Frankenstein und Frosch
Neue Puppenspielerin am TdA begann als Au-Pair-Mädchen
In der Altmark Zeitung für den Landkreis Stendal konnten Sie im Lokalteil für Stendal / Arneburg- Goldbeck am Freitag, 20. September 2024, die Vorstellung der neuen Puppenspielerin am Theater der Altmark lesen. „Die Strippenzieherin vom Theater" und „Puppenspielerin Starodubova einst als Au-Pair-Mädchen gestartet" war der Artikel betitelt.
Anastasiia Starodubova hofft, dass ihr Puppenspiel beim Stendaler Publikum sehr gut ankommt.©T.Pfundtner
Stendal – Seit 12 Jahren zählt Claudia Tost zu den tragenden Säulen am Theater der Altmark (TdA). Nicht nur als Schauspielerin, sondern besonders als Puppenspielerin prägte sie die Stendaler Bühnenwelt. Sie entführte Klein und Groß in magische, fantastische Welten, die unvergesslich bleiben. Doch mit dem Ende der abgelaufenen Saison entschied sie sich, die „Puppenfäden und -figuren an den Nagel zu hängen", um theaterpädagogische Aufgaben zu übernehmen.
Seit Spielzeitbeginn bereitet sich die neue Puppenspielerin Anastasiia Starodubova auf ihr Debut am TdA vor. Die 28-Jährige hatte eine Ausschreibung für die Stelle im Internet entdeckt, sich sofort beworben und wurde sofort eingestellt.
Die Puppen Frosch und Maus werden von Anastasiia Starodubova zum Leben erweckt und erleben viele Abenteuer.©T.Pfundtner
Regisseurin Maria Yasinover mit Anastasiia Starodubova und den Abenteurern.©T.Pfundtner
Das gestaltende Trio: FSJ-lerin Henrietta Muleit, Puppenspielerin Anastasiia Starodubova und Regisseurin Maria Yasinover. ©T.Pfundtner
Die „Neue“ wurde in der russischen Großstadt Neftekamsk in der Teilrepublik Baschkortoskan geboren. „Auf dem Gymnasium habe ich mich für Deutsch als Fremdsprache entschieden und viele Klassenfahrten dorthin unternommen“, erzählt sie im Gespräch mit der AZ. Für sie stand fest, dass sie nach dem Abitur sofort nach Deutschland ziehen werde, um zu studieren. „Meine Mutter hat mir eine wunderbare Kindheit und Jugend ermöglicht. Ich wollte trotzdem unbedingt weg, die Welt sehen und Neues wagen.“
Zunächst landete sie als Au-Pair-Mädchen in dem oberbayerischen Ort Mehringen, bevor sie dann ihren Traum, „Schauspielerin zu werden“ an einer privaten Schule in Passau umsetzte. Als Nebenfach belegte die künftige Schauspielerin das „Spiel mit Puppen“, was für ihren weiteren Lebensweg entscheidend wurde: „Ich denke von mir, dass ich eine gute Schauspielerin bin. Dennoch übt für mich das Spiel mit Figuren, Puppen oder Marionetten eine besondere Faszination aus. Es ist eine andere Welt, die es zu erobern gilt, um das Publikum mitzunehmen.“ Ferner sagt sie, dass sie viel Potential im Zauber des Puppenspiels sieht, das es zu entdecken gelte: Neue abstrakte Formen, neues Denken und Umgang mit Material und Objekten. Im Zusammenhang mit dem Spiel und der Animation würden so neue Ebenen auf der Bühne erreicht.
Und noch etwas faszinierte die Russin: „Ich kann mich hinter den Figuren verbergen, meine eigene Persönlichkeit vor dem Publikum verstecken und dennoch präsent sein und spielen.“
Die unendlichen Möglichkeiten, die sich somit für sie auftaten, brachten sie zu dem Entschluss, diesen künstlerischen Weg einzuschlagen. Da nur in Berlin und Stuttgart im Studium als Hauptfach „Puppenspiel“ angeboten wird, entschied sie sich für den Wechsel an die renommierte Ernst-Busch-Schauspielschule im Ostteil der Hauptstadt: Digitale Medien, Performance, Schauspiel, Story-Telling, Walkact, klassisches Handpuppenspiel oder andere traditionelle Puppenformen machten schnell deutlich, wie viele Gesichter das zeitgenössische Puppentheater hat und welche künstlerischen Möglichkeiten sich bieten. „Ich liebe Menschen, die nicht gradlinig denken und handeln, sondern Brüche in ihren Lebensläufen und Lebensformen aufweisen.“ Als Beispiel nennt sie den Maler Kandinsky, dessen Werke von Jahr zu Jahr abstrakter wurden. 1911 forderte die „Neue Künstlervereinigung München“ von ihm als Vorsitzenden, „möglichst verständliche Werke“ zu schaffen. Daraufhin legte er sofort sein Amt nieder.
„Sei ein Frosch!“ feiert am 6. Oktober im Rangfoyer Premiere.
Im Probenraum des TdA werden Frosch und Maus zum Leben erweckt.©T.Pfundtner
Schon während der Ausbildung war die Studentin an diversen freien Theaterprojekten beteiligt. So war sie Mitglied des „Mitten im Revier Puppentheater“ in Gelsenkirchen in der Oper „Frankenstein“ mit einer zwei Meter großen Puppe als Monster dabei; im Theater St. Gallen stand sie für „Der Prozess“ von Franz Kafka auf der Bühne.
Damit nicht genug: 2018 erhielt Anastasiia Starodubova den Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) für die Entwicklung russischen Kinderpuppentheaters in Deutschland.
Nun also möchte die junge Künstlerin in Stendal zeigen, was sie kann und beweisen, was mit Puppen und Figuren alles möglich ist. Dafür ist sie extra von Potsdam nach Stendal gezogen, um nicht pendeln zu müssen, sondern um „den Menschen nahe zu sein, für die ich spiele.“
Zurzeit probt sie täglich in einem großen Raum über dem Kaisersaal mit einem überdimensionalen Frosch und einer riesigen Maus ein fröhlich hintergründiges Stück über Wünsche und Träume und dem Rückbesinnen auf das, was wir wirklich sind. „Sei ein Frosch!“ feiert am 6. Oktober im Rangfoyer Premiere.
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