Würdig des Gisela-Elsner-Literaturpreises.

Das mangelnde Licht

Nach der lang ersehnten Unabhängigkeit vom ins Taumeln geratenen Riesen stürzt der junge georgische Staat ins Chaos. Zwischen den feuchten Wänden und verwunschenen Holzbalkonen der Tbilisser Altstadt finden Ende der 1980er Jahre vier Mädchen zusammen: die freiheitshungrige Dina, die kluge Außenseiterin Ira, die romantische Nene, Nichte des mächtigsten Kriminellen der Stadt, und die sensible Keto. Die erste große Liebe, die nur im Verborgenen blühen darf, die aufbrandende Gewalt in den Straßen, die Stromausfälle, das ins Land gespülte Heroin und die Gespaltenheit einer jungen Demokratie im Bürgerkrieg – allem trotzt ihre Freundschaft, bis ein unverzeihlicher Verrat und ein tragischer Tod sie schließlich doch auseinandersprengt.
Erst 2019 in Brüssel, anlässlich einer großen Retrospektive mit Fotografien ihrer toten Freundin, kommt es zu einer Wiederbegegnung. Die Bilder zeigen ihre Geschichte, die zugleich die Geschichte ihres Landes ist, eine intime Rückschau, die sie zwingt, den Vorhang über der Vergangenheit zu heben und eine Vergebung scheint möglich.

  • 832 Seiten
  • Hardcover
  • 25.02.2022
  • ISBN 9783627002930
  • Preis 34,00 Euro

Zum zweiten Mal vergibt das Literaturhaus Nürnberg  den mit 10.000 Euro dotierten Gisela-Elsner-Literaturpreis. In diesem Jahr geht die Auszeichnung an die 1983 in Georgien geborene und heute in Berlin lebende Schriftstellerin Nino Haratischwili.

„Es gelingt der Autorin nicht nur, die georgische Geschichte als Teil europäischer Geschichte darzustellen, sondern auch die europäische Qualität georgischer Literatur und Kultur in ihren Werken zu vermitteln. Es ist die Verbindung von Einzelschicksalen mit der Darstellung historischer Umstände, die Haratischwilis Texten angesichts des Angriffskriegs auf die Ukraine eine Aktualität verleiht, die so kaum eine andere literarische Stimme bietet“, heißt es in der Jurybegründung.

Die Preisverleihung findet am 2. Mai im Literaturhaus Nürnberg statt. Im Rahmen der Veranstaltung wird Nino Haratischwili auch ihren aktuellen Roman Das mangelnde Licht (Frankfurter Verlagsanstalt) vorstellen. Die Laudatio hält Christina Künzel, Vorsitzende der Gisela-Elsner-Gesellschaft.

Der Gisela-Elsner-Literaturpreises wird alle zwei Jahre verliehen. Die Jury besteht aus ehrenamtlichen Mitgliedern der Literaturbranche, die mehrheitlich aus  von ihnen vorgeschlagenen würdigen Autorinnen und Autoren, die oder den Ausgezeichnete bestimmen.

Das Werk von Gisela Elsner zeichnet sich durch eine engagierte, kritische Sicht auf die Gesellschaft ihrer Zeit aus. Nach diesem Vorbild wird auch die Preisträgerin oder der Preisträger ausgewählt. Die Literatur muss also geprägt sein von Werten der Humanität, Toleranz, Gerechtigkeit, Demokratie und Menschenrechten. Dabei kann sich der Preis auf ein einzelnes Werk oder das Lebenswerk beziehen.

Nino Haratischwili, geboren 1983 in Tbilissi/Georgien, ist preisgekrönte Theaterautorin, –regisseurin und Romanautorin. Ihr großes Familienepos Das achte Leben (Für Brilka), in 25 Sprachen übersetzt, avancierte zum weltweiten Bestseller, eine große internationale Verfilmung ist in Vorbereitung. Ihr Werk wurde vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Anna-Seghers-Literaturpreis, dem Bertolt-Brecht-Preis und dem Schiller-Gedächtnispreis, ihr Roman Die Katze und der General stand auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2018. Heute lebt die Autorin in Berlin.