Wahlflyer irritiert

 

CDU-Kandidaten kehren der Partei den Rücken

 

Blick auf einen Teil der Wahlwerbung: Auf dem sechsseitigen Papier taucht der Begriff CDU nicht einmal auf, obwohl alle genannten

Kandidaten eigentlich für die Christdemokraten antreten.©Repro T.Pfundtner

 

Arneburg – Seit Ende der vergangenen Woche sorgt ein Flyer in Arneburg für Verwirrung und Unverständnis. Dabei steht wieder einmal der CDU-Ortsverband im Mittelpunkt. Seit der Niederlage von Lutz Rosenkranz, der bei den Neuwahlen zum Verbandsgemeindebürgermeister im vergangenen Jahr lediglich acht Prozent erreichte, scheint der Verband nicht mehr zur Ruhe zu kommen. Was ist passiert?

Wie die AZ berichtete, hatte die Arneburger CDU für die anstehenden Wahlen zum Stadtrat elf Kandidaten ins Rennen geschickt und gemeldet.

Lutz Rosenkranz ©CDU

Auf Platz eins der Liste: Der Unternehmer Lutz Rosenkranz 1, gefolgt von Zimmermann Christian Saal sowie Rentner Lutz Tippmann. Als weitere Kandidaten sollten für die CDU ins Rennen gehen: Dirk Muszczak, Andreas Damisch, Christian Weps, Claudia Swienteck-Bohn, Frank Andert, Maria Huchthausen, die Ehefrau von Lutz Rosenkranz, Nadine sowie Lothar Hinz. Einige von ihnen sind Parteimitglied, die anderen sympathisieren mit den Christdemokraten und unterstützen ihre Arbeit. Dies ist in Arneburg bekannt. Doch jetzt die Wende: Plötzlich flatterte den Wählern ein Flyer ins Haus, auf dem   Marita Huchthausen, Claudia Swienteck-Bohm, Nadine und Lutz Rosenkranz und Lutz Tippmann nicht dabei sind. Auch sind in keinem Satz in dem sechsseitigen Wahlkampfprospekt der Begriff CDU oder ein Hinweis auf die Wahlliste der örtlichen Christdemokraten enthalten.

Wie die AZ erfuhr, soll es bei der Gestaltung der kleinen Wahlkampfbroschüre zu einigen Auseinandersetzungen gekommen sein: So soll Lutz Rosenkranz, aufgrund seines Listenplatzes 1 – darauf bestanden haben, auf dem Foto im Vordergrund stehen zu müssen. Dabei wurde er wohl von Kassenwart Karsten Rottstädt, der seit dem 1. Januar als neuer Amtsdirektor des Amtes Lindow (Mark) beschäftigt ist, unterstützt. Auf eine telefonische Anfrage der AZ antwortete Lutz Rosenkranz, dass er darüber keine Auskunft geben werde. Eine schriftliche Anfrage ließ er ebenfalls unbeantwortet.

Auch der nicht abgebildete CDU-Kandidat für den Stadtrat Lutz Tippmann hielt sich gegenüber dieser Zeitung bedeckt, meinte lediglich, dass ihm keinerlei Gründe für die „Trennung“ bekannt seien.

Wie die AZ weiter erfuhr, blieb es nicht nur bei dem Streit um das Foto. Nachdem durchsickerte, dass sechs CDU-Kandidaten planten, einen eigenen Flyer herauszugeben, soll der Ortsverband mittels einer Unterlassungserklärung durchgesetzt haben, dass in dieser Broschüre keinerlei Hinweise auf die Christdemokraten auftauchen dürfe. Deshalb wohl sind die Aussagen sehr allgemein, bis auf die Aussage „Wir unterstützen den Bürgermeister aktiv!“.

Dies ist Lothar Riedinger, seit Jahrzehnten ebenfalls CDU-Mitglied. Aber auch er wollte sich gegenüber der AZ nicht äußern.

Stellungnahmen zum Flyer werden nicht gegeben.

Rückseite des Wahlflyers©Repro T.Pfundtner

Das gilt allerdings auch für die sechs „abtrünnigen“ Kandidaten. Zwar wurden die Recherchen der AZ bestätigt, doch keiner von ihnen wollte namentlich genannt werden, da niemand wissen könne, wie der örtliche Vorstand bei nicht konformem Verhalten reagieren würde. So wie es bereits vor den Wahlen zum Verbandsgemeindebürgermeister passierte. Damals war Ronny Hertel umgehend aus der CDU ausgetreten, nachdem er nicht zum Kandidaten für die Wahl nominiert wurde. Damals wurde eine Diskriminierungskampagne mit illegalen Veröffentlichungen gegen Hertel initiiert, die in einer Anzeige beim Datenschutzbeauftragten und wohl auch zu weiteren Parteiaustritten führte.

Schon damals äußerte sich der Kreisvorsitzende nicht zu den Ereignissen, sondern verwies auf den Ortsverband.

Auch bei dem jetzigen Streit sagte er, dass er dazu nicht zitiert werden könne, da er in die Vorgänge nicht involviert sei, denn die Ortsverbände seien allein für die Stadtratswahl verantwortlich.

Unbestätigten Gerüchten zufolge werden die Kandidaten um Lutz Rosenkranz nun einen eigenen Wahlkampfflyer unter die Leute bringen. Ob das klappt, ist offen. Ein intimer Kenner des Ortsverbandes sagte der AZ, dass der Unternehmer damit bereits seit Wochen beauftragt sei.

Und, was sagt der CDU-Vorsitzende für Arneburg Eike Trumpf zu den neuesten Querelen im Ortsverband? Nichts. Auch er reagierte auf telefonische und schriftliche Anfragen bis Redaktionsschluss der AZ nicht.