Teure Theaterkultur

 

Müssen staatliche Theater mit Millionenbeträgen subventioniert werden?

 

 

Bleiben ohne öffentliche Gelder bald die Bühnen leer?©IK

Stendal – In Deutschland gibt es etwa 140 öffentliche Theater, die im Durchschnitt mit bis zu 83 Prozent von der öffentlichen Hand finanziert werden.  Im Jahr 2020 wurden die öffentlichen Ausgaben für Theater und Musik mit 2,3 Mil­liarden Euro überwiegend von den Gemeinden getragen. Weitere 2,0 Milliarden Euro steuerten die Länder und 204,3 Millionen Euro der Bund dazu.

Auch das Theater der Altmark (TdA) wird hauptsächlich durch öffentliche Gelder finanziert. Allerdings werden die Mittel nicht nach Spielzeit, sondern nach dem Haushaltsjahr der öffentlichen Hand festgelegt. Nach Angaben des Büros des Oberbürgermeisters belief sich der vorläufige Zuschuss der Stadt Stendal im vergangenen Jahr auf 2.496.297, 79 Euro. Die Summe für 2024 steht noch nicht genau fest.  Das Land zahlt ab 2024 jährlich 250.000 Euro – eine Summe, die bis 2028 gelten soll. Und der Landkreis plant ab diesem Jahr eine Erhöhung auf 606.700 Euro, wenn der Kreistag am 14. Februar zustimmt. Im Vorjahr waren es 523.600 Euro.

Sinnvoll angelegtes Geld?

Die Intendantin des TdA kann momentan zuversichtlich in die Zukunft schauen.©T.Pfundtner

Dazu sagt René Schernikau, Vorsitzender des Schul-, Sport- und Kulturausschusses: „Das TdA ist ja nicht nur für die Stendaler da. Es erfüllt zusätzlich wichtige kulturelle Aufgaben. Die Ensembles sind in der ganzen Altmark unterwegs, spielen an Schulen und Kindertagesstätten. Sie bieten Senioren die Möglichkeit, Vorstellungen zu besuchen. Und das Theater ist hochengagiert im Amateurbereich mit den unterschiedlichsten Spielgruppen.“ Auch den Auftrag, zeitgemäße Themen, die die Gesellschaft bewegen, auf die Bühne zu bringen, hält René Schernikau im Rahmen eines vielfältigen Kulturangebots für unabdinglich.

Dorotty Szalma, die neue Intendantin am TdA zeigte sich sehr erleichtert, dass der Spielbetrieb für die kommenden vier Jahre gesichert ist und versprach, das Geld produktiv einzusetzen.

Doch es gibt auch immer wieder Zweifel an der Höhe der staatlichen Zuschüsse. Allgemeine Forderung: Finanzielle Hilfen ja, aber die Theater selbst müssten mehr Geld einspielen. Zum Beispiel durch ein attraktiveres Angebot, das mehr Zuschauer ins Theater zieht.

Zumal mittlerweile Fernsehen die häufigste Freizeitaktivität geworden ist. In einer repräsentativen Umfrage gab jeder Vierte an, dass er sich im Theater fehl am Platz fühle; in der Altersgruppe zwischen 18 und 29 Jahren waren es sogar 39 Prozent. Begründung: Das Theater richtet sich nicht an „Menschen wie mich.“  Ähnlich sieht es auch der Theaterkritiker André Mumot, der sagt, dass sich Theater auf ein akademisch gebildetes Publikum eingestellt hat. Er führt aus, dass wer bestimmte Diskurse nicht mitverfolgt immer wieder vor den Kopf gestoßen wird.

So voll ist der Große Saal des TdA leider nicht immer.©T.Pfundtner

Der große Saal des TdA war bei der ersten Inszenierung der laufenden Saison „Mamma Medea“ am Premierenabend mit knapp 300 Besuchern gut gefüllt – die folgenden Aufführungen wurden vor ziemlich leeren Rängen gespielt. Mal waren es 17, dann 40 oder knapp 70 zahlende Gäste. Für viele Theaterinteressierte stellte sich bereits damals die Frage, ob das Stück nicht besser vom Spielplan genommen worden wäre, um Kosten zu sparen.  Sicher, es ist es fast unmöglich, alle Erwartungen zu erfüllen. Dennoch sei die Frage erlaubt, wie es Theatern, die nicht subventioniert werden, gelingt, nicht nur kostendeckend, sondern auch gewinnbringend zu wirtschaften. Als Beispiel seien hier die „Komödie Winterhuder Fährhaus“ in Hamburg oder das „Mitteldeutsche Theater“ in der Marienkirche Dessau von Didi Hallervorden genannt, das bisher keine Zuschüsse erhielt. Es kann nicht nur an der Auswahl der Stücke liegen – auch staatlich geförderte Theater haben Komödien, Musicals oder spannende Eigenproduktionen im Programm. Ob sie allerdings immer so eingesetzt werden, dass sie mehr Geld einspielen, ist auch nicht immer sicher. So war die Eigenproduktion „Ich glaub 'ne Dame werd‘ ich nie“, im Kleinen Haus wochenlang ausverkauft. Dennoch schaffte es die Produktion nicht in den Großen Saal. Schade eigentlich, denn so wurde die Chance vertan, mehr Publikum ins Haus zu locken.