Baustopp bei Werbener Leuchtturmprojekt droht

 

Stadtrat will über Finanzierungsvorschlag nicht entscheiden und wirft der Verwaltung mangelhafte Informationen vor

 

 

Über eine Stunde diskutierte der Stadtrat von Werben höchst emotional über eine Finanzierungsänderung für die Domäne und warf dabei der Verwaltung Desinformation vor. ©T. Pfundtner

Werben – Heiß her ging es auf der jüngsten Sitzung des Stadtrats in Werben. Dabei ging es um die Finanzierung des Verwaltergebäudes der Domäne, dem ehemaligen landwirtschaftlichen Gut des Ordens der Johanniter. Vor drei Jahren hatte es die Berliner OFEA (Office für Ecological Architecture = Büro für ökologische Architektur) erworben und sich verpflichtet alles zu sanieren und zum neuen Leben zu erwecken. Kosten: Mehrere Millionen Euro, die unter anderem aus dem Förderprogramm „Lebendige Zentren“ stammen. Dieser Antrag war bereits 2021 gestellt worden. Doch seitdem sind die Baukosten explodiert. Außerdem wurde für das Verwaltergebäude ein kostenintensiver Mehraufwand für die Sanierung festgestellt.

Deshalb stellte die OFEA bereits im Oktober vergangenen Jahres bei der Verbandsgemeinde Arneburg-Goldbeck den Antrag, genehmigte Gelder von 2022, in Höhe von gut 300.000 Euro für die Sicherung einer alten Scheune auf den Umbau des Verwaltergebäudes zu verschieben.  Dieser Antrag wurde bereits vor Beginn der Bauarbeiten gestellt, da Werben und die Verwaltung der Verbandsgemeinde dem Antrag positiv gegenüberstanden. Doch seitdem passierte kaum etwas: „Der Antrag schmorte in der Schublade“, wie Stadtratsmitglied Matthias Wollenheit (SPD) gegenüber der AZ erklärte. Zwar wurden entsprechende Beschlüsse für die Umschichtung der Fördermittel bereits auf die Tagesordnung im Februar gesetzt, doch abgestimmt wurde nicht. „Es gab keine ausreichenden Informationen von der Verwaltung“, erinnert sich Wolfgang Trösken (Bürger in Behrendorf/Werben), stellvertretender Bürgermeister und Stadtratsmitglied.

Also wurde eine Entscheidung auf den März verschoben und die Investoren Jurek Brüggen und David Gössler müssen sich weiter in Geduld üben. Tatsächlich „müssen“, denn auch die Sitzung am Dienstag brachte kein Ergebnis. Im Gegenteil – während der Diskussion äußerten die Stadträte mehr und mehr ihre Unzufriedenheit über eine mangelhafte Vorbereitung und Erläuterung der Verwaltung zu der beantragten Umschichtung der Fördermittel. „Ich verstehe weder ihre Erklärungen noch die vorgelegten Tabellen mit den Zahlen“, warf Stadträtin Simone Blank (Bürger für Behrendorf/Werben) dem Vertreter der Verwaltung Marco Aßmuß vor. Weiterer Kritikpunkt: Erst kurz vor Sitzungsbeginn war ein Vorschlag der Verwaltung und der zuständigen Planungsgesellschaft BIG den Abgeordneten vorgelegt worden, der mit wieder anderen Zahlen für Unverständnis sorgte. Kurioserweise hätte die OFEA planerisch für 2022 Geld verloren, was erst 2024 hätte neu beantragt werden müssen.

Gerd Flechner (SPD) zeigte sich ebenfalls durch die vorgelegten Zahlen irritiert und meinte, dass es möglicherweise besser gewesen wäre, bereits im Februar abzustimmen.

„Sie legen uns hier etwas vor und sagen, dass das einfach so ist. Wir werden mit Zahlen zugeschüttet und bekommen nichts“, erboste sich Wolfgang Trösken und forderte, dass ein Verantwortlicher der BIG vor den Ausschuss treten solle, um die Zahlen zu erläutern. Dem stimmten die Abgeordneten, bis auf eine Enthaltung, zu. Damit hängt alles weiterhin in der Luft. Zwar sagte Bürgermeister Bernd Schulze, dass er notfalls eine Sondersitzung einberufen werde. Da aber niemand weiß, wann ein Verantwortlicher der BIG Zeit hat, steht ein Entscheidungstermin derzeit in den Sternen.

Zahlen nicht nachvollziehbar und Informationen unzureichend.

 Noch wird gebaut, aber, wer weiß, wie lange noch. ©Foto: privat

 „Das Domäne-Projekt ist ein Leuchtturmprojekt weit über Werben hinaus. Jetzt ist das Projekt wegen einer geplanten Umschichtung von 300.000 Euro in Gefahr“, sagt Matthias Wollenheit und fährt fort: „Sowohl das professionelle Projektbüro BIG, das die Stadt bei der Altstadtsanierung berät, als auch das Landesverwaltungsamt, was für die Fördermittelvergabe zuständig ist, gaben grünes Licht für den Antrag. Umso unverständlicher ist es für mich, dass der Antrag der OFEA monatelang in einer Schublade verschwand, bevor die Mitglieder des Stadtrates ihn zu Gesicht bekamen. So kann die Verwaltung weder mit uns Stadträten, die über derart wichtige Dinge entscheiden müssen, nicht umgehen. Und auch gegenüber den Investoren ist das nicht fair.“

„Wir müssen jetzt tatsächlich einen Baustopp prüfen“, bestätigte Jurek Brüggen der AZ, „bisher sind wir stets in Vorleistung gegangen, da wir nicht wollten, dass die Stadt etwas mit den Kostensteigerungen zu tun hat. Aber jetzt müssen wir umdenken, denn mittlerweile sind fünf Monate ins Land gegangen und es ist nichts entschieden.“

Verbandsgemeindebürgermeister René Schernikau, der an der Stadtratssitzung nicht teilnahm, versprach, die Vorwürfe zu prüfen, versicherte aber, dass die Verbandsgemeinde im ständigen Austausch mit den Investoren sei.

Etwas, was sich auch Matthias Wollenheit von der Verwaltung gewünscht hätte, „dann wäre vieles sicherlich anders verlaufen…“