BEATLES MUSEUM

 

 Vor 25 Jahren platzte der Traum  –

 Kein Platz für Pilzköpfe

 

Das Beatles Museum in Halle.

 

The Beatles war eine aus Liverpool, England stammende britische Beat-, Rock- und Pop-Band in den 1960er Jahren. Mit mehr als 600 Millionen  verkauften Tonträgern ist sie die erfolgreichste Band der Musikgeschichte.

Am 17. August 1960 gab die Gruppe im Hamburger Rotlichtviertel St. Pauli ihr erstes Konzert unter dem Namen „The Beatles“. Den weltweiten Durchbruch schafften die Beatles 1963 mit der Single I Want to Hold Your Hand. Aufgrund ihres damals neuartigen Musikstils und ihres öffentlichen Auftretens entwickelten sie sich schnell zu einer der populärsten Bands. Den Höhepunkt ihrer Karriere erreichte die Band zwischen 1964 und 1969, als sie zeitweise in fast allen Ländern die Hitparaden anführte. 1970 trennten sich die Wege der Bandmitglieder John Lennon, Paul McCartney, George Harrison und Ringo Starr aufgrund interner Spannungen. Die Musiker verfolgten danach erfolgreich eigene Musikprojekte.

Diese Reportage erschien am Donnerstag, 05. Januar 2023, in der Altmark Zeitung in der Ausgabe für den Landkreis Stendal im Teil Lokales.

Ein angebotenes Gebäude in Stendal: das Haus der Vereine.

Ein anderes Angebot für das Beatles Museum in Stendal: Ladenzeile in Stadtsee.

Stendal.  „Das Beatles Museum kommt nach Stendal!“ Dieser Satz verbreitete sich vor 25 Jahren wie ein Lauffeuer in der Stadt. Auch die örtliche Presse, Rundfunk und Fernsehen sprangen auf und berichteten über die sensationelle Nachricht aus der Altmark. Wer allerdings heute durch die Hansestadt spaziert, wird kein Museum finden, das auch nur annähernd an die legendären Pilzköpfe erinnert. Traurig, aber wahr: Tatsächlich gab es ernsthafte Pläne, das Kölner Beatles Museum nach Stendal zu verlegen.

1998 planten die Betreiber Rainer Moers (72) und Matthias Bühring (verstorben 2000) ihr kleines privates Museum von der rheinischen Metropole woandershin zu verlegen: „Zu kleine Räume, zu hohe Miete und ein zu großes Angebot an Museen in Köln, waren die ausschlaggebenden Gründe“, erinnert sich Rainer Moers, der seit 1963 alles über die Beatles sammelt, was ihm in die Finger kommt.

Viele Jahre arbeitete Rainer Moers noch als Musikjournalist, bevor er seinen Beruf an den Nagel hängte und im Wendejahr 1989, am 18. Juni das Museum in Köln eröffnete. Nur einen Monat zuvor hatten Paul McCartney und seine Frau Linda ihm noch eine Plattenhülle signiert, was „natürlich ein toller Start für das Museum war.“

Doch schon bald platzte das Museum aus allen Nähten, kein Wunder bei den unzähligen Exponaten. Zum Beispiel alle weltweit erschienenen Beatles-Briefmarken, oder ein Beatles-Flipperautomat von 1967/68.

Nicht zu vergessen: das Original des ersten Arbeitsvertrags der Beatles mit dem Hamburger Star-Club oder eine Kopie der FBI-Akte über John Lennon mit seinem Antrag auf die US-Staatsbürgerschaft.

Interessant: Bis heute umfasst die Sammlung über John, Paul, George und Ringo etwa 15.000 Objekte. Kleine, große, bunte, schillernde, lustige, und, und, und – jährlich kommen etwa 300 Stücke dazu…

Für Rainer Moers und Matthias Bühring stand fest, der Standort muss ein anderer werden. Als dies bekannt wurde, berichtete eine Zeitung in Dessau und dann die Deutsche Presseagentur über die Pläne des Beatles Museums. Das hatte Folgen: Über 20 Städte bewarben sich bei den Betreibern. Darunter auch Stendal. Dafür reisten im April 1998 der damalige Bürgermeister Christian von Staden und die Kulturmanagerin Pia Kampelmann (62) nach Köln an den Rhein. Nach ihrer Rückkehr gaben sie sich optimistisch, meinten, dass die Chancen nicht schlecht stehen würden und die Museums-Inhaber schnellstens nach Stendal kommen wollten.  Bei diesem Treffen wollte die Stadt auch die infrage kommenden Räumlichkeiten vorstellen. Gedacht war dafür zunächst an das heutige Quartier der Kunstplatte. Später wurden der Färberhof oder das Vereinshaus diskutiert.

