Die Werbener Gierseilfähre macht Schlagzeilen
- 11.12.2023–26.8.2024
- Aufgrund von Landrevision und Bauarbeiten am Fähranleger ist die Fähre Werben-Räbel bis auf weiteres außer Betrieb. Die Bauarbeiten werden voraussichtlich bis zum 31.08.2024 andauern.
- Die Fähre „Werben“ in Räbel stellt ab 09.10.2024 aufgrund von Hochwasser den Fährbetrieb ein.
- Aktuelle Hinweise: 9.10.2024–16.10.2024: Fähre Werben außer Betrieb

Die „neue“ Fähre©T.Pfundtner
Eine Fähre in Räbel gibt es schon seit Jahrhunderten, das ist durch verschiedene Urkunden belegt. Meistens ging es dabei um Geldstreitigkeiten oder – anweisungen.
Zuerst gab es eine Schrickfähre, die Überfahrt wurde mittels Staken oder Ruder bewältigt. Sie wurde in eine Gierfähre umgebaut, wobei die Fähre an einem im Flussbett verankertem Seil befestigt ist. Der Fährmann stellt dabei die Halteseile so, dass die Strömung des Flusses die Fähre hinüber ans andere Ufer drückt.
Eine wechselvolle Geschichte gab es durch viele Wechsel der sogenannten Fährgerechtigkeit und der Fährleute. 1923 übernahm die Gemeinde Räbel die Fährgerechtigkeit und verpachtete die Fähre an verschiedene Pächter.
1990 wurde wieder eine neue Fähre gebaut, die 1997 zu einer Kombifähre umgebaut wurde, damit man auch bei hohem Wasserstand mit Motorkraft übersetzen konnte.

Blick auf die Fähre©T.Pfundtner
„Immer wieder ist ein Übersetzen mit der Gierfähre ein beschauliches Erlebnis. Wenn Sie östlich der Elbe den Elberadweg erkunden, sollten Sie es nicht versäumen einen Abstecher nach Werben zu unternehmen. Bei der Überfahrt können Sie entspannen und die Ruhe genießen. Nur das Gurgeln des Wassers und das Zwitschern der Vögel dringt an Ihre Ohren.“ So wird die Fähre auf verschiedenen Tourismusseiten für den Elberadweg beworben. Leider musste daran seit Monaten immer wieder der Hinweis stehen, dass die Fähre außer Betrieb ist.

Bürgermeister Schulze kümmerte sich persönlich um den Fortgang der Revision.©T.Pfundtner
Seit September 2023, als die sehr nötige Revision begann, lief fast nichts nach Plan.
„Wir bekommen eine neue Fähre“, freute sich Werbens Bürgermeister Bernd Schulze noch im Frühjahr 2024. Regelmäßig pendelte er zwischen Werben und der Schiffswerft Hermann Barthel in Derben an der Baggerelbe hin und her, um sich über die Fortschritte der Revisionsarbeiten an der Motor- und Gierseilfähre zu informieren.
Die Generalüberholung hätte eigentlich bereits im Dezember 2022 erfolgen sollen. Allerdings meldete sich auch auf zwei europaweite öffentliche Ausschreibungen kein Werftbetrieb. Erst als die Verwaltung fünf Werften an der Elbe anschrieb, erhielt Derben aufgrund des wirtschaftlichsten Angebots den Zuschlag.
Als die Fähre am 6. September nach Werben gebracht wurde, hofften alle, dass die Revision zum Frühjahrsbeginn erledigt sein würde. Doch Frost, Schnee, Eis und Hochwasser machten diese Hoffnungen zunichte. Dazu gesellte sich noch der Fachkräftemangel, der ein schnelleres Arbeiten verhinderte.
Am 15. Mai sollte das Schiff zu Wasser gelassen werden. „Ich bin wahnsinnig enttäuscht und weiß bald auch nicht mehr weiter“, meinte Werbens Bürgermeister Bernd Schulze Anfang Juli, als die Fähre schon lange wieder ihren Betrieb aufgenommen haben sollte. Was war geschehen?
Plötzlich gab es Probleme mit der alten Hydraulik für die Heberampen an Heck und Bug. Nichts ging mehr – Heben und Senken unmöglich. „Während der ganzen Zeit auf der Werft gab es damit keine Probleme“, resignierte Schulze, „alles funktionierte“.
Bleibt jetzt der Fährbetrieb zuverlässig?

