Baustopp für Fähranleger
Hochwasser beendet Sanierung in Räbel – Neubeginn steht in den Sternen
Hochwasser beendet vorläufig Sanierungsarbeiten in Räbel.@T.Pfundtner
Das Elbewasser steigt und steigt. Die Bauarbeiten am Räbener Fähranleger mussten sofort eingestellt werden.©T. Pfundtner
Werben/Derben – „Kommen Sie vorbei und machen Sie Fotos“, sagte ein Arbeiter am Fähranleger von Werben noch am letzten Donnerstagnachmittag zur AZ, „wir machen sehr gute Fortschritte und gehen davon aus, dass das Setzen der Spundwände nur noch wenige Tage dauert.“ Ein fataler Irrtum, wie sich bereits wenige Stunden später herausstellte.
Am frühen Freitagmorgen erhielten die Mitarbeiter des Bauunternehmens und der Kranfirma die Nachricht, dass sämtliche Gerätschaften abgebaut und weggebracht werden müssen. Hochwassergefahr!
Damit hatten die Auswirkungen der Regenfront, die seit Donnerstag über weiten Teilen Deutschlands und in Sachsen-Anhalt liegt, auch den kleinen Anleger an der Elbe erreicht. Seit Donnerstagmittag regnet es besonders in Thüringen und Sachsen, aber auch in Sachsen-Anhalt. Auch für das Wochenende wurden für Mitteldeutschland Niederschläge von bis zu 60 Litern Wasser auf einen Quadratmeter erwartet. Der viele Regen hat auch starke Auswirkungen für die Flüsse und damit auch die Elbe. So prognostizierte die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes einen Anstieg am Wasserpegel Tangermünde von Freitag bis Montag, 22 Uhr um 68 Zentimeter. Genauer gesagt von 257 auf 325 Zentimeter. Tendenz bis zur Wochenmitte weiter steigend
Hochwasseralarm: Schnell wurde der Spezialkran eingefahren und nach Burg gebracht.©T.Pfundtner
Also begann am Freitagmorgen der Rückbau am Fähranleger Räbel:
Zunächst mussten einige Spundwände wieder aus der Elbe gezogen werden.
Danach wurden innerhalb kürzester Zeit Bagger und zahlreiche Baggerschaufeln, Radlader, Toilettenwagen, Ketten und anderes Arbeitsmaterial mehrere hundert Meter Richtung Elbedeich verbracht. Dann mussten die unzähligen kurzen und langen Spundwände abtransportiert werden.
Auch die große Ramme, mit der die Spundwände ins Wasser getrieben werden, verschwand.
Nicht zu vergessen, der hohe Kran, der extra aus Burg bei Magdeburg mit einem überdimensionalen Transport-Laster zur Fähre gefahren worden war, zog den langen Ausleger wieder ein. „Schwertransporter und Kran sind bereits bei uns eingetroffen“, bestätigte ein Mitarbeiter der Firma. Allerdings wusste auch er nicht, wann er an die Elbe zurückgebracht wird und die Arbeiten erneut beginnen.
Klar ist allerdings, dass diese Verzögerung eine Wiederaufnahme des Fährbetriebs erneut nach hinten verschieben wird.
Dazu sagt Meike Portius, Regionalbereichsleiterin der Landesstraßenbaubehörde von Sachsen-Anhalt, dass nun auf sinkende Pegel gewartet werden muss. Es sei eine Situation, die nicht erwartet wurde.
Und René Schernikau, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Arneburg-Goldbeck, meint: „Natürlich ist die Situation ärgerlich. Zumal nach unserem Wissen, nach dem Winterhochwasser bereits viel früher mit den Arbeiten hätte begonnen werden können. Deshalb ist besonders wichtig und unumgänglich, dass die Baufirmen ihre Arbeiten sofort wieder aufnehmen, wenn die jetzige Gefahr gebannt ist“
Eine Hiobsbotschaft nach der anderen – ob der Termin im August gehalten werden kann, ist sehr fraglich
Die gesetzten Spundwände mussten eiligst wieder entfernt werden.©T.Pfundtner
Es scheint, als ob ein Fluch auf dem Schiff und dem Anleger liegen – die Liste der Pleiten und Pannen ist lang:
Erst wurden die Fähranleger auf der Werbener und der Havelberger Seite falsch geplant.
Dann gab es Streit darum, wer für die Finanzierung der Sanierungsarbeiten zuständig ist.
Dann wurden die Revisionsarbeiten auf der Werft in Derben wegen Kälte und Hochwasser für sechs Wochen unterbrochen.
Als es wieder losging, kam heraus, dass der Umbau des Aufenthaltsraums, des Kassenraums und der sanitären Anlagen durch die Hansestadt Werben selbst durchgeführt und finanziert werden muss.
Schon damals ärgerte sich Bernd Schulze, Bürgermeister der kleinsten Hansestadt der Welt: „Nach den Förderrichtlinien gehören der Kassenraum, die Toiletten und der Aufenthaltsraum nicht zum Schiff und werden nicht gefördert; das ist doch völliger Blödsinn.“
Auch der komplette Neu-Anstrich des Schiffskörpers und der Aufbauten verzögerte sich.
Waren ursprünglich vier Elektriker für das Strippenziehen und die Verkabelung vorgesehen, arbeitete oft lediglich ein Mann daran.
Und jetzt wieder Wetterprobleme, deren Ende nicht abzusehen ist. Für Werben ein teurer Spaß: Denn bei möglichen Fähreinnahmen von bis zu 2000 Euro pro Tag, wurde bisher mit einem Schaden von bis zu 152.000 Euro kalkuliert. Jetzt stellt sich die Frage, ob das reichen wird und es tatsächlich noch im August „Leinen los“ für die Gierseilfähre heißen wird.
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