Perfekte Unterhaltung im TdA: Sommernacht vergeht wie im Flug

  

Premiere am Theater der Altmark verdient sich großen Applaus

 

Helena (Alexandra Sagurna) und Bob (Fynn Zinapold) mit dem Musiker (Niclas Ramdohr).©TdA

 

Im Theater der Altmark im Rangfoyer fand am 23. März 2024 die Premiere des Zwei-Personen-Musicals „Eine Sommernacht“ von David Greig unter der Regie von Jochen Gehle statt. Die Premierenkritik erschien in der Altmark Zeitung in der Ausgabe für den Landkreis Stendal am Dienstag, 26. März 2024, im Lokalteil für Stendal / Arneburg-Goldbeck unter der Überschrift „Sommernacht vergeht wie im Flug – Premiere am Theater der Altmark verdient sich großen Applaus“ in verkürzter Version. Sie lesen hier die originale lange Version.

(K)eine Sommernacht ist so wie diese im TdA.©TdA

Stendal – Eigentlich ist es völlig egal, wo diese „Eine Sommernacht“ spielt: Stendal, Hamburg, New York, Salzwedel oder Singapur. Die Erfolgsfrau wartet in einer Weinbar auf ihren verheirateten Liebhaber. Auch einen – eher erfolgslosen – Single hat es an diesen Tresen getrieben, da er auf einen neuen Job wartet. Wenig überraschend: Die beiden kommen einander näher und verbringen eine gemeinsame Nacht. Für Helena und Bob ist allerdings klar, dass sie sich nie wiedersehen werden. Doch natürlich passiert genau das Gegenteil. Und nun fegt bis zum vermeintlichen Happy End eine charmante Theaterkomödie mit unglaublich viel Schwung, Energie, spritzigen Dialogen, mitreißender Musik, flotten Liedern und Tänzen über die Bühne im Theater der Altmark…

Was alles unternommen werden kann, um viel Geld loszuwerden, zeigen Bob und Helena.©TdA

Am Sonnabend feierte „Eine Sommernacht“ von David Greig (Text) und Gordon McIntyre (Musik) in Stendal Premiere. Der bekannte Regisseur Jochen Gehle übernahm die künstlerische Leitung für das seit vielen Jahren in Deutschland auf allen großen und kleinen Theaterbühnen gespielte Stück. Stringent führt er seine Schauspieler Alexandra Sagurna (Helena), Fynn Zinapold (Bob) und Niclas Ramdohr (Musiker) durch die Gefühlswelten eines Anti-Liebespaares. Doch widmen wir uns zunächst einmal der Musik: Wieder einmal schafft es der musikalische Leiter des TdA, Niclas Ramdohr, der scheinbar unzählig viele Instrumente beherrscht, mit seinen perfekten Playback-Arrangements und dem live gespielten Bass, das Publikum zum Swingen und Mitwippen zu bringen. Seine Bewegungen als Elektrobass-Gitarrist erinnern an John Entwistle (The Who) oder Paul McCartney – gediegen, aber perfekt. Ramdohr weiß dabei auch genau, wo er sein Spiel zurücknehmen muss, um den Gesang von Helena und Bob wirken zu lassen. Das lohnt sich, allein für die Stimme von Helena: Ihr Sound, ihre Töne, ihre Schwingungen der Stimme dringen – im positiven Sinne – bis ins letzte Mark der Zuschauer. Was die gesangliche Leistung von Bob keinesfalls schmälert – nur ist er eher auf der Country-Schiene und bedächtigeren Melodien unterwegs. Ein Sonderlob für die Duette – sie bleiben noch lange im Ohr. Und das, obwohl die Anlage im Rangfoyer sowohl für die Musik als auch den Gesang überhaupt nicht ausreichend ist. Vielleicht wäre hier besser, ohne Mikrofonverstärkung zu arbeiten. Die Stimmen geben es allemal her.

Eine charmante Theaterkomödie mit unglaublich viel Schwung, Energie, spritzigen Dialogen, mitreißender Musik, überraschenden Wendungen, flotten Liedern und Tänzen auf der Bühne im Theater der Altmark.

Helena (Alexandra Sagurna) und Bob (Finn Zinapold) beim japanischen Bondage.©TdA

Das beteiligte Ensemble des TdA beim Schlussapplaus der Premiere von „Eine Sommernacht“. Regisseur Jochen Gehle (2.v.l.) und sein Team liefern eine gelungene Vorstellung und beweisen: Auch leichte Unterhaltung kann große Kunst sein.©T.Pfundtner

Das Gleiche gilt für das Spiel von Alexandra Sagurna und Fynn Zinapold. Diese Sommernacht hätte tatsächlich eine größere Bühne verdient. Ja, Helena und Bob beherrschen die Bretter, die die Welt bedeuten und schaffen es, dass der kleine Raum eben nicht einengt, sondern großzügig wirkt. Hemmungslos beziehen sie dabei den roten Bühnenvorhang in ihr Wirken mit ein. Und es ist fantastisch mitanzusehen, wie Alexandra Sagurna mit klitzekleinen Accessoires – zum Beispiel einem Hut – in andere Rollen, die im Stück auftauchen, schlüpft und selbst als „harter Kerl“ überzeugt. Fynn Zinapold bleibt während des ganzen Stücks Bob, aber so einen facettenreich gespielten Kleinkriminellen, der eigentlich am liebsten Straßenmusiker wäre, sieht man selten in Stendal. Lässig schlufft er über den Bretterboden oder rast als untrainierter Läufer seinem Verfolger davon…

So rast auch die Zeit an diesem Abend: Gefangen von den schauspielerischen Leistungen, der perfekten Regie, der höchst gelungenen Ausstattung und den unscheinbaren, kleinen Accessoires, die plötzlich wichtig werden, fliegen die Stunden davon, ohne dass es jemand merkt. Dann ist plötzlich Schluss und das Publikum kehrt mit großem Applaus zurück in den Alltag.

Fazit: Ein erfrischender Theaterabend, der keine Probleme wälzt, sondern zwei entspannte Stunden über das älteste Thema der Welt bietet – die Liebe und ihre Irrungen und Wirrungen. Gern mehr davon!

Weitere Impressionen einer famosen Sommernacht am Theater der Altmark.© TdA