Hundert Liter Diesel zum Jubiläum

 

Der Werbener Nachbarschaftsverein „Miteinander-Füreinander“ feierte sein zehnjähriges Bestehen

 

Jubiläumsfeier zum 10-jährigen Bestehen der Nachbarschaftshilfe „Miteinander – Füreinander“.©T.Pfundtner

 

 Den Festakt in der Salzkirche eröffnete der „Gemischte Chor Werben“, in dem auch Vereinsvorstand Jochen Hufschmidt singt.

 Werben – Bis auf den letzten Platz war die kleine Salzkirche gefüllt, um ein denkwürdiges Jubiläum zu begehen: Der Verein Nachbarschaftshilfe „Miteinander-Füreinander“ feierte sein zehnjähriges Bestehen. Zu diesem Geburtstag waren nicht nur Werbener gekommen, wie sich Vereinsvorstand Jochen Hufschmidt freute. Auch Landrat Patrick Puhlmann, Verbandsgemeindebürgermeister René Schernikau, Bürgermeister Bernd Schulze, Willi Hamann, Bürgermeister der Gemeinde Altmärkische Wische und zahlreiche Gäste anderer Organisationen, die ehrenamtlich Menschen im Alter begleiten.

Gab es anfangs viele Probleme und Widerstände gegen den Verein, ließen sich die Gründungsinitiatoren nicht von ihrem Weg abbringen, sodass eine weit über die Region hinaus bekannte Erfolgsgeschichte gefeiert werden konnte.

Ehrenvorsitzende Gisela Hilscher nahm 2014 in Magdeburg den „Demografie-Preis“ für den Verein entgegen.© T.Pfundtner

Insbesondere das Bürgermobil hat Modellcharakter, trägt es doch maßgeblich zur Mobilität älterer Menschen bei. „Wir fahren nicht nach Fahrplan eine bestimmte Route ab“, erklärt Jochen Hufschmidt, „sondern werden auf Anfrage aktiv.“ Das bedeutet: „Ältere Personen, die einen Behördengang oder einen Arztbesuch planen, können sich bei uns melden und einen Termin buchen.“ Wenn es so weit ist, werden die „Kunden zuhause abgeholt und zum Amt oder zur Praxis gefahren. Die Fahrer kommen mit und bleiben, bis alles erledigt ist.“ Nicht zu vergessen, dass auch Fahrten zu kulturellen Veranstaltungen gebucht werden können.

Sämtliche Transporte und der Einsatz der gut 20 ehrenamtlichen Fahrer werden im Büro des Vereins, das sich im Rathaus befindet, koordiniert und organisiert.

Neben dem Bürgerbus sind für den Verein in den letzten Jahren zahlreiche weitere Aufgaben hinzugekommen: „Wir leisten aktive Nachbarschaftshilfe, indem wir ältere Menschen bei der Bewältigung des Alltags unterstützen. Auch Veranstaltungen, Vorträge und Informationsabende zu Themen wie Betreuung, Pflege oder Vorsorge werden von uns organisiert“, erläutert der 79-jährige Vorsitzende.

Damit nicht genug: Mittlerweile lädt der Verein monatlich zum „Kaffeeklatsch“ ein, der immer gut besucht ist und zur guten Nachbarschaft im Ort beiträgt.

Landrat Patrick Puhlmann bedauerte, dass der Landkreis in letzter Zeit dem Bürgermobil nicht die „Aufmerksamkeit widmete, die er verdient hat“ und versprach, dies zu ändern.  Er betonte auch, dass eine derartige Unterstützung für Senioren auf Dauer nicht „von den ehrenamtlichen Helfern allein kommen kann.“

Die Anerkennung der Leistungen der Vereinsmitglieder durch die Politiker erfolgten – gibt es auch weitere Unterstützungen?

René Schernikau unterstützt die Forderung, dass Ehrenamtliche auch von der Politik unterstützt werden.©T.Pfundtner

Bürgermeister Bernd Schulze bedankte sich im Namen der Stadt und des Stadtrats für das ehrenhafte Engagement des Vereins.©T.Pfundtner

Die Gruppe des Werbener Kulturvereins mit Dudelsackspielerin Elisabeth Gellerich spielte beim „Kaffeeklatsch“ auf.©T.Pfundtner

So sah es auch Verbandsgemeindebürgermeister Schernikau, der erst seinen Respekt für den Verein bekundete und dann die große Politik aufforderte, sich mehr für Verbesserungen der Strukturen im ländlichen Raum einzusetzen.

Willi Hamann beließ es nicht bei Glückwünschen, sondern zog 50 Euro aus seiner Geldbörse als „kleine Unterstützung für das neue Auto, das der Verein benötigt.“

Bernd Schulze überreichte im Namen der Stadt einen Gutschein für 100 Liter Dieselkraftstoff: „Ihr leistet in unserer abgehängten ländlichen Region Großes, indem Ihr die Mobilität der Menschen sicherstellt.“

Gut eine Stunde dauerte der Festakt, der musikalisch vom „Gemischten Chor Werben“ umrahmt wurde.  Als die Sänger die „Werbener Hymne“ schmetterten, sangen alle Gäste beim Refrain mit. Bevor dann unter Sonnenzelten der gemütliche Teil der Feier begann, erhoben alle Gäste ihr Sektglas und stießen auf die vergangenen zehn Jahre und eine erfolgreiche Vereinszukunft an.

Bis zum späten Abend wurde dann mit einer Unmenge von selbstgebackenem Kuchen, Grillgut und mit Musik der neuen „Gruppe Hausmusik“ des örtlichen Kulturvereins sowie der Band von Ole Quiel bis in die Nacht hinein gelacht, gescherzt und ausgiebig gefeiert. Der AZ sagte der Vereinsvorsitzende: „Wir wünschen uns engagierte Bürger, die füreinander eintreten, ein offenes Ohr und offene Augen für den Nachbarn haben und helfen, ohne lange zu fackeln. Wir hoffen, dass wir auch in Zukunft Menschen finden, die sich in unserem Verein engagieren.“

„Deshalb“, so sagte er weiter, „benötigen wir zeitnah ein neues Elektro-Auto. Solange wir noch den vom Landkreis gestellten Bürgerbus fahren, können wir so noch mehr Mobilität erreichen und auch in Zukunft weiterfahren, wenn der alte Bus außer Dienst genommen wird.“

 Erst die Feier in der vollbesetzten Salzkirche, dann ging es draußen weiter. Kuchen, Kuchen, Kuchen! Tagelang buken die Vereinsfrauen die „süßen Verführungen“. Vor dem Kuchenbuffet bildete sich schnell eine lange Schlange. ©Thomas Pfundtner