Weltberühmter Dirigent kehrt zurück nach Stendal

 

Mitteldeutsche Kammerphilharmonie ©Robert Jentzsch

Stendal – Vor 60 Jahren kam er für knapp zwei Jahre als Musikalischer Oberleiter an das Theater der Altmark und trug trotz der kurzen Zeit maßgeblich mit zur Qualitätssteigerung des Orchesters bei: Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Peter Gülke. Und nun, nach dieser langen Zeit wird er wieder im TdA vor einem Orchester stehen – der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie Schönebeck. Los geht es morgen (18. April) um 19.30 Uhr im Großen Haus. Dort dirigiert er Werke von Haydn, Prokofjew und Mozart. Eine halbe Stunde zuvor wird der Dirigent eine ausführliche Einführung zu dem Konzert geben.

Das am 29. April 1934 in Weimar geborene Multitalent Gülke blickt auf eine erstaunliche Karriere zurück: Chefdirigate in Potsdam, Rudolstadt, Dresden, Berlin, Freiburg oder Wuppertal sind nur einige seiner beruflichen Stationen. Dazu zahlreiche Stellen als Lehrbeauftragter, unter anderem hatte er eine Gastprofessur in Harvard inne. Außerdem machten unzählige musikwissenschaftliche Publikationen ihn weltweit bekannt.  Einen besonderen Namen in der Klassikwelt machte sich der Professor damit, dass er zahlreiche zeitgenössische Werke zur Uraufführung brachte und vergessene Werke wieder zugänglich gemacht hat.

Kommt für einige Stunden zurück in die Hansestadt: Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Peter Gülke, ehemaliger Musikalischer Oberleiter am TdA. © EvS Musikstiftung; Foto: Stefanie Loos

Im Exklusiv-Interview mit der AZ erinnert sich Professor Gülke an seine Zeit in Stendal und erzählt, welche Pläne er noch hat.

Herr Professor Gülke, vor 60 Jahren kamen Sie als Musikalischer Oberleiter ans TdA …

…es war meine erste Chefstelle. Das habe ich nie vergessen. Ich traf auf ein erstaunlich fähiges Orchester. Besonders die Streicher haben mich damals sehr beeindruckt. Durch diesen Klangkörper wurde es für mich möglich, viele große Werke zum ersten Mal zu dirigieren – zum Beispiel Beethovens 9. Sinfonie. Wenn Sie so wollen, war Stendal das Startbrett für mich.

Sind Sie seitdem jemals wieder in der Hansestadt gewesen?

Zweimal. Vor gut zehn Jahren gaben die Mitteldeutsche Kammerphilharmonie und ich ein Konzert in der Stadt. Übrigens mit dem Orchester komme ich jetzt wieder zu Ihnen.

Ein zweites Mal konnte ich die Stadt privat besuchen und noch einmal zu den Plätzen gehen, die mich schon vor 60 Jahren sehr beeindruckt haben.

Worauf kann sich das Publikum am Donnerstag (18. April) freuen?

Wir spielen die erste Sinfonie von Sergej Prokofjew, die letzte Sinfonie von Joseph Haydn und das letzte Klavierkonzert von Mozart…

Mit einer besonderen Solistin …

… ja, mit der Japanerin Aya Ishihara. Ihr schlichtes, aber höchst intensives Klavierspiel fasziniert mich seit langer Zeit. Jetzt haben wir zum ersten Mal geprobt. Und ich muss sagen, meine Vorstellungen wurden weit übertroffen.

Was machen Sie nach dem Konzert?

Wir müssen gleich wieder abreisen, da wir am nächsten Tag ein weiteres Konzert haben. Aber ich verspreche, dass ich schon bald wieder nach Stendal komme und mir dann viel Zeit für die Stadt nehmen werde. Ich bin gespannt, wie sie sich seit der Wende verändert hat.

Sie feiern in wenigen Tagen 90. Geburtstag.

Das stimmt. Und ich hoffe, noch lange weitermachen zu können, auch wenn ich weiß, dass die Zeit begrenzt ist. Dazu kommt, dass wir Älteren zwar von einigen Dingen mehr verstehen als die Jüngeren, aber oft nicht mehr in der Lage sind, diese zu realisieren. Das spüre ich auch. Zum Beispiel habe ich früher ohne Notenvorlage dirigiert. Heute habe ich sie immer auf meinem Pult liegen, denn ich möchte nicht, dass durch einen Fehler von mir, eine Vorstellung misslingt. Deshalb habe ich mir auch geschworen, sobald mir ein Freund rät, nun sei es aber gut, werde ich den Taktstock niederlegen. Aber noch ist es nicht so weit …

Ein Konzert mit Starbesetzung

Die Mitteldeutsche Kammerphilharmonie hat ihren Sitz in Schönebeck. Das 1948 in der Elbestadt gegründete Orchester spielt zahlreiche Konzerte an seinem Stammsitz, dem Dr.-Tolberg-Saal in Bad Salzelmen, und gibt mit seinen 23 internationalen Musikerinnen und Musikern jährlich mehr als 115 Gastspiele. Chefdirigent und Musikalischer Leiter des Klangkörpers ist seit September 2019 Jan Michael Horstmann. Das Orchester spielt ebenfalls mit internationalen Solisten und unter weltbekannten Dirigenten.

Das Programm im TdA: HAYDN – DIE KLASSISCHEN

Sergej Prokofjew Symphonie classique op. 25
Wolfgang Amadeus Mozart Konzert für Klavier und Orchester (KV 595)
Joseph Haydn Sinfonie Nr. 104 D-Dur (Hob. I: 104)
Solistin: Frau Aya Ishihara, Klavier
Musikalische Leitung: Prof. Dr. Peter Gülke