrico Stephan und Helmut Lehmann (Tonmeister) sowie Cora Unnau (Hospitanz) gemeinsam mit allen Beteiligten an den Schulen die neuen Versionen „in Bühnenform gegossen“ und aufgeführt. Wer im Vorfeld dachte, Shakespeare würde sich, ob dieser neuen Interpretationen, im Grabe umdrehen, dachte falsch. Das Gegenteil dürfte der Fall gewesen sein: Der berühmteste englische Dramatiker hätte sich wahrscheinlich vor Begeisterung auf die Schenkel geklopft und das riesige Ensemble in sein „Globe Theatre“ am Südufer der Themse in London eingeladen.

Darstellerinnen und Darsteller in Aktion.© T.Pfundtner
Am Freitag, 28. März 2025, schlug dann die große Stunde der jugendlichen Darstellenden.
Gleich zu Beginn stehen 110 Schülerinnen und Schüler eingetaucht in glänzend weißes Licht auf der Bühne und eröffnen ihr „Romeos und Julias“ mit einem Epilog über das Stück. Schon hier erzeugen die jungen Schauspieler Gänsehaut beim Publikum, denn die Worte rauschen wie eine Welle durchs Theater.
Und dann beginnt das Theater zu beben: Bei hammerhartem Rap, stehen sich zwei prügelbereite Gangs, die stellvertretend für die verfeindeten Familien von Romeo und Julia stehen, gegenüber und provozieren sich bis ins Mark. Nun läuft das Drama ab – in Hochgeschwindigkeit. Klassische Kostüme wechseln sich mit Trend-Klamotten, Tiroler Bauernanzügen Boxershorts, schlichten Nachthemden und weiten Jeans ab. Sieben völlig verschiedene Romeos und Julias interpretieren das Liebespaar auf sehr individuelle Art und Weise: Sanft und liebevoll. Verzweifelt und hoffnungslos. Burschikos und widerspenstig. Nichts fehlt: Weder die Balkonszene noch „Es war die Nachtigall und nicht die Lerche“. Respekt vor dem Text und der alten Sprache? Nein! Gnadenlos aber nie respektlos wird der Text entrümpelt und der heutigen Sprache angepasst. Gewürzt mit vielen „typisch jugendlichen“ Wörtern wird der Klassiker in die Moderne transformiert. Was für viele Besucher das Stück auf eine völlig andere Ebene hebt: Klassiker sind eben nicht nur etwas für Eltern und Großeltern, sondern können auch die jungen Leute mitnehmen.

Szenenbild aus „Romeos und Julias“©T.Pfundtner
Neben den neuen Texten und einer anderen Sprache spielt für die jungen Darstellenden und Autorenteams auch die Musik eine besondere Rolle: Als das Drama auf seinen Höhepunkt zusteuert, donnert die Titelmusik des vorletzten James-Bond-Films „Skyfall“, gesungen von Adele durch das Theater. Wird es romantisch erklingen poppige Liebeslieder, die den Nerv der Teenager-Welt treffen. Die absolut gelungene Titelauswahl zeigt, wie wichtig unseren jungen Menschen die Musik zur Unterstützung ihrer Gefühle ist. Dann wieder werden Dialoge mit Swing und herrlich anzusehendem Charleston-Tanz untermauert.
Oder die Boxszene, die mit Toten endet. Einfach mitreißend. Nicht zu vergessen, das unbeschwerte Spiel des gesamten Teams. Niemand schien Angst vor der Bühne oder dem vollen Saal zu haben. Im Gegenteil: Während der 90 Minuten, die wie im Fluge vorbeigingen, wurden die „Amateure“ darstellerisch immer sicherer, eroberten sich ihr Terrain und die Herzen des Publikums. Auch der Tod von Romeo und Julia, der nicht hätte sein müssen, wirkte sehr nachhaltig und beeindruckend.
So war es kein Wunder, dass die Darsteller jeder Schule, nach Beendigung ihres Auftritts mit donnerndem Applaus belohnt wurden und am Ende der Vorstellung das Klatschen kein Ende nehmen wollte. Jeder Einzelne, der auf der Bühne stand, hatte die überschäumende Begeisterung verdient und kann stolz auf sich sein.
