Das Stummel-Problem

 

Helfen Ordnungsstrafen gegen achtloses Wegwerfen von Kippen?

 

 

In der Altmark Zeitung konnten Sie am Mittwoch, 25. September 2024, in der Ausgabe für den Landkreis Stendal im Lokalteil Stendal die Diskussionsgrundlage zum Problem aller Gemeinden mit den weggeworfenen Zigarettenstummeln lesen. „Zigarettenstummel bleiben Problem" und „Geldbußen können verhängt werden / 5000 Euro Strafe sind möglich" war der Artikel überschrieben.

Das restliche Nikotin gelangt ins Grundwasser.©mpt

Stendal – Hätten Sie’s gewusst? 64 Milliarden versteuerte Zigaretten wurden 2023 in Deutschland „verraucht“.

Das ist zwar gut die Hälfte weniger als noch 2000. Dennoch bedeuten auch diese Kippen eine enorme Belastung für die Umwelt: Das Nikotin einer Zigarettenkippe kann 1000 Liter Wasser verseuchen. Und, wer bedenkt, dass nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) weltweit zwei Drittel aller gerauchten Zigaretten – das sind etwa 4,5 Billionen pro Jahr – in die Umwelt gelangen, der ahnt welche fatalen Folgen das hat.

So ist es kein Wunder, dass in den vergangenen Jahren immer mehr Städte nicht nur auf Verwarnung setzen, sondern Raucher, die ihre Zigaretten achtlos wegwerfen, zur Kasse bitten. In Halberstadt kostet dies 20 Euro.

Dieser Umweltverstoß ist unter Umständen eine teure Ordnungswidrigkeit.©mpt

Auch Stendal hat bereits 2019 gegen Umweltverstöße aller Art (nicht weggeräumter Hundekot, illegale Müllablage, weggeworfene Kippen) die Möglichkeit geschaffen, dafür Geldbußen bis zu 5.000 Euro verhängen zu können. Die hohe Summe soll allerdings eher zur Abschreckung dienen, da es auch immer auf das Vergehen ankommt. So liegt in der Regel das Verwarnungsgeld zwischen 25 bis 55 Euro. Allerdings, und das ist das Problem, müssen die „Übeltäter“ auf frischer Tat ertappt werden oder ein Zeuge erstattet Anzeige.

So ist es nicht verwunderlich, dass nach wie vor in der Hansestadt Zigarettenkippen auf den Straßen, in den Parks oder vor Geschäften landen – selbst, wenn ein Aschenbecher in der Nähe ist. Die Folge: Erst im vergangenen Jahr hat Oberbürgermeister Bastian Sieler alle Bürger gebeten, keine Zigarettenkippen auf den Boden zu werfen, damit die Umwelt nicht weiter belastet wird: „Schon ein leichter Regen wäscht die Schadstoffe heraus und befördert den Gift-Cocktail über die Kanalisation in Klärwerke oder das Grundwasser.“ Doch der Stadtchef belässt es nicht nur bei Appellen: Im vergangenen Jahr sammelte er im Rahmen der Aktion „Stendal putzt sich“ auf dem Marktplatz selbst Kippen auf.

Nicht nur nicht schön, sondern eine echte Gefährdung

Der geeignete Ort, das Kippenproblem zu lösen.©mpt

Eine sinnvolle Aktion, um zu sensibilisieren. Aber ist es auch erfolgreich? Wer aufmerksam durch die Innenstadt geht, stellt schnell fest, dass überall Zigarettenkippen liegen. Raucher nehmen einen letzten Zug und dann, schwupps, landet der Glimmstängel auf dem Boden. Ein alltägliches Bild, das jeder sicherlich schon einmal beobachtet hat.

Eine Anfrage der AZ, ob seit Einführung des Ordnungsgeldes weniger Stummel auf die Straßen geworfen wurden, blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet.  tp