Nächste Stufe für den B-Plan „gezündet“
Ausführliche Analyse erläutert Gründe für das neue Wohngebiet „Am alten Bahnhof“
In der Altmark Zeitung konnten Sie am Donnerstag, 15. August 2024, in der Ausgabe für den Landkreis Stendal im Lokalteil Stendal / Arneburg-Goldbeck den Bericht der Sitzung des Arneburger Bauausschusses vom Dienstag, 13. August, lesen. Dort wurde die Analyse für das geplanten Wohngebiet „Am alten Bahnhof" mit bis zu 190 Wohnungen vorgestellt. Die Überschriften lauteten: „Nächste Stufe für Baupläne gezündet" und „ Analyse liefert Argumente für neues Wohngebiet am Arneburger Bahnhof".
Viel Grün, großzügige Bebauung sieht der B-Plan für das Wohngebiet „Am alten Bahnhof“ vor. ©T. Pfundtner
Arneburg – Stück für Stück schreiten die vorbereitenden Planungen für das geplante Wohngebiet „Am alten Bahnhof“ in Arneburg voran. Ende vergangenen Jahres wurde ein Vorentwurf der möglichen Bebauung öffentlich ausgelegt, um sowohl die Bürger als auch die Behörden frühzeitig über das Projekt zu informieren.
Wie die AZ erfuhr, kritisierten der Kreis und das Landesverwaltungsamt, dass der „Wohnraumbedarf, der dem B-Plan zugrunde liegt, nicht hinreichend detailliert und überzeugend begründet wurde.“
Und, wie Dr. Wolfram Wallraf vom Planungsbüro in Beelitz dieser Zeitung bestätigte, seien Standortalternativen für die geplante Siedlung nicht geprüft worden. Außerdem forderten die Behörden eine „detaillierte Prüfung bestehender Wohnraumpotentiale und Baulücken im übrigen Stadtgebiet.“
„Die Behörden haben das Recht, diese Fragen zu stellen“, sagt Dr. Wallraf. So können sie sich ein genaues Bild des Ist-Zustands in einem Ort oder einer Kommune machen.
Auf der jüngsten Sitzung des Bauausschusses am Dienstag (13. August) wurde die Analyse für die geplanten bis zu 190 Wohnungen jetzt vorgestellt: „Ein hochinteressantes und ausführliches Papier“, konstatierte Ausschussmitglied Carsten Sommer. Das bestätigte auch Bürgermeister Lothar Riedinger (CDU), der sich darin bestätigt sah, „dass es in Arneburg kaum freie Wohnungen gibt.“ Davon ist unter anderem auch stark die Altersgruppe ab 67 Jahre betroffen, die bis 2035 von derzeit 412 Personen auf 505 Personen ansteigen wird.
Dazu heißt es in der Analyse: In Arneburg gibt es kaum Angebote für eigenständiges barrierefreies Wohnen. Außerdem würde es an behindertengerechten Wohnungen fehlen, obwohl in den nächsten Jahren 35 bis 46 benötigt würden.
Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Analyse sind der „Arbeitskräftebestand und die Pendlerbewegungen für den Standort Arneburg“.
Demnach waren am 30. Juni 2022 in Arneburg 1244 sozialversicherungspflichtige Personen beschäftigt. Von diesen wohnten allerdings nur 177 in der Stadt. Der Rest waren Pendler, was einer Quote von 86 Prozent entspricht. „Was für den ländlichen Raum einen überdurchschnittlichen Wert darstellt.“ Zum Vergleich: Die Kreisstadt Stendal als Mittelzentrum erreicht eine Einpendlerquote von 49 Prozent. Im Landkreis Stendal liegt diese Quote bei 17 Prozent. Dazu heißt es in dem Bericht: „Der extrem niedrige Anteil von Beschäftigten mit Wohn- und Arbeitsort in Arneburg ist …ein Indikator dafür, dass ein geeignetes Wohnraumangebot für auswärtige Beschäftigte bereits heute nicht hinreichend vorhanden ist.“
Dieser Zustand wird noch durch den steigenden Arbeitskräftebedarf im Industrie- und Gewerbepark Arneburg (IGPA) bestärkt. Zwar musste die Fakt AG, die mit Gewächshäusern und Aquakultur rund 300 neue Arbeitsplätze schaffen wollte, in die Insolvenz gehen, doch steht mittlerweile ein weiterer Interessent bereit, der „die Projektierung und Entwicklung sowie den Bau und Betrieb von Gewächshäusern“ im IGPA aufbauen will. Dazu kommen Firmen, die Biomethangasanlagen und Wasserstoffproduktionen aus Sonnen- und Windenergie im Gewerbepark planen.
Steigerung der Beschäftigtenzahl im IGPA erhöht Wohnraumbedarf
In der Analyse wird aufgeführt, dass bis zur Jahresmitte noch 156 Hektar – davon 116 unbebaut – im IGPA genutzt werden können. Die Analyse macht auf eine weitere Sachlage aufmerksam, „nach Planungsrichtlinien kann bei einer Belegung der noch freien Flächen mit durchschnittlich 44 Industriebeschäftigten pro Hektar gerechnet werden." Das ergibt ein Ansiedlungspotential von rund 6.900 Arbeitsplätzen. Für diese Menschen ist derzeit kein Wohnraum vorhanden. Doch es wird noch interessanter, denn die IHK Bayern gibt die Zahl der Beschäftigten in arbeitsplatzintensiven Produktionsfirmen mit 109 (!) Beschäftigten pro Hektar an; was für den IGPA und Arneburg 17.000 Arbeitskräfte, die alle eine Wohnung oder ein Haus benötigen, bedeuten würde.
Zwar kann sich der Bedarf an Wohnraum über einen längeren Zeitraum erstrecken, sodass das neue Wohngebet „Am alten Bahnhof“ in mehrere Bauabschnitte aufgeteilt werden soll, die sukzessive realisiert werden können. Aber fest steht auch, „die Bereitstellung eines größeren und bedarfsgerechten Wohnungsangebots in Arneburg für die Beschäftigten im IGPA ist ein zunehmend wichtiger Standortfaktor im Wettbewerb um Fachkräfte.“ Zudem würde der dadurch reduzierte Pendleranteil zur Verringerung der Klimabelastung beitragen.
Als letzten Punkt weist das Gutachten nach, dass der Standort „Am alten Bahnhof“ von allen geprüften Standorten am besten abschneidet.
In der nächsten Sitzung des Stadtrats wird die Analyse vorgestellt und sicherlich von den Räten diskutiert werden, denn die Zahlen zeigen deutlich, dass auch über die künftige Infrastruktur, zum Beispiel neue Kita-Plätze, ärztliche Versorgung oder Einkaufsmöglichkeiten gesprochen werden muss.
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