Festivalbericht vom Drei-Tage-Festival auf Gut Gethlingen

Sehr gute Idee, ausbaufähige Umsetzung

 

 Zum ersten Drei-Tage-Musik-Festival in Gethlingen kamen kaum Zuschauer

 

 

Kaum was los auf der Gethlinger Festival-Premiere. Viele Sitzplätze blieben leer, der erwartete Besucherstrom blieb aus. © Thomas Pfundtner

 

 Wurde kaum genutzt: Der Festival-Campingplatz direkt am Gutshof.© Thomas Pfundtner

Gethlingen – Schade, schade, schade! Diese Veranstaltung hätte weitaus mehr Zulauf verdient.  Das erste „Gut Gelingen Festival“ auf dem über 100 Jahre alten Gutshof in Gethlingen hatte sicherlich eine Menge zu bieten, vor allem hervorragende Musik. Dennoch verirrten sich am vergangenen Wochenende kaum mehr als 200 Besucher auf das Gelände. Auch der bereitgestellte Campingplatz wurde nur suboptimal genutzt.

Mit-Organisatorin Alkje von Schlichting im Gespräch mit Besuchern. Ihre Enttäuschung über die wenigen Besucher ließ sie sich nicht anmerken und strahlte Optimismus aus.© Thomas Pfundtner

Das Spinnen, ein altes Handwerk, auch heute noch für junge Menschen interessant.© Thomas Pfundtner

 

Für Organisatorin Alkje von Schlichting und den Kulturverein „GutGe(th)lingen e.V.“ sicherlich eine große Enttäuschung. Seit Ostern dieses Jahres, als die Idee entstand, hatten sich die Organisatoren höchst intensiv um das Festival gekümmert: Es wurden internationale Künstler, die alle in Deutschland eine Heimat gefunden haben, engagiert. Es wurden Plakate gedruckt und in der Altmark aufgehängt. Flyer verteilt. Tickets konnten direkt beim Verein oder auf vielen Event-Plattformen gekauft werden – knapp 50 Euro für alle drei Tage. Liebevoll wurde der Hof dekoriert. Die bereitgestellten WCs verblüfften mit bunten Wänden und höchst ungewöhnlicher Ausstattung. Duschen wurden installiert. Auf dem Gelände gab es Stände mit alter Handwerkskunst oder Massage-Möglichkeit. Mehrere Fässer Bier standen bereit, auch Cocktails sowie Obst- und Wildfruchtweine konnten für kleines Geld erworben werden.

Doch alle Bemühungen, die vielen kleinen liebevollen Details und die wahrhaft romantische Atmosphäre nützten nichts: Die Vorstellung der Organisatoren, man könne sich 1.000 Besucher an den drei Tagen vorstellen, wurde in keiner Weise erfüllt. Sicherlich hat das viel zu heiße Wetter viele Spontan-Bescher abgeschreckt, sich ins Auto zu setzen und nach Gethlingen zu fahren. Doch das ist nicht der einzige Grund für die äußerst geringe Besucherzahl.

Entspannung mit Fußmassage – ein Höhepunkt auf dem alten Gutshof. © Thomas Pfundtner

Regional bekannte Künstler wären vielleicht ein weiterer Zuschauermagnet gewesen – oder ist auch der Gedanke von Festival und Entspannung zu fremd?

Aus Berlin kam die frisch formierte Band „Der wilde Ballon“. Alle Musiker sind in der Hauptstadt sehr gut bekannt. Aber bei uns…©Thomas Pfundtner

Die Reggae-Granaten aus Hamburg beim Soundcheck: „I-Fire“ aus Hamburg. In Norddeutschland ein Top-Act, bei uns unbekannt.© Thomas Pfundtner

Tatsächlich spielten auch andere Dinge eine große Rolle. Zum Beispiel die Auswahl der Musikgruppen: Es wurden nur Bands verpflichtet, die in der Altmark – wenn überhaupt – lediglich absoluten Musikkennern etwas sagen. Sicher, „I-Fire“, „Der wilde Ballon“ oder Felix Komoll, bieten mitreißenden Rap, Reggae und Jazz, sind aber bei uns kaum bekannte Größen. Hier hätte sicherlich ein bekannter Name eine Menge Publikum angezogen. Insbesondere, wenn es sich um Musik aus der Altmark gehandelt hätte.

Dazu kommt: Die Abstimmung zwischen Musik und Technik – die Soundchecks – sollten nicht so lange dauern, dass der Abend zwei Stunden später als angekündigt beginnt. So standen sich einige der wenigen Besucher die „Beine in den Bauch“ und ärgerten sich über die lange Wartezeit. Trotz aller Ruhe, Entspanntheit und Geduld.

Ein anderes Problem: Beim näheren Betrachten des Programms fragten sich viele Festival-Fans, warum dafür drei Tage nötig sein sollten. Einer, maximal zwei Tage hätten gereicht. Sicher, der Kulturverein wollte auch zu einem Wochenende der Entspannung und Selbstfindung einladen, aber, das wirkte irgendwie fehl am Platz…

Last but not least: Das kulinarische Angebot war auch nicht ganz das, was auf einem dreitägigen Festival erwartet werden konnte. Auch die Verkaufsstände hätten zahlreicher und mit mehr Angeboten sein können.


Trotz aller Mängel hat dieses Festival aber tatsächlich eine Chance, sich zu etablieren und angenommen zu werden. Dafür sind eine Menge Arbeit, Durchhaltevermögen und Umdenken gefragt – ansonsten wird es wohl bei dem einen Drei-Tage-Festival in Gethlingen bleiben. Und das wäre sehr schade.

Noch ein paar Impressionen: Foto links oben – Der wohl älteste Besucher des Festivals.©Thomas Pfundtner

Foto in der Mitte – Landidylle pur: Ein Landwirt lässt sich von dem Festival nicht beirren und rollt immer wieder an der Bühne vorbei – auch wenn eine Band spielte.©Thomas Pfundtner

Foto unten – Verschieden Stände machten ganz unterschiedliche Angebote. Jeden Geschmack traf es nicht.©Thomas Pfundtner

2023-08-22T19:56:16+02:00
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