Begegnungen in einem zerrissenen Land

Autor Michael G. Fritz erzählte im Cordatussaal über den Alltag in Israel

Autor Michael Fritz gibt Einblicke in Israels Alltag.© Thomas Pfundtner

Am Dienstag, dem 31. Januar 2023 erschien in der Altmark Zeitung  in der Ausgabe für den Landkreis Stendal der Bericht über die Lesung von Michael G. Fritz aus seinem Buch Meinen Apfelstrudel sollten Sie sich nicht entgehen lassen unter der Überschrift Eindrücke aus einem zerissenen Land.

Der Cordatussaal ist im Dom-Stift der Hauptraum, der als Winterkirche und großer Saal der Gemeinde genutzt wird. Benannt ist er nach dem Schüler Martin Luthers Conrad Cordatus, der nach der offiziellen Einführung der Reformation im Kurfürstentum Brandenburg 1539 der erste evangelische Superintendent in Stendal war und dem derNeubau des reformatorischen Kirchenwesens zu verdanken ist.

Aktuelle Situation war nur Randthema.© Thomas Pfundtner

Stendal. Gut 35 Besucher waren am Sonnabendabend in den Cordatussaal am Dom St. Nikolaus gekommen, um mit dem Ost-Berliner Autor Michael G. Fritz auf eine Reise durch Israel zu gehen. Im Gepäck hatte der 69-Jährige sein jüngstes Buch „Meinen Apfelstrudel sollten Sie sich nicht entgehen lassen – Schalom, Begegnungen in Israel“.

In dem Buch schildert er Begegnungen mit zahlreichen Israelis und erzählt ihre kleinen und großen Geschichten.  Doch das Buch ist mehr – es ist ein spannender, herrlich erfrischender Reiseführer durch das Land. Das spüren auch die Besucher der Lesung schon nach kurzer Zeit. Zwischen den Buchpassagen informiert Michael G. Fritz immer wieder über das Land. So berichtet er, dass neun Millionen Menschen in Israel leben, „davon sind aber nur noch ein Prozent Christen.“ Er spricht über sein erstes Bad im Toten Meer. Das Gewässer mit seinem hohen Salzgehalt ist der am tiefsten gelegene See der Erde unter dem Meeresspiegel – 430 Meter: „Das Tote Meer wurde geschaffen, um die Menschen zu entschleunigen und zu entspannen. In dem Wasser schwimmt niemand, sondern lässt sich – auf dem Rücken liegend – treiben.“ Am Toten Meer lernt der Autor eine Frau kennen, die der Liebe wegen nach Israel kam: „Dann wurde sie von dem Mann verlassen und kann nicht zurück in ihre Heimat. Die gemeinsame Tochter fühlt sich als Israelin und will nicht weg.“ Michael G. Fritz erzählt mit einem Lächeln, dass die Frau ihm in ihrer 30-minütigen Mittagspause mehr über Israel erzählt hat als so mancher Reiseführer. Es sind diese kleinen Bemerkungen und Erinnerungen, die den Abend so interessant und abwechslungsreich machen.

Auch wenn unbeantwortet blieb, was ein Bier in Israel kostet (circa acht Euro im Restaurant und 2,50 Euro im Supermarkt).

Michael G. Fritz hat bei seinen Begegnungen viele interessante Einblicke gewonnen und teilte sie gern.©Thomas Pfundtner

Wer nach dem Anschlag eines palästinensischen Selbstmordattentäters auf eine Synagoge in Ostjerusalem, bei dem sieben Menschen starben, an diesem Abend mehr Politik erwartet hatte, wurde enttäuscht. Nur hin und wieder gewährt Michael G. Fritz einen Blick in diese Richtung. Etwa, als er die Zerrissenheit des Landes zwischen orthodoxen und liberalen Juden schildert.

Oder, als er berichtet, dass in einem israelischen Gefängnis Terroristen aus Palästina einsitzen, die selbst aber und auch ihre Familien, finanziell mit Millionenbeiträgen unterstützt werden. Das Geld soll aus dem arabischen Königreich Saudi-Arabien stammen und über die Hamas verteilt werden. Es ist ihm aber auch wichtig, dass es im Land zahllose Projekte für eine Aussöhnung zwischen Palästinensern und Israelis gibt – „die von Jung und Alt unterstützt werden.“

Mit jedem Satz, jedem Text ist zu spüren, dass Michael G. Fritz Israel und seine Menschen liebt. Dabei erinnert er daran, dass er vor vielen Jahren an den Flughäfen noch schlecht behandelt und überstreng „durchleuchtet“ wurde. „Das ist heute kein Thema mehr. Die Sicherheitskontrollen sind wie überall auf der Welt.“ Am Ende der Lesung verabschiedet sich Michael G. Fritz: „Ich habe das Buch geschrieben, damit die Leser und Leserinnen mehr vom Alltag der Menschen und im Land erfahren. Nur wer weiß, wie der andere lebt, isst, trinkt, liebt oder denkt, baut leichter Vorurteile ab und geht offen auf das Fremde zu.“