Schock für die Hansestadt Werben

 

Fähranleger frühestens Ende August fertig / Verluste bis zu 152.000 Euro möglich

 

 

Da war der Bürgermeister noch zuversichtlich. Jetzt die Hiobsbotschaft: Noch bis Ende August sollen die Arbeiten an den Fähranlegern Räbel und Havelberg dauern. Ein großes Problem für die Hansestadt Werben. ©T.Pfundtner

Werben/Derben – „Noch vor vier Wochen“, strahlte Bürgermeister Bernd Schulze großen Optimismus aus: „Am 16. Mai dockt nach den langen Revisionsarbeiten unsere Gierseilfähre wieder in Räbel an“, sagte er der AZ.

Das wäre gestern gewesen. Doch, wer das Schiff gestern am Anleger begrüßen wollte, musste enttäuscht wieder abziehen. Keine sanierte Fähre auf der Elbe zu sehen.

Es kommt aber noch schlimmer. Wie die AZ aus dem Landesstraßenbauamt Sachsen-Anhalt erfuhr, werden die Arbeiten für die benötigten neuen Fähranleger Räbel und Havelberg – die falsch geplant wurden – frühestens Ende August beendet sein. Bis dahin wird es keinen Fährbetrieb geben! Aber der Reihe nach:

Seit mehr als acht Monaten liegt die Fähre nun bereits bei einer Werft in Werben.  Die Schiffbauer hatten der Hansestadt Arneburg mittels einer „Behinderungsanzeige“ angekündigt, dass durch Frost und Schnee im Dezember vergangenen Jahres und im Januar 2024 die Arbeiten nicht fortgesetzt werden konnten, sodass sich ein angepeilter Liefertermin im Frühjahr nach hinten verschieben würde.

Damit konnte die Hansestadt Werben auch gut umgehen, wie der Chef der Hansestadt Werben immer wieder betonte. Doch jetzt ist seine gute Laune gesunken: Noch immer ist der neue Anstrich der Fähre nicht beendet. Die letzte Wasserstandsmeldung lautete, dass aber bereits zwei Drittel gestrichen seien.

Ein weiteres Problem ist derzeit die Verlegung der vielen Kabel, die für die neue Elektrik im Schiffskörper und den Aufbauten verlegt werden müssen. Grund dafür ist der Mangel an Fachkräften. Waren ursprünglich vier Elektriker für das Strippenziehen und die Verkabelung vorgesehen, arbeitete zeitweise lediglich ein Mann an dem 150.000-Euro-Projekt.

Allein die Sanierung der Fähre kostet Stadt und Land 602.000 Euro brutto. Viel Geld, für dass das Schiff lange zwischen dem Anleger Räbel und dem vor Havelberg hin- und herschippern muss…

„Jeder Tag, an dem keine Einnahmen generiert werden, bedeutet für uns einen nicht geringen wirtschaftlichen Verlust“, sagt Schulze. Nicht zu vergessen, dass den Fährleuten ihr Gehalt weiterbezahlt wird …

BIG-Packs zur Ufersicherung ©T.Pfundtner

Aber der kleinsten Hansestadt der Welt reißt nicht nur die sich verzögernde Auslieferung ein Loch in die Haushaltskasse – auch die Fähranleger tragen nun einen großen Teil dazu bei, da eine kurzfristige Fertigstellung unmöglich ist.

Als die L 2, die zu den Anlegern führt, komplett erneuert wurde, wurden auch diese gemacht.  Aber die Planer hatten nicht bedacht, dass eine Gierseilfähre über einen anderen Anlandewinkel verfügt als eine Motorfähre. So kam es, dass sich um 5 Grad in der Tiefe zu Ungunsten des Anlegers verrechnet wurde.  Dadurch war der lückenlose Übergang zwischen den Ladeklappen und dem Ende des Fähranlegers nicht gegeben.  Es klaffte eine Lücke von bis zu 20 Zentimetern.

Ursprünglich war das Land der Meinung, dass die Hansestadt die Kosten für die notwendigen Bauarbeiten übernehmen solle.  Doch dagegen haben sich Werben und die Verbandsgemeinde Arneburg-Goldbeck erfolgreich gewehrt und es gab eine öffentliche Ausschreibung für den Auftrag.

Allerdings passierte monatelang nichts. Laut Aussagen des Amtes machte das Hochwasser anfangs die Fertigstellung unmöglich.

Auch jetzt kann es nicht vernünftig losgehen, denn die Wasserstände seien bis heute noch nicht so tief abgesunken, dass die Auf- und Abfahrrampen gebaut werden können. Zusätzlich seien weitere Schäden entdeckt worden, die weitere Maßnahmen innerhalb der Rampen nötig machen.

Um nunmehr ein zügiges Vorankommen zu sichern, wurde beschlossen, Spundwände in die Elbe einzulassen, um trotz des Wasserstandes bauen zu können. Aber, so sagte der Mitarbeiter (Name ist der Redaktion bekannt), man wisse ja nicht, ob unter Wasser dicke Geröllsteine liegen, die ein „Einrammen der Wände verhindern.“ Außerdem müsse erst einmal sichergestellt sein, dass das schwere Gerät, das die Wände in den Fluss senken soll, auch sicher und fest steht. Wörtlich meinte er: „Wir arbeiten mit Hochdruck daran, dass es nun schnellstmöglich weitergeht, aber auch wir sind vor weiteren Problemen nicht gefeit."

Für die Stadt eine kleine Katastrophe, denn bei möglichen Fähreinnahmen von bis zu 2000 Euro pro Tag, könnte ein Schaden bis zu 152.000 Euro für Werben entstehen. Kein Wunder, dass Bernd Schulze gegenüber der AZ entsetzt reagierte: „Das glaube ich nicht. Immer wieder wurde ich vertröstet. Mir wurde am Telefon sogar gesagt, ich solle mich beruhigen, man sei doch kein Kummerkasten. Und nun das. Meine einzige Hoffnung ist, dass mit den Spundwänden auch Tag und Nacht an den Anlegern gearbeitet wird.“