Rainer Moers erinnert sich: „Ja, wir waren auch in Stendal. Aber die Räume entsprachen nicht unseren Vorstellungen.“ Doch viel entscheidender war wohl, dass die Betreiber ein klares Konzept hatten, bei dem Stendal nicht mitging: Die Stadt sollte die Räumlichkeiten zur Verfügung stellen, inklusive der Miete.

Rainer Moers Mitbegründer des Beatles Museums in Köln, heute im Museum in Halle. 

Dafür boten Rainer Moers und Matthias Bühring die kostenlose Einrichtung des Museums mit dem angegliederten Wirtschaftsbetrieb für Verkauf und Versand von Beatles-Raritäten, Büchern etc. an. Außerdem sollten durch Veranstaltungen, wie Beatles-Festivals oder Seminaren weitere Besucher nach Stendal gelockt werden. Bei nur 5000 jährlichen Gästen von außerhalb, die wegen des Beatles Museums nach Stendal kommen würden, flössen jährlich rund 500.000 Mark (circa 255.000 Euro) in die Kassen von Handel und Gastronomie und würden damit auch ins Stadtsäckel fließen. Das schien die Stadtväter aber nicht zu überzeugen. Pia Kampelmann erinnert sich: „Das waren wirklich coole Jungs mit einer tollen Idee. Ich fand sie sehr überzeugend und glaubwürdig. In der Stadt wurde oft über das Projekt gesprochen, nur Beschlüsse wurden nicht gefasst…“

Dass das Beatles Museum in Stendal in der Versenkung verschwand, erinnert auch eine Maklerin, die damals mehr Häuser angeboten hatte. Allerdings, so sagt sie heute, gab es auf ihre Vorschläge keine Resonanz von Seiten der Stadt.

© Beatles Museum: Sgt.Pepper-Raum

©Beatles Museum: Fanzimmer

Das Ende vom Lied: Die Stadt Halle erkannte sofort die Chancen, die sich mit dem Beatles Museum auftun würden und akzeptierte Konzept und Vorstellungen der Gründer. Im April 2000 wurde die Dauerausstellung eröffnet. Der damalige Ministerpräsident Dr. Reinhard Höppner und die Bürgermeister von Liverpool schickten Grußworte. Und der Botschafter von Großbritannien, Sir Paul Lever, kam im Rolls Royce vorgefahren und erzählte in seiner Rede, dass er die Beatles noch live erlebt habe. Was ist Stendal da bloß entgangen…?

Seit dem Eröffnungstag kamen bisher deutlich über eine halbe Million Menschen in die Stadt, die ihr Geld nicht nur im Museum ließen.

Heute wissen wir, dass das Beatles Museum in Stendal nicht nur der Hansestadt, sondern der ganzen Altmark wirtschaftlich sehr gutgetan hätte. Nach wie vor hat das Museum in Halle einen regen Zulauf, wird das von den Betreibern herausgebrachte Magazin „Things“ weltweit gelesen. Allein diese Art von Außen-Werbung ist für Halle unbezahlbar. Auch die – bis vor Corona – regelmäßigen Treffen von Beatles-Fans zu Pfingsten bringen Geld und Renommee…

Der damalige Oberbürgermeister von Stendal Volker Stephan sagte jetzt auf Anfrage: „Bestimmt hätten wir ein geeignetes Haus gefunden, aber leider hat es nicht geklappt. Für Stendal wäre ein Beatles Museum sehr positiv gewesen.“

Pia Kampelmann: „Aus heutiger Sicht muss gesagt werden, dass wir uns wirklich um eine große Chance gebracht haben. Das ist mehr als schade.“

Aber leider auch nicht mehr zu ändern.

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 Museums-Shop; Terrassen-Café; Raum der 70er Jahre; Regale voller Souvenirs;  Raum der Rock-Band; verschiedene Impressionen aus dem Beatles Museum Halle. © Beatles Museum