Michael G. Fritz liest aus diesem Buch.

Lesung im Stendaler Dom: Meinen Apfelstrudel sollten Sie sich nicht entgehen lassen

Schalom – Begegnungen in Israel

Der Artikel über die Lesung im Stendaler Dom des Schriftstellers Michael G. Fritz über sein Buch Meinen Apfelstrudel sollten Sie sich nicht entgehen lassen erschien unter der Überschrift „Autor berichtet von Erfahrungen“ in der Altmark Zeitung in der Ausgabe Landkreis Stendal am  Freitag, dem 27. Januar 2023.

Denken ohne Geländer: Israel ist Thema eines Vortrages im Dom

Michael G. Fritz

©Von Frze – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0,
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Stendal – Der Ost-Berliner Autor Michael G. Fritz liest am Sonnabend, 28. Januar, aus seinem jüngsten Buch „Meinen Apfelstrudel sollten Sie sich nicht entgehen lassen – Schalom, Begegnungen in Israel“. Die Lesung findet im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Denken ohne Geländer“ um 19 Uhr im Cordatussaal im Dom St. Nikolaus statt. In seinem Buch schildert Fritz seine Begegnungen mit jungen und alten Israelis und lässt die Gespräche und ihre Erfahrungen lebendig werden. Die AZ sprach mit Fritz.

Was fasziniert Sie an Israel?

Michael G.Fritz: Da ist zum einen die unbeschreibliche Vielfalt der Kulturen und den vielen Traditionen. Hier treffen drei Weltreligionen auf engstem Raum aufeinander. Das allein ist schon sehr beeindruckend. Aber am faszinierendsten sind die Menschen.

Warum?

Fast alle sind sehr offen allem Fremden gegenüber. Auch bei uns Deutschen. Ich war verblüfft, wie ungezwungen die meisten jüdischen Israelis mit dem Holocaust umgehen. Und über ihr großes Interesse an Deutschland. Fast alle möchten zu uns kommen, sei es als Touristen, zum Studium oder zum Arbeiten. Ich habe zwei junge Juden getroffen. Sie wollten nach Berlin. Bevor sie abreisten, hat ihnen eine Verwandte eine Berliner Adresse in die Hand gedrückt und gesagt: „Da müsst ihr hin, da haben eure Großeltern gelebt, bis sie deportiert wurden. Das hat mich tief beeindruckt.

Dann bin ich einer Lehrerin begegnet, die mir ihren Apfelstrudel servierte und so für den Buchtitel sorgte. Auch einen Hobbykoch oder einen Schafhirten habe ich kennengelernt und lange gesprochen. Hochinteressante Begegnungen, denen eins fast immer gemein war.

Das wäre?

Immer wieder schwangen bei den Lebensläufen im Hinter- oder im Vordergrund, die Geschichte Europas und Deutschlands mit. Aber ich hatte nie das Gefühl, dass ich nicht willkommen bin.

Was möchten Sie mit Ihrem Buch vermitteln?

Mir ist es wichtig, einen anderen Blick auf das Land und die Menschen zu werfen. Ich wurde 1953 geboren und bin also nicht schuldig an dem Holocaust. Aber ich bin mitverantwortlich dafür, dass sich so etwas nie wiederholen kann. Das betrifft uns alle. Mein Buch soll dazu beitragen, Vorurteile abzubauen, indem ich über Lebensgewohnheiten, Eigenheiten, den Alltag und die Gefühle meiner Gesprächspartner schreibe. So vermittele ich meinen Lesern einen Einblick in eine vermeintlich fremde Welt, die sich aber doch nicht so sehr von unserem Leben unterscheidet.

Trotzdem ist auch nicht alles Gold, was glänzt?

Sicher nicht. Wie bei uns auch, geht ein Riss durch das Land. Es gibt Terroranschläge – nicht nur gegen Juden, auch gegen Christen. So wurde zum Beispiel die Brotvermehrungskirche am See Genezareth von jüdischen Extremisten angezündet, weil dort Christen leben. Ein anderer Punkt ist: Die Spaltung zwischen fundamentalen und liberalen Juden nimmt zu und sorgt große Probleme.

Michael G. Fritz wurde am 4. Februar 1953 in Ost-Berlin geboren. Bis zu seiner Exmatrikulation 1975 aus politischen Gründen, studierte er an der Bergakademie Freiberg Tiefbohrtechnik. Bis 1976 arbeitete er als Lagerarbeiter und Beifahrer, danach übte verschiedene Tätigkeiten in den Städtischen Bibliotheken Dresden aus. 1993 erfolgte die Rehabilitierung und Zuerkennung des Diploms durch die Bergakademie Freiberg.

Michael G. Fritz lebt als Schriftsteller und Publizist in Dresden und Berlin.
Er leitet eine Werkstatt mit Nachwuchsautoren und arbeitet als Moderator von literarischen Veranstaltungen für verschiedene Partner und eröffnet Kunstausstellungen.

Einzelne Texte von ihm wurden ins Polnische, Englische, Französische, Rumänische und Italienische übersetzt.