Ein Abend, der unvergessen bleibt

 

 Umjubelte Premiere von „Ich glaub‘, ’ne Dame werd‘ ich nie“ im Kleinen Haus

 

Die Knef am TdA doppelt.© Matthias Piekacz

 

In der Altmark Zeitung erschien am Freitag, 10. November 2023, in der Ausgabe für den Landkreis Stendal im Teil Lokales der Beitrag „Knef-Abend im Kleinen Haus wird unvergessen bleiben“ mit dem Untertitel: Theater der Altmark feiert mit „Ich glaub‘, ‘ne Dame werd‘ ich nie“ eine umjubelte Premiere.

Hingebungsvoll, nachdenklich, mitreißend so stellten Susan Ihlenfeld und Niclas Ramdohr die Knef dar – wie man sie kannte© Matthias Piekacz

Stendal – Bereits im März sorgten Susan Ihlenfeld und Niclas Ramdohr als „die Knef“ in dem Stück „Für mich soll’s rote Rosen geben“ für Furore.  Dabei drehte sich alles um das Leben der Legende Hildegard Knef. 1925 in Berlin geboren, wurde sie als Schauspielerin, Musical-Star, Autorin, Sängerin und Liedertexterin auf der ganzen Welt berühmt. Und bis heute ist die Knef nach wie vor präsent. Auch in Stendal und im Theater der Altmark. Hier feierte am vergangenen Sonnabend im Kleinen Haus das Stück „Ich glaub‘, ’ne Dame werd‘ ich nie“, eine begeisternde Premiere. Bei diesem Hildegard-Knef-Liederabend steht ihre Rolle in der Gegenwart im Vordergrund. Entwickelt und geschrieben wurde diese musikalische Reise von Susan Ihlenfeld und Niclas Ramdohr.

„Am Anfang wussten wir nicht, wo wir stehen“, erinnert sich der musikalische Leiter, der an diesem Abend nicht nur am Klavier, sondern auch als Darsteller brilliert, „aber dann sprudelten die Ideen und wir mussten vorne, hinten und in der Mitte straffen.“

Dadurch sind noch längst nicht alle Lieder der Knef gesungen, was an einem Abend auch unmöglich ist.  Aber es entstand ein musikalisches 60-Minuten-Stück – über eine Hildegard Knef im Heute. Sei es auf der Bühne, am Schminktisch, bei der rhythmischen Sport-Gymnastik oder bei einem Schattenspiel, in dem es um einen Schwan geht …

Der Abend beginnt mit „Eins und eins, das macht zwei“ von 1963. Die Knef steht vor einer weißen Leinwand, während die andere Knef am Flügel sitzt und deren Finger über die Tasten fliegen lässt und so das Publikum sofort in einen Bar-Abend – dafür wurden die Sitzreihen ausgebaut und durch Tische ersetzt – eintauchen lässt. Vom ersten Moment an bilden Susan Ihlenfeld und Niclas Ramdohr eine spielerische und musikalische Einheit, die bis hin zum letzten Tisch den Zuschauern das Gefühl vermittelt, die beiden kennen sich seit Jahrzehnten. Zwei Personen verwandeln bereits nach wenigen Minuten einen kleinen Saal in ganz großes Theater. Mal leise, mal laut. Mal sanft, mal rau. Mal friedlich, mal streitsüchtig. Ja, jeder Satz, den Hildegard Knef geschrieben hat, und jedes Lied, das sie gesungen hat, sind auch noch heute lebendig. Es ist kein Wunder, dass bis heute junge Musiker aller Genres den Knef-Songs neues Leben einhauchen und ihre Bücher nach wie vor gelesen werden. Die Knefs auf der Bühne machen deutlich, warum sich die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel zu ihrem Abschied von der Bundeswehr als ein Lied für den großen Zapfenstreich „Für mich soll’s rote Rosen regnen“ wünschte.

Die Knef im Doppelpack, rauchige Stimme und virtuoses Pianospiel

 Susan Ihlenfeld, Sylvia Martin und Niclas Ramdohr (von rechts nach links) begeisterten das Premieren-Publikum.©T.Pfundtner

Es sind die rauchige Stimme von Susan Ihlenfeld und die mitreißenden Piano-Interpretationen von Niclas Ramdohr durch die die kurzen Mono- oder Dialoge perfekt eingebunden werden in den roten Faden „Leben, Arbeit, Glück und Leid“, der sich durch den Abend zieht. Ihlenfeld und Ramdohr nehmen das Publikum nicht nur mit, sondern beziehen es mit ein. Kleine Petitesse am Rande: Sogar der Caterer des Theaters der Altmark, Jens-Uwe Rudolph, wird in das „gegenwärtige Leben“ einer „möglichen Knef“ einbezogen.

Auch das Team im Hintergrund dieser faszinierenden Inszenierung, beherrscht sein Handwerk: Die sanfte Dramaturgie von Sylvia Martin, die Kostüme, der perfekte Ton und das dezent gesetzte Licht geben dem Stück eine zusätzliche Wirkung – sie haben die „Knef“ perfekt in Szene gesetzt.

„Ich glaub‘, 'ne Dame werd' ich nie“ bringt Spaß, stimmt nachdenklich und stellt die Frage, ob wir nicht alle mal „ein bisschen Hildegard Knef sein sollten.“

60 Minuten waren geplant, neunzig wurden es! Und es hätte noch länger dauern können, ohne dass Langeweile aufgekommen wäre. Mit nicht enden wollendem Applaus dankte das Publikum Susan Ihlenfeld und Niclas Ramdohr für diesen wunderbaren Abend, der sicherlich auch im großen Theatersaal den Raum füllen würde …