Millionenprojekt im IGPA

Wasserstoff für Arneburg

 

Ingenieur aus Dresden plant riesiges Werk für 280 Millionen Euro

 

 

In der Altmark Zeitung konnten Sie am Dienstag, 20. August 2024, in der Ausgabe für den Landkreis Stendal im Lokalteil Stendal den Bericht über die jüngste Sitzung des Planungsverbandes des Industrie- und Gewerbeparks (IGPA) lesen. Der Bericht war überschrieben mit „Ein Werk statt Stückwerk geplantund „Unternehmen will grünen Wasserstoff in Arneburg produzieren".


Für die Zwischenspeicherung von erneuerbaren Energien wird vor allem Wasserstoff diskutiert. Als alternativer Energieträger zu Wasserstoff bietet sich Methanol an. Dieser einfachste organische Alkohol muss nicht erst energieaufwändig verdichtet werden wie Wasserstoff und hat gegenüber diesem einen fünfmal so hohen Energieinhalt pro Volumen. Das ist nicht nur für den Transport günstig, sondern vor allem für die Speicherung.

Strom aus erneuerbaren Energien wie Windkraft und Solarzellen wird in dreifacher Weise verwendet: zur Abscheidung von Sauerstoff aus der Luft, zur Elektrolyse von Wasser, wobei ebenfalls Sauerstoff entsteht sowie Wasserstoff, und zur Abscheidung von CO2 aus der Luft beziehungsweise aus biogenen Quellen, etwa der Vergärung von Biomasse. Aus CO2 und Wasserstoff wird Methanol hergestellt, das nun den vorher eingesetzten Strom speichert.

 Auf einer dieser rot und weiß markierten Flächen soll das Millionenprojekt so schnell wie möglich entstehen.©T.Pfundtner

Arneburg – Weltweit wird der Methanolbedarf bis zum Jahr 2050 auf mindestens 250 Millionen Tonnen ansteigen. Das schätzten Experten der Internationalen Erneuerbaren Energieagentur (IRENA).

Wenn es nach den Vorstellungen des Magdeburgers Norbert Topf geht, soll davon ein nicht geringer Teil ab 2026/27 aus Arneburg kommen.

Auf der jüngsten Sitzung des Planungsverbandes des „Industrie und Gewerbeparks (IGPA)" im Sitzungssaal des Rathauses von Arneburg stellte der Ingenieur, der seine Firma „VER Verfahrensingenieure GmbH“ in Dresden hat, dieses Projekt vor. Demnach ist geplant Wasserstoff (H2), alternativ Methanol (CH3OH) als Wasserstoffspeicher aus grünem Windstrom und Biomasse zu produzieren. Und zwar nach einem patentierten Verfahren, das eine Alternative zur bisherigen Produktion aus fossilem Erdgas ist. In dem neuen Verfahren wird der notwendige Kohlenstoff für die Herstellung von Methanol durch Nutzung von Biomasse, zum Beispiel aus Waldrestholz oder Nutzpflanzenresten gewonnen.

Norbert Topf (links) stellte im Planungsverband IGPA sein Konzept für eine Wasserstoff-Produktionsstätte vor.©T.Pfundtner

Für die Produktion soll eigener Strom produziert werden, um nicht vom schwankenden Energiemarkt abhängig zu sein und um Kosten zu sparen. Auf einem 40 bis 60 Hektar (400000 bis 600000 Quadratmeter) großen Gelände sind dafür mehrere Komponenten geplant:

Bis zu zehn Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 60 Megawatt (60000 Kilowatt).

Stromspeicher mit einer Leistung von 75 Megawatt, einschließlich Umspannwerk.

Elektrolyseanlage, die eine Stromleistung von 15 Megawatt, für die Produktion von Sauerstoff und Wasserstoff ermöglicht.

Ein Methanol- und H2-Werk mit einer Output-Leistung von 30 – 35 MW sowie ein Brennstofflogistikzentrum mit einer Verarbeitung von circa 100 kT (100.000 Tonnen) Biomasse pro Jahr.

Zur Realisierung des Vorhabens, das nach Fertigstellung circa 30 Vollzeitkräfte beschäftigen wird, steht die VER bereits mit Grundstücksinhabern in Kontakt.

Auch der Name des Unternehmens steht bereits fest: „Arneburger Wasserstoff AG i.G. (AWAG).

Obwohl noch nichts entschieden ist, stehen schon renommierte Anlagenbauer aus Mitteldeutschland bereit. Für die Entscheidung, den Betrieb im IGPA aufzubauen, waren „die Anbindung an die Bahn und die Elbe ein ganz wichtiges Kriterium“, sagte Norbert Topf den Mitgliedern des Planungsverbands. Damit soll eine weitere Belastung der vielbefahrenen L16 zum Gewerbepark, so gering wie möglich gehalten werden.

Bei dem Hinweis eines Teilnehmers, dass die Elbe nur selten das ganze Jahr schiffbar sei, sagte Norbert Topf, dass seine Firma mit einem Logistikunternehmen zusammenarbeite, das sicherlich eine Lösung finden würde.

Fast 25 Minuten wurden die Verbandsmitglieder über das Vorhaben und den zeitlichen Ablauf informiert. Dabei erfuhren sie auch, dass Methanol in fast allen wirtschaftlichen Bereichen eine bedeutende Rolle spielt:

In der Stahlindustrie kann Wasserstoff die Kohle als Reduktionsmittel ersetzen, in der Chemieindustrie braucht es Wasserstoff, um beispielsweise Erdöl als Rohstoff abzulösen. Außerdem kann Wasserstoff in Unternehmen, die Prozesswärme auf hohem Temperaturniveau brauchen, zum Einsatz kommen.

Auch in der nationalen Wasserstoffstrategie spielt das chemische Element, das 1766 von dem britischen Naturforscher Henry Cavendish entdeckt wurde, eine große Rolle.  Und zwar unter anderem im Verkehrssektor: Lastkraftwagen oder Busse, die sich nicht so einfach elektrifizieren lassen wie der motorisierte Individualverkehr, sollen mit grünem Wasserstoff ihre Emissionen verringern.

Methanol für die Zukunft mit erneuerbaren, nichtfossilen Energien könnte aus Arneburg kommen

Tatsächlich wurde das Projekt insgesamt als positiv bewertet. Allerdings störten sich die meisten an den geplanten Windrädern. „Davon haben wir in der Gegend genug. Die Bürger wollen das nicht mehr“, sagte Olaf Schmidt aus Hohenberg-Krusemark. Er schlug vor, dass stattdessen der Strom von einem anderen Anbieter bezogen wird. Dies sei unter anderem deshalb nicht möglich, da die privaten Finanzierer des Projekts, das ohne Fördermittel gebaut werden soll, auf grünen Windkraftstrom setzen, erklärte Topf. Außerdem solle die neue Anlage unabhängig von anderen Stromlieferanten bleiben, um die Kosten der Produktion nicht ständigen Schwankungen auszusetzen.

Nicht zu vergessen, dass das Zusammenlegen der Stromproduktion und die Herstellung eines Produkts aus Effizienzgründen im Rahmen der Energiewende von Wirtschaftsminister Robert Habeck in dem neuen Beschleunigungsgesetz gefordert wird. Der Gesamtplan müsse als eine Einheit verstanden werden: „Wir wollen ein Werk und kein Stückwerk in Arneburg errichten“, sagte Norbert Topf.

Wie es nun weitergeht, wird demnächst der Stadtrat beraten und dann entsprechend entscheiden.

2024-08-20T21:57:53+02:00

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