Die Arbeiten immer Blick.©T.Pfundtner
Inzwischen hatte sich herausgestellt, dass Arbeiten am Aufenthaltsraum, Kassenraum und den sanitären Anlagen auf Kosten und in Regie der Hansestadt vorgenommen werden mussten. Nach den Förderrichtlinien sind dies Teile, die nicht zum Schiff gehören. Was doch verwundert. Also übernahm das die Stadt und machte dafür mehrere tausend Euro locker. Diese Arbeiten wurden schließlich dann direkt in Werben durchgeführt.
Nun entstand ein neues Problem: Wegen Hochwassers mussten Ende Mai die Bauarbeiten am Fähranleger Räbel überraschend eingestellt werden. Dafür wurden die Spundwände für die nötige Baufreiheit der Reparaturarbeiten aus dem Wasser entfernt, ein großer Kran zurück nach Burg gebracht und die gesamte Baustelle geräumt. Es soll hier nur nebenbei bemerkt werden, dass beim Bau der neuen Anleger auch nicht alles glatt lief.
So dümpelte nahe dem Fähranleger von Räbel in einer kleinen Elbe-Bucht die generalüberholte Fähre der Hansestadt Werben still vor sich hin. Erst als das Wasserfahrzeug am neuen Anleger festmachen konnte, war es möglich das neue Gierseil zu straffen.
Große Freude am 24. August: Die Gierseilfähre konnte ihren Dienst wieder aufnehmen! Zum Havelberger Pferdemarkt und Bootskorso wurden sogar verlängerte Fahrzeiten angeboten!

Vorsicht beim Anlegen!©T.Pfundtner
Die Freude über den Betrieb der Werbener Fähre währte nicht zu lange: Als ein Traktor auf der Havelberger Seite das Schiff verließ, kam es aufgrund des Gewichts zu Problemen beim Herunterfahren. Dabei wurde die Elektronik beschädigt, besonders des Schrankensystems. Der Fährbetrieb musste eingestellt werden, während der Werbener Bürgermeister Bernd Schulze versuchte einen Technik-Spezialisten aufzutreiben, um die Havarie zu beseitigen. Bei niedrigem Pegelstand der Elbe muss wohl die Tonnage angepasst werden. Die Schäden konnten binnen Stunden behoben und der Fährbetrieb wieder aufgenommen werden.
Nach dem niedrigen Pegelstand kam das Hochwasser. Bei Hochwasser ist der Betrieb mit dem Gierseil nicht möglich, daher hatte die Fähre vor 27 Jahren den zusätzlichen Motor bekommen. Aufgrund der Hochwasserlage war die Fähre auf motorisierten Antrieb umgestellt worden. Ein Kupplungsschaden verhinderte, den Betrieb aufrechtzuerhalten. „Die Kupplungscheibe ist kaputt. Das ist kein Getriebeschaden. Die Scheibe stammt aus dem Jahr 1997. Sobald wir einen Ersatz bekommen, wird die Fähre wieder fahren“, sagte Schulze dazu. Es wurde in ganz Deutschland nach einem passenden Ersatzteil gesucht.
Weil die Fähre nur aufgrund des Hochwassers auf Motorbetrieb umgestellt wurde, war es möglich, die Fähre ab dem 5. Oktober wie gewohnt per Gierseil laufen zu lassen.
Seit dem 9. Oktober - wegen des höheren Pegelstandes der Elbe - konnte die Fähre nicht per Gierseilbetrieb laufen. Der Schaden an der Kupplung konnte noch nicht behoben werden, denn erst in Holland konnte eine passende Kupplungsscheibe gefunden und bestellt werden.
Die neueste Nachricht vom Bürgermeister über die Fähre lautet sehr beruhigend: Die Kupplungsscheibe, die in der holländischen Firma gefertigt wurde, aus der der Motor der Fähre stammt, ist unterwegs nach Werben. Die alte von 1997 hat verschleißbedingt, also durch natürliche Abnutzungsprozesse beim Gebrauch in den 27 Jahren, Schaden genommen. Damit ein eventueller Defekt der zweiten Kupplungsscheibe keinen neuerlichen Fährausfall bedingt, ist ein Ersatzteil dafür in Holland schon bestellt.
Die Fähre wird am Mittwoch, 16. Oktober wieder fahren. So ist der Plan!
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