Angeklagter kündigt Aussage an

Der Verdächtige Tino B. will sein Schweigen brechen

 

 

Am Samstag, 21. Oktober erschien der Bericht über den dritten Verhandlungstag in der Altmark Zeitung in den Ausgaben für den Landkreis Stendal und den Altmarkkreis Salzwedel im Lokalteil unter der Überschrift: Tino B. lässt ein Geständnis verlesen. 

Der Angeklagte zwischen seinen Anwältinnen, versteckt hinter einem blauen Aktenordner© T.Pfundtner

Klötze/Stendal – Am dritten Verhandlungstag brach der wegen Mordes angeklagte Tino B. sein Schweigen und gestand, dass er seine langjährige Freundin Kezhia H.  mit einem Messer getötet hat. Dies geht aus einer mehrseitigen Einlassung hervor, die seine Anwältin Catharina Bombach verlas. Allerdings, so ließ der Angeklagte verlesen, behauptete der Angeklagte, im Affekt gehandelt zu haben, da er sich von seiner Freundin bedroht gefühlt habe. Sie wollte Tino B. zum Sex zwingen. Es kam zu einem massiven Streit, über ihren Kinderwunsch.  Plötzlich „hielt sie mir einen silbernen Gegenstand an die Brust, den ich als ein Messer von mir erkannte. Ich versuchte, es ihr zu entreißen. Und dann habe ich zugestochen. Irgendwie.“ Auf einmal hätte er wie von Sinnen auf seine Freundin eingestochen. Doch, so behauptet der Vater von drei Kindern, „ich kann mich an nichts erinnern.“ Auf gar keinen Fall sei die Tat geplant gewesen.

In seiner Erklärung beschreibt Tino B., dass er Kezhia bereits seit 2015 aus dem Fußballverein kannte. Aber erst im November 2019 begann die Beziehung.  Er schreibt weiter, dass Kezhia immer davon sprach, wie schlecht sie von ihrer Mutter, dem Bruder und ihrem verstorbenen Vater behandelt wurde, da „sie zu dick war.“ Ihr Kindergeld hätte sie auch nicht bekommen und ist dann in eine kleine Wohnung gezogen, in der der Angeklagte immer wieder auftauchte. Außerdem sei Kezhia  H. „nie über den Tod ihres Vaters hinweggekommen.“ Deshalb wurde sie über Monate auch stationär in einer Klinik und später in Uchtspringe behandelt ­– so Tino B. Dies hatten Zeugen anders gesehen. Demnach soll es keinen Familienstreit gegeben haben. „Ihr Verhältnis war eigentlich so normal, wie bei anderen jungen Menschen, die von zu Hause ausziehen.“

Tino B. stellte dar, wie seine Freundin und er mit seinem Firmenwagen nach Wolfsburg fuhren, um sich einen schönen Tag zu machen. Später kam es zur schrecklichen Tat, „die er nicht mehr beschreiben kann.“

Dann wird die Erklärung grauenhaft und gespenstisch: Tino B. schildert, dass er nach der Tat das Auto von Blutspuren reinigte. Von ihrem Handy verschickte er eine SMS, „um von mir abzulenken“ und zerstörte es danach mit einem Hammer. Später habe er dann die Leiche von Kezhia in eine Decke gewickelt und sei „ziellos durch die Gegend gefahren. Später habe er einen Platz gesucht, an dem „ich Kezhias Leiche verstecken konnte“, wie Tino B. erklärte.

Tino B. lässt weiter berichten, dass er kurz darauf, mit einem Firmenbagger eine Grube in einem Waldstück in der Nähe eines Kieswerks nahe Bahrdorf (Niedersachsen) aushob. Vorher hatte er versucht, die Leiche zu verbrennen, konnte dies aber doch nicht ausführen.

Seit der Tat leidet er nach eigener Aussage unter „starken Schuldgefühlen“.

Vermindert schuldfähig? Gutachten beantragt

In der Einlassung schildert Tino B. Kezhia H. als eine eifersüchtige und depressive Frau. Dies sagten Zeugen, die vor der Einlassung von Tino B. gehört wurden.  Ja, Kezhia sei ab und zu depressiv gewesen, hätte sich stationär in eine Therapie begeben, die sie in diesem Jahr wieder aufnehmen wollte. Nur in einem Punkt stellte die Auszubildende stets auf stur: Fast alle Zeugen hätten ihr geraten, dass sie die Beziehung zu Tino B. beenden solle, da er zu alt für sie wäre. Aber davon wollte Kezhia H. nichts wissen. Und die Zeuginnen schilderten Tino B. als unehrlich, der immer die Wahrheit verbiegt. Eine von ihnen sagte aus, „dass Tino B. nur seine eigene Wahrheit kennt.“

Während der Lesung seines Geständnisses versteckte Tino B. seinen Kopf hinter seinen Armen, behielt dies bis zum Ende des Verhandlungstages bei – so, als wolle er sich in einem Mauseloch verstecken. Aber vor dem Ende stellten die Anwälte von Tino B. noch mehrere Anträge. Unter anderem wollen sie, dass Tino B. von einem Psychologen begutacht­et werden soll, um zu beweisen, dass er bei Ausführung der Tat nicht schuldfähig war.

Holger Stahlknecht, Anwalt von Kezhias Mutter, meinte dazu: Die Strategie der Verteidigung ist klar. „Ihr Ziel ist es, dass die Anklage von Mord auf Totschlag verringert wird. Immerhin geht es um die Höhe der Gefängnisstrafe.“ Bei Mord ist es lebenslänglich, bei Totschlag bis zu 15 Jahren. Ob allerdings alle Beweisanträge auch angenommen werden, wird sich am nächsten Verhandlungstag zeigen.