Am 3. November fand die Online-Verleihung des Deutschen Lesepreises 2021 für Projekte statt, die sich besonders kreativ und mit viel Engagement für die Leseförderung einsetzen.
Lesen ist die zentrale Voraussetzung für Bildung, beruflichen Erfolg, Integration und zukunftsfähige gesellschaftliche Entwicklung. Die Stiftung Lesen führt in enger Zusammenarbeit mit Bundes- und Landesministerien, wissenschaftlichen Einrichtungen, Stiftungen, Verbänden und Unternehmen bundesweite Programme, Kampagnen, Forschungs- und Modellprojekte durch, zum Beispiel den Bundesweiten Vorlesetag im November. Die Stiftung Lesen steht unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten und wird von zahlreichen prominenten Lesebotschaftern unterstützt.
PISA-, IGLU-, Vorlesestudien der Stiftung Lesen und OECD-Berichte zeigen für die Lesekompetenz von Kindern in Deutschland seit Jahren große Defizite auf: Rund 3 Millionen Kinder und Jugendliche sind lesebenachteiligt. Ihnen wird kaum oder wenig vorgelesen und sie verfügen in der Folge nur über eine (sehr) schwache Lesekompetenz. Um die Leseförderung für junge Menschen zu stärken und öffentlich sichtbar zu machen, vergeben die Stiftung Lesen und die Commerzbank-Stiftung seit 2013 den Deutschen Lesepreis.
Er steht unter der Schirmherrschaft von Professorin Monika Grütters, Staatsministerin für Kultur und Medien. In ihrem Grußwort während der digitalen Preisverleihung, zitierte die Schirmherrin den Schriftsteller Jean Paul, ein Zeitgenosse Goethes, der das Bücherlesen mit dem Wandern aus der Stube bis zu den Sternen verglich. Und Wandern sei ja auch während der Pandemie eine beliebte Beschäftigung gewesen.
Die Entwicklung der Lesefähigkeit ist auch im digitalen Zeitalter der Schlüssel zu Bildung und Teilhabe. Dabei fördert Lesen Fantasie und Einfühlungsvermögen. Bücher weiten den Horizont und eröffnen fremde Welten – Lesen ist wie Kino im Kopf. Daher ist es so bedeutsam, schon ganz früh im Kindesalter die Freude an Büchern und am Lesen zu wecken. Vor allem auch bei Kindern, die Vorlesen nicht als Alltagsritual zu Hause erleben.
Der Deutsche Lesepreis wird in sechs Kategorien verliehen. Die Preisträgerinnen und Preisträger des Deutschen Lesepreises 2021 sind:
Herausragendes individuelles Engagement in der Leseförderung
Der Vorlesefriseur Danny Beuerbach aus München schenkt Kindern einen Haarschnitt für das Vorlesen beim Haare schneiden. Die Jury beeindruckte, dass Beuerbach das Lesen salonfähig macht und damit zeigt, dass mit kleinen Dingen etwas Großes bewirkt werden kann.
Herausragendes kommunales Engagement in der Leseförderung
Die Freunde der Stadtbücherei Augsburg e.V. initiieren, fördern, vernetzen die ganze Stadt Augsburg und deren Institutionen mit leidenschaftlichem Engagement für das Lesen. Sie verlassen ihre Bücherei und holen die Kinder dort ab, wo sie sind. In der Grundschule beispielsweise, wo sie eine Leseinsel und Schulbibliothek betreuen. Sie engagieren sich, weil die Leseanimation zu Hause oft fehlt. Die Jury meint dazu, die Übernahme dieser gesamtgesellschaftlichen Aufgabe mit der Mobilisation der ganzen Stadt, dem Aufbau eines Netzwerks von vielen Institutionen mit der Stadtbücherei als Mittelpunkt verdient diese Auszeichnung. Außerdem zeigt sich an diesem Projekt, dass es sich lohnt, Bildungsnetzwerke aufzubauen und sie zu pflegen.
Herausragende Sprach- und Leseförderung in Kitas
Der Kindergarten Holßel in Wurster Nordseeküste hat sich der Aufgabe verschrieben, eine fast verlorene Sprache wieder in den Fokus zu rücken. Die plattdeutschen Sprache wird mit einem stimmigen Konzept ganzheitlich vermittelt. So gibt das Team den Kindern ein Gefühl für ihre Herkunft, stärkt sie in ihrer Eigenständigkeit, wobei Bücher und Geschichten dabei den Dreh- und Angelpunkt bilden. Die Jury fand besonders beeindruckend, dass Bücher im gesamten Tagesablauf eine große Rolle spielen, wobei die Kinder eigenständig entscheiden, ob sie Hochdeutsch reden oder Plattdüütsch snacken.
Herausragende Leseförderung an Schulen
Die Grundschule Kuhstraße in Velbert betreibt Leseförderung im gesamten Schulalltag: In allen Fächern und an nahezu jedem Ort dreht sich alles um Geschichten, Mitmach-Aktionen und gemütliche Leseecken. Darüber hinaus wurde ein Podcast während des Lockdowns ins Leben gerufen, damit die Schülerinnen und Schüler nicht auf ihre Vorlesestunden verzichten mussten. Die Jury ist beeindruckt von der lesenden Grundschule mit Lesestunde to go, Autorenlesungen, Lesen an allen Orten, so dass schulische Leseförderung immer und überall stattfindet, also gelebter Alltag ist. Leseförderung und Freude an Lesevermittlung in allen Fächern und nicht nur im Klassenzimmer. So viel Einfallsreichtum und Engagement verdient den Deutschen Lesepreis 2021
Herausragende Leseförderung mit digitalen Medien
Stadtbücherei Frankfurt: „Roboter hört mit! – LautLesen 4.0“. In Frankfurt am Main weckt Roboter Ada die Neugier der Kinder, die sich für Technik und Naturwissenschaften interessieren oder Neues ausprobieren möchten, aber auch jener, die sich scheuen, anderen laut vorzulesen. Klassische Leseförderung verbunden mit Zukunftstechnologien. Die Jury zeichnet hier ein Team aus, dass sich eine tolle Verstärkung ins Haus geholt hat. Auch für Kinder, die gerade erst Deutsch lernen ist Ada ein guter Lesepartner. Möglich ist dies durch die Zusammenarbeit des Bücherei -Teams, das die Bereitschaft und den Mut hatte, sich mit dem technischen Knowhow auseinanderzusetzen, mit einem Team der TH Wildau. Gemeinsam bieten sie ein Angebot, das Kinder nachhaltig fürs Lesen begeistert.
Sonderpreis der Commerzbank-Stiftung für prominentes Engagement in der Leseförderung
Thomas Müller, der Fußballprofi, engagiert sich langjährig in der Leseförderung von Kindern und Jugendlichen. Als prominenter Lesebotschafter der Stiftung Lesen liest er regelmäßig vor, z.B. am Welttag des Buches, beim Bundesweiten Vorlesetag und am Internationalen Kinderbuchtag. Mit persönlichen Botschaften auf seinen Social-Media- Kanälen wirbt Thomas Müller immer wieder für das Lesen und Vorlesen.
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