Sehenswerter Klassiker in vielfältigem, jugendlichem Gewand

Szene aus „Romeos und Julias“©T.Pfundtner

Epilog©T.Pfundtner
Fazit: Mit „Romeos und Julias“ ist dem Theater – dank acht Schulen und 110 jungen Damen und Herren – ein theaterpädagogischer Coup gelungen, der Hoffnung auf mehr macht. Und für die jungen Schauspieler gilt – ähnlich wie bei einer Klassenarbeit – 1+ mit Sternchen!
Einziger Nachteil: Das Stück wird – nach zwei Vorstellungen – leider nicht mehr auf die Bühne kommen. Das ist sehr schade, denn diese moderne Interpretation, die eine erfrischende Mischung aus Spiel und Musical darstellte, wäre ein ideales „Werkzeug“, um junge Leute für das Theater und Klassiker zu begeistern. Der Kritiker würde sich freuen, wenn die Intendanz des TdA noch einmal in sich gehen würde, um vielleicht weitere Aufführungen zu ermöglichen. Und sei es nur an anderen Schulen – somewhere in Germany.
Alle Beteiligten an diesem Theaterprojekt wurden in einem Flyer erwähnt und sollen auch hier nicht unerwähnt bleiben.
Prolog
alle
Szene 1
Förderschule „Anne Frank“, Osterburg
Simson: Finn Noack
Gregorio: Ralph Fischer
Baltharsar: Elias Koppold
Abraham: Nils Müller
Benvolio: Jan Walowski
Tybalt: Lucian Görges
Einer: Nils Müller
Ein Anderer: Lucian Görges
Die Einen: Amilia Stenzel,
Aila Mähne, Nils Müller
Die Anderen: Lucian Görges,
Melina Krüger, Lena Hallensleben
Capulet: Tamino Meinicke
Lady Capulet: Summer Kordts
Montague: Elias Koppoldt
Lady Montague: Amilia Stenzel
Ghetto Boss: Angelina Herrberger
Rechte Hand des
Ghetto Bosses: Aila Mähne, Nele Witticke
Kostüme: Mandy Bürgel,
Kathleen Mannsfeldt
Maske: Mandy Bürgel,
Kathleen Mannsfeldt
Szenen 2, 3, 5
Private Sekundarschule Stendal, Theater-AG
Romeo: Laila Hansel
Julia: Leni Sperling
Amme: Romy Marscheider
Lady Capulet: Ida Wallbaum
Capulet: Glen Finlay Bismark
Paris: Felix Braune
Tybalt: Isabel Kiesow
Benvolio: Jasmin Herrmann /
Mariella Büttner
Mercutio: Ben-Luca Groß
Ensemble: Leonie Karstedt,
Felicitas Rüge, Mariella Büttner, Ave- lina Thiele, Enna Buhk, Neele Sturm
Choreografie: Lea Krombholz, Joyce
Thiele, Marie Waclawik, Leni Sperling, Romy Marscheider
Kostüme: Inga Braune
Leitung: Roberto Schäfer
Szenen 6, 7, 8, 9
Privatgymnasium Stendal, Klasse 9c
Julia: Mathilda Lippelt,
Stella Szymanski, Anni Wiedenhöft, Mylina Lobban-Brandt
Romeo: Franz Wiechert,
Jakob Steinmetz
Amme: Nora Bunn, Fabienna Thiele,
Eva Schwalm, Emma Michelmann, Leonie Rüge, Kira Beiermann
Lorenzo: Elisabeth Hanssen,Ida Buff
Benvolio: Jannes Soujon,
Benjamin Krone
Mercutio: Arthur Mallikat,
Marie Ackert
Peter: Klara Kalkofen,
Lea Kunert
Tanz & Musik: Fabienna Thiele
Technik & Bild: Jannes Soujon,
Jakob Steinmetz
Kostüm: Emma Michelmann
Sonnenschein: Franz Wiechert,
Anni Wiedenhöfft
Stylist: Leonie Rüge
Catering: Leonie Rüge,
Arthur Mallikat
Regie: Anni Wiedenhöft,
Elisabeth Hanssen
