Sebastian Harwardt ist Preisträger 2022 der Kaschade-Stiftung Stendal

 

Ein gebürtiger Stendaler ist diesjähriger Preisträger

 

Der Künstler Sebastian Harwardt.

 

Der Beitrag über Sebastian Harwardt und seinen künstlerischen Zwischenstopp in Stendal erschien am 14.September in der Stendaler Volksstimme.

Die Kaschade-Stiftung

Die Stiftung ist eine rechtsfähige Stiftung des bürgerlichen Rechts mit Sitz in Stendal. Nach § 2 der Satzung ist der Zweck der Stiftung die Förderung der internationalen Beziehungen in Stendal und der Altmark in erster Linie mit Blick auf Bildung und Kultur:

  • Förderung von Personen und Organisationen, die international wirken
  • Unterstützung von kulturellen Aktivitäten aus der Region
  • Förderung der Arbeit durch Preise.
  • Förderung von Projekten, die in einem länderübergreifenden Zusammenhang stehen.

Historie der Stiftung

Nach der Wiedervereinigung setzte Professor Hans- Jürgen Kaschade seine berufliche Tätigkeit in Magdeburg fort. Seine Aufgabe war es, die Fachhochschule dort aufzubauen. Im Verlauf dieser Arbeit kam es zur Erweiterung des Aufgabenbereiches in Richtung Fachhochschule Altmark mit Sitz in Stendal. Ab 1992 wurde der Standort von Professor Hans-Jürgen Kaschade aufgebaut und ab 1998 war er dann  bis 1999 ausschließlich für den Standort Stendal zuständig. Im Jahr 2000 beendete er seine Tätigkeit im Hochschulwesen.

Inzwischen hatte sich Professor Kaschade in Stendal auch außerhalb der Hochschule engagiert und 1996 die Kaschade-Stiftung ins Leben gerufen. Seinem Lebensbild folgend mit Förderung der internationalen Beziehungen vor allem in den Bereichen Bildung und Kultur.

Das Uenglinger Tor und das Tangermünder Tor zwei ehemalige Stendaler Stadttore aus künstlerischer Sicht.

Der historische Stendaler Roland und eine aktuelle Stadtansicht mit den Augen des Künstlers Sebastian Harwardt gesehen.

Der Oberbürgermeister Bastian Sieler (links) und Rainer Erdmann, Vorstandsvorsitzender der Kaschade-Stiftung (rechts), im Stendaler Atelier des Stipendiaten.

Sebastian Harwardt erklärt seine spezielle Technik direkt am Kunstwerk.

Stendal. Ob mit dem Fahrrad oder zu Fuß: Am liebsten würde Sebastian Harwardt an (fast) jeder Stendaler Straßenecke verweilen, seinen Skizzenblock und Stifte aus der Tasche ziehen und loslegen. Der 39-Jährige ist Künstler. Einer mit viel Talent und Kreativität. Sonst hätte er wohl kaum das diesjährige Stipendiat der renommierten Kaschade-Stiftung erhalten. Von 60 Bewerberinnen und Bewerbern befand die Kaschade-Jury ihn für würdig, sechs Wochen in Stendal zu leben und zu arbeiten. Dafür wird ihm eine Wohnung zur Verfügung gestellt. Es gibt 1.500 Euro als Unterstützung und für Material. Außerdem erhält jeder Preisträger eine von der Volksbank Stendal ausgerichtete große Ausstellung in den Räumen der Bank, inklusive repräsentativer Broschüre. Wichtig für alle Stipendiaten: Ihre Arbeiten müssen einen Bezug zu Stendal haben. Aus diesem Grund ist Sebastian Harwardt täglich stundenlang in der Hansestadt unterwegs: Er saß am Markt und skizzierte den Roland und das Rathaus. Das ehemalige Kino „Klappe“, in dem jetzt ein Supermarkt ist, zeichnete er. Auch das alte RAW-Gebäude wurde auf Papier gebannt. Dazu diverse Häuser und Straßenecken, Wände und Mauern. Alles in schwarz-weiß.

Bisher kommt Sebastian Harwardt, der in Stendal geboren wurde, aber in Tangermünde aufwuchs, auf zwölf Motive: „Aber es gibt so unendlich viel mehr“, sagt er, „ich könnte noch viele Monate hierbleiben und interessante Motive zeichnen.“

Aber, das wird er nicht schaffen, denn mit dem Zeichnen ist die Arbeit des Vaters eines dreijährigen Sohns (der auch schon mal in Stendal war) längst nicht getan: Die Zeichnungen werden im Atelier von Sebastian Harwardt mehrmals kopiert. Auf verschiedene Papierstärken.  Aus diesen Bildern schneidet er bestimmte Teile heraus, die später in das fertig colorierte Bild eingeklebt werden: „Je nach Papierdicke entsteht dann ein dreidimensionaler Eindruck.“

Damit nicht genug. Der Maler und Grafiker, der nach dem Abitur erstmal nach Berlin ging, um Philosophie, Geschichte und Kunstgeschichte zu studieren, verschiebt auch gerne Achsen.

Linien und Kanten der gezeichneten Objekte: Mal wird ein Tor perspektivisch verkleinert. Dann wirkt zum Beispiel das Uenglinger Tor leicht schief und „wirkt ein bisschen wie der Schiefe Turm von Pisa.“, lacht Sebastian Harwardt im Wintergarten des 1762 erbauten Hauses in der Weberstraße, in dem die Kaschade Stiftung seit 2007 ihren Sitz hat. Hier, zwischen Pflanzen, Korbsesseln und Säcken mit Vogelfutter erklärt Sebastian Harwardt weiter seine Arbeitsmethode: „Auf eine Holzplatte ziehe ich ein weißes Blatt, das dann komplett mit einer Farbe bemalt wird. Nach dieser Imprimatur beginne ich mit dem farbigen Ausmalen. Zum Schluss werden die die 3-D-Teilchen ins Bild geklebt.“

Da es viele Farbmöglichkeiten gibt, sieht ein Motiv, das mehrere Male verwendet wird, immer anders aus.

Von 2009 bis 2015 studierte der Stendaler Stipendiums-Preisträger bei Professor Thomas Rug an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle. Seitdem lebt und arbeitet er auch in der Saale-Stadt. Allerdings hat er seine Wurzeln nie vergessen. So fertigte er erst kürzlich eine zwei Meter lange und 130 Zentimeter hohe Collage mit Kirchen aus der Altmark an. „Die würde ideal ins Rathaus der Hansestadt passen“, erzählt er. Wer weiß, vielleicht hängt sie eines Tages wirklich dort. Kaschade Stipendiaten schenken nach der Volksbank-Ausstellung eines ihrer Werke der Stadt. Normalerweise eins, das auch hier gefertigt wurde. Aber das muss doch kein Dogma sein, oder…?