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Schweizer Buchpreis 2022: Die fünf Nominierten stehen fest

Simon Froehling, Lioba Happel, Kim de l’Horizon, Thomas Hürlimann und Thomas Röthlisberger stehen auf der Shortlist des Schweizer Buchpreises 2022. Die Auszeichnung ist mit insgesamt 42000 Franken dotiert. Der oder die Preisträger:in erhält 30000 Franken; die vier anderen Finalist:innen erhalten jeweils 3000 Franken.

Die Mitglieder der Jury des Schweizer Buchpreises 2022 sind:
Tanja Bhend (Buchhändlerin, Buchhandlung Buch am Platz, Winterthur, NEU)
Sieglinde Geisel (freie Kritikerin und Schreibcoach; Jurysprecherin)
Annette König (SRF Literaturredaktion und Buchbloggerin)
Martina Läubli (Kulturjournalistin «NZZ am Sonntag», Leiterin von «Bücher am Sonntag» NEU)                                                                                                         Yeboaa Ofosu (Kulturwissenschaftlerin und Literaturexpertin, NEU

Die öffentliche Preisverleihung findet am Sonntag, 20. November 2022, um 11 Uhr im Rahmen des Internationalen Literaturfestivals BuchBasel im Theater Basel statt.

Die Begründung der Jury

Für den Schweizer Buchpreis 2022 hat die Jury 88 Titel aus 58 Verlagen geprüft. Jurysprecherin Sieglinde Geisel: „Die Romane der diesjährigen Shortlist zeichnen sich durch sprachliche Virtuosität und Kühnheit ebenso aus wie durch existenzielle Stoffe. Einerseits liest man von Grenzerfahrungen wie Depression und Psychiatrie, der Auflösung der geschlechtlichen Identität sowie der ins Monströse gesteigerten Rache für eine traumatische Kindheit. Andererseits begegnet man narrativer Spannung, überbordender Fabulierlust und einem manchmal abgründigen Witz.“

Simon Froehling: Dürrst (Bilgerverlag)
Simon Froehlings zweiter Roman führt nach Athen, Kairo, Berlin und Zürich und öffnet den Blick in die Lebensrealität eines homosexuellen Mannes, der zwischen Dating- und Künst- lerszene seinen Weg sucht und immer wieder mit den Abgründen seiner bipolaren Erkrankung konfrontiert ist. Konsequent in der zweiten Person erzählt, hält das Buch Leser:innen auf Dis- tanz und geht doch unter die Haut. So schonungslos die Schilderungen sind, so kunstvoll ver- binden sich die Zeitebenen zu einer Lektüre von ungewöhnlicher Intensität.

Lioba Happel: Pommfritz aus der Hölle (Pudelundpinscher Verlag)
Aus dem Gefängnis heraus schreibt Fritz 23 Briefe über seine Kindheit. Er schreibt an den „Vatter“, den er als Kind nur einmal zu Gesicht bekommen hat, er schreibt über die Spezialschule, die Sozialarbeiterin vom Amt und die rettende Begegnung mit der Literatur Rimbauds. Vor allem aber schreibt er über die Mutter, die ständig aß, ihn ans Tischbein band und schlug – und die er schließlich umgebracht hat. Wie es dazu kam, wird furios erzählt, mit einem Sog, dem man sich kaum entziehen kann.

Kim de l‘Horizon: Blutbuch (Dumont Verlag)
Aufgewachsen in einem schäbigen Schweizer Vorort, ist die Erzählfigur von Blutbuch den engen Strukturen der Herkunft entkommen, lebt in Zürich und fühlt sich im nonbinären Körper wohl. Doch dann erkrankt die Großmutter an Demenz, und das Ich beginnt, sich mit der Vergangenheit und den bruchstückhaften Erinnerungen an die eigene Kindheit auseinanderzusetzen. Der Text lässt Erzählkonventionen hinter sich und erzählt auf verblüffend eigenwillige Art eine Familiengeschichte vor dem Hintergrund der aktuellen Gender- und Klassendebatten.

Thomas Hürlimann: Der Rote Diamant (S. Fischer Verlag)
1963 kommt der elfjährige Arthur Goldau in ein Klosterinternat, in dem die Zeit stillzustehen scheint. Die Fratres führen ein strenges Regiment, es wird gelernt, was schon Generationen vorher gelernt haben, die österreichische Ex-Kaiserin Zita kommt gelegentlich zu Besuch, und es soll sich sogar ein sagenumwobener Diamant aus der Habsburger Krone im Kloster befinden. Doch die Jugendlichen sehen den gesellschaftlichen Umbruch schon am Horizont. Mit der Mischung aus spannendem Internatsroman, philosophischem Kloster-Krimi und ironischem Abgesang auf eine vergangene Zeit zündet Hürlimann ein grandioses Erzählfeuerwerk.

Thomas Röthlisberger: Steine zählen (Edition Bücherlese)
Ein nordisches Drama entfaltet sich um Matti, der allein, nur mit Hund, Gewehr und Schnapsflasche, in seiner Bauernkate in Südfinnland zurückbleibt; um Märta, seine Frau, die ihn nach vierzig Jahren verlassen hat, und um Olli, den Sohn, der seinen Platz im Leben nicht gefunden hat und immer in Geldnöten steckt. Eines Tages findet der lokale Polizeibeamte Matti vor dem Haus in einer Blutlache liegend. Der Text, der alle Ingredienzien eines guten Krimis hat, entwickelt sich zu einem tiefgründigen Roman um Lebenslügen und Verstrickungen.

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