Scherzkeks: Arthur Mallikat
Leitung: Maxi Pellmann
Szenen 10, 11
Privatgymnasium Stendal, Klasse 10 c
Gamer: Emily Stohr,
Alina Stender, Anna Vurczer
Romeo: Gustav Berth,
Emma Berg, Lennart Freyse
Julia: Greta Sperling,Melina Siml
Lorenzo: Ella Müller
Benvolio: Arvid Kreutz
Mercutio: Linus Sobotta
Tybald: Helge Köhler
Freund 1: Lukas Welke
Freund 2: Frederic Riep
Passanten: Emilia Neumann,
Zoe Hachmeier
Kostüme: Anna Vurczer
Bühnenbild: Anna Vurczer,
Alina Stender
Styling: Letizia Müller,
Anna Voigt, Emilia Neumann
Ton: Cecile Nieke
Regie: Carsten Mogk
Szenen 12, 13, 14
Sekundarschule „Geschwister Scholl“, Goldbeck
Romeo: Joey Jänicke
Julia: Clara Strozyk
Amme: Felicita Senne
Lorenzo: Gino Bohnenstengel
Capulet: Felix Lüders
Lady Capulet: Jessica Stoppa
Paris: Jannis Brokop
Chor: Tabea Keil, Zoey Grundig, Gina- Marie Fichte,
Anna Lena Krumbholz-Behrendt, Lucy Nawrocki, Pia Lotta Hartwig
Sprecherwamd: Gina Fichte, Gino
Bohnenstängel: Mila Nachtigall, Tabea Keil, Kimberly Petri, Jana Schiele
Regie: Katharina Giffei,
Lisa Gräf
Szene 15
SOS Kinderdorf Prignitz
Lady Capulet: Leni Kathke
Julia: Luise Autzen
Romeo/Capulet: Theresa Albrecht
Spielleitung: Heike Zohm
Szenen 16, 17, 18
BSZ Stendal
Julia: Elisa Zimper
Paris: Nelly Seyfarth
Lorenzo: Lena-Celine Tschiharz
Mutter: Julia Sophia Raebel
Vater: Julia Wiebke Tobisch
Amme: Marlene Mehlich
Peter: Una Delalic`
Romeo: Marek Hansekowski
Balthasar: Lenny Kettler
Apotheker: Lotte Janausch
Kostüme, Maske, Musik, Requisiten: Leni Ahrend, Sofie Schwabauer, Tanea Richert, Natalie-Sophie Jurk, Elisabeth Schmidt, Lisa Lange, Dorothea Mauer
Texte:
Lina Fischer, Sandy Heise, Antonia Lawson, Nelly Otto, Phoebe Pieczyk
Leitung: Stefanie Heine
Szenen 19, 20
Friedrich-Ludwig-Jahn-Gymnasium Salzwedel
Julia: Phoebe Idler
Romeo: Marielle Thiede
Lorenzo: Henriette Pospiech
Johannes: Joanna Lee Pasch
Paris: Pauline Loskan
Baltharsar: Joanna Lee Pasch
Leitung: Marielle Thiede,
Vanessa Krahnert
Epilog
alle
Die teilnehmenden Schulen der Darstellenden in ihrer Reihenfolge:
Förderschule „Anne Frank“, Osterburg
Private Sekundarschule Stendal, Theater AG
Privatgymnasium Stendal, Klasse 9c
Privatgymnasium Stendal, Klasse 10c
Sekundarschule „Geschwister Scholl“, Goldbeck
SOS Kinderdorf Prignitz
Berufsschulzentrum Stendal
Friedrich-Ludwig-Jahn-Gymnasium, Salzwedel
Unterstützung erhielten die Darstellenden von dem Team des TdA.
Die Organisation und Leitung des FAUSTIVAL hatte Robert Grzywotz.
Bühne: Mark Späth
Inspizient: Miroslav Antosik
Assistenz: Claudia Tost
Hospitanz/ Produktionsassistenz: Cora Unnau
Technischer Direktor: Ronald Gehr, Sirko Sengebusch
Beleuchtungsmeister: Ronald Gehr
Tonmeister: Enrico Stephan, Helmut Lehmann
90 Minuten eindrucksvollen Theaterspiels hier als Impressionen festgehalten. Alle Fotos©T.Pfundtner
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