Demenz – das Kuddelmuddel im Kopf

 

Das Stück „Oma Monika – was war?“ über den Verlust von Erinnerungen feierte am TdA Premiere

 

Katrin Steinke und Lutz Franke freuen sich über den Applaus©T.Pfundtner

 

„Vom Kuddelmuddel im Kopf“ – Das Stück „Oma Monika – was war“ über Erinnerungsverlust feiert Premiere  – war die Überschrift über dem Bericht der Premiere des Theaterstücks über Demenz in der Altmark Zeitung vom 1. November 2023 im Lokalteil der Ausgabe für den Landkreis Stendal.


„Weg vom Geist“ oder „ohne Geist“ – so lautet die wörtliche Übersetzung des Begriffs „Demenz“ aus dem Lateinischen.

Am Anfang der Krankheit sind häufig Kurzzeitgedächtnis und Merkfähigkeit gestört, im weiteren Verlauf verschwinden auch bereits eingeprägte Inhalte des Langzeitgedächtnisses.Die Betroffenen verlieren so mehr und mehr die während ihres Lebens erworbenen Fähigkeiten und Fertigkeiten. Dabei ist eine Demenz jedoch weitaus mehr als eine Gedächtnisstörung. In ihrem Verlauf kommt es auch zu einer zunehmenden Beeinträchtigung der Aufmerksamkeit, der Sprache, des Auffassungs- und Denkvermögens sowie der Orientierung. Somit erschüttert eine Demenzerkrankung das ganze Sein des Menschen – seine Wahrnehmung, sein Verhalten und sein Erleben. Und auch das seiner Umwelt, seiner Familie.

Stendal – Das Wort wird auf der Bühne kein einziges Mal ausgesprochen, dennoch dreht sich alles darum: Demenz. Am Sonnabend feierte das Stück „Oma Monika – was war?“ im Rangfoyer im Theater der Altmark Premiere. In dem Stück von Milan Gather wird Balthasar regelmäßig von den Eltern bei seiner Oma Monika „abgegeben“. Als er einmal über Nacht bleiben darf, fällt ihm auf, dass Oma Monika immer mehr vergisst – Erinnerungen und Worte. Als die alte Frau Balthasar mit ihrem Mann verwechselt, beginnt er immer neue Rollenspiele mit ihr, wird so zum Mitspieler ihrer Vergangenheit, die Oma Monika näher scheint, als der Alltag, in der Kuchenteig statt gebacken, geföhnt wird. Gut 60 Minuten wird das Publikum durch die Krankheit und das Leben von Monika geführt. Temporeich, skurril, mit Momenten, die betroffen machen, aber auch Lachen hervorrufen. Besonders hervorzuheben ist das eindringliche Spiel von Katrin Steinke, die blitzschnell zwischen Momenten totaler Klarheit und Verwirrtheit hin und her wechselt. Mit knappen Gesten und eindringlichem, aber nicht aufdringlichem Mienenspiel, gibt sich Oma Monika mal jung, pfiffig und fröhlich. Dann wieder taucht sie in ihre Vergangenheit ein, erkennt ihren Enkel nicht mehr – schmeißt ihn sogar aus ihrer Küche. Katrin Steinke, die sich in die Rolle einer älteren Frau einarbeiten musste, wirkt glaubwürdig und identisch. „Ja, so könnte es uns im Alter ergehen. Hoffentlich nicht“, sagte ein Besucher beim Verlassen des TdA.

Alle Mitwirkenden am Stück, auch die im Backstage, verdienen einen Applaus© T.Pfundtner

Natürlich ist es keine Frage, dass auch Lukas Franke stets bemüht ist, seiner Rolle als Kind und dann wieder als andere Figuren aus Monikas Leben gerecht zu werden. Brilliert und begeistert er in der Junk-Oper Struwwelpeter (Shockheaded Peter) in seiner Hauptrolle als junges Mädchen, sieht das als Balthasar anders aus: Ihm fehlt diesmal (leider) die Leichtigkeit im Spiel.

Es scheint so, dass Lukas Franke in „Oma Monika – was war?“ sich „überspielt“. Es gibt zu viele Momente, in denen Lutz Franke sein Spiel überzieht und deshalb nicht überzeugt. Dann wieder zeigt Franke, was für ein Potential in ihm steckt: Sei es als Moderator, der Monika zum Thema Gleichberechtigung interviewt oder als ihr verstorbener Ehemann.

Theaterabend, der einen Besuch lohnt

Intendantin Dorothy Szalma (li.) gratuliert Katrin Steinke und Lukas Franke.©T. Pfundtner

Auch die Schlagzeugszene, in der Monika und Balthasar sich vorstellen; hier überzeugt Franke.  Ansonsten aber wirkt Lutz Franke   – im Vergleich zu Katrin Steinke – durch zu laute Stimme und überzogene Gesten – blass.

Allerdings war es die Premiere und Lukas Franke bestimmt sehr nervös und aufgeregt. Er wird sich von Aufführung zu Aufführung steigern und ebenso überzeugen.

Insgesamt aber war es ein sehr interessanter Theaterabend, der einen Besuch lohnt. Besonders für Familien mit Kindern lohnt – weil das „Kuddelmuddel“ im Kopf von vielen Omas und Opas leicht verständlich dargestellt wird.


Auf der Seite des TdA können Sie im Spielplan sehen, wann Sie die Gelegenheit haben, dieses und andere Stücke zu